Liebe Leserin, Lieber Leser,
die Energiewende steht bei der Ampel-Koalition weiterhin ganz oben auf der Prioritätenliste und da Atomkraftwerke mittlerweile abgeschaltet wurden und fossile Energieträger mit CO2-Zielen kaum in Einklang zu bringen sind, soll es in Zukunft der Wasserstoff richten. Jener soll natürlich bevorzugt mit erneuerbaren Energien hergestellt werden. Das klingt in der Theorie alles gut und schön und macht auch an der Börse Eindruck. Doch in der Realität tun sich immer mehr Steine auf, über welche sich stolpern lässt.
Zum einen wäre da die Tatsache, dass einfach noch nicht annähernd genug von dem Energieträger produziert werden kann, um dem zu erwartenden Bedarf der kommenden Jahre nachzukommen. Das wäre für Anleger jetzt auch nicht die schlimmste Nachricht. Schließlich werden die Konzerne ein solches Vakuum nur zu gerne füllen. Problematischer ist da schon, was eine neue Studie des Branchenverbands Initiative Energie Speichern (Ines) aufzeigt.
Wohin mit dem Wasserstoff?
Laut einem Bericht von „tagesschau.de“ kommt jene zu dem Schluss, dass die derzeitigen Gasspeicher in Deutschland eine Kapazität von rund 32 Terawattstunden für Wasserstoff bereitstellen könnten. Benötigt werden laut Bundeswirtschaftsministerium aber 72 bis 74 Terawattstunden an Speicherkapazitäten bis zum Jahr 2045. Innerhalb von gut 20 Jahren müssten die Speicherlösungen also mal eben verdoppelt werden. Wie „schnell“ es in der Bundesrepublik in Sachen Energiewende normalerweise vorangeht, das haben die letzten zwei Jahrzehnte schmerzlich gezeigt.
Anders ausgedrückt scheint sich hier das nächste Nadelöhr aufzutun, und das könnte auch für die Wasserstoffproduzenten problematisch werden. Schließlich wird Deutschland kaum mehr Wasserstoff zukaufen, als es auch speichern kann. Bisherige Prognosen müssen da nicht unbedingt sofort über den Haufen geworfen werden. Das Ganze ist aber eine Erinnerung daran, was in Sachen Wasserstoff doch noch alles schiefgehen könnte.
PowerCell Sweden segelt in die Tiefe
Vielleicht fühlten sich daran auch die Anteilseigner von PowerCell Sweden erinnert. In einem insgesamt eher lahmen Handel fiel das Papier heute Morgen mit heftigen Kursverlusten auf. Kurz nach Handelsbeginn brachen die Kurse um 7,3 Prozent ein und landeten bei nur noch 7,45 Euro. Einen triftigen Grund dafür konnte ich auf die Schnelle nicht finden und auch an den Märkten tappen die meisten Beobachter im Dunkeln. Schmerzlich ist das Ganze, da damit sämtliche Zugewinne der Vorwoche mit einem Schlag vernichtet werden.
Nun ist es (leider) aber auch nicht so, als wären solche steilen Kursbewegungen bei der PowerCell Sweden-Aktie äußerst ungewöhnlich. Tatsächlich ließ sich Ähnliches in den letzten Monaten des Häufigeren beobachten. Aufgrund der spekulativen Natur der Aktie wird jene schlicht von einer hohen Volatilität begleitet. Möglich ist es da auch, dass einige Anleger die latente Unsicherheit am Gesamtmarkt als Gelegenheit wahrnehmen, um Gewinne besser zu früh als zu spät in die Tat umzusetzen.
Die Kursperformance der PowerCell Sweden-Aktie
Ballard Power mit grünen Vorzeichen
Viel mehr als Spekulieren bleibt einem da kaum übrig. In die andere Richtung ging es derweil für Ballard Power. Dies allerdings in einem deutlich geringeren Tempo. Um 0,32 Prozent verbesserte sich die Aktie heute Morgen und legte von 4,01 Euro kaum merklich bis auf 4,02 Euro zu. Einer Trendwende kommt das noch lange nicht gleich. Es lebt aber die Hoffnung auf eine Bodenbildung. Angesichts von Kursverlusten in Höhe von 40 Prozent auf Jahressicht wäre eine Seitwärtsbewegung aktuell für viele leidgeplagte Aktionäre nicht mehr das schlechteste Szenario.
Die nächsten nennenswerte Widerstände finden sich erst rund um die Marke von 4,30 Euro. An jener scheiterte Ballard Power zu Beginn des laufenden Monats. Erst oberhalb davon ließe sich wohl ernsthaft über einen Turnaround sprechen. Das Papier dürfte jetzt also gerne noch einmal um zehn Prozent zulegen, um für echte Kaufsignale sorgen zu können. In der gegenwärtigen Marktlage ist das aber sehr viel leichter gesagt als getan.
Nel ASA beißt sich fest
Sehr viel näher an einem charttechnischen Ausbruch ist da die Aktie von Nel ASA, welche heute Morgen mal wieder die Linie bei 1,30 Euro ins Visier nimmt. An jener beißen sich die Bullen schon seit Wochen die Zähne aus und der große Erfolg blieb bisher weiter aus. Bis zum Montagvormittag reichte es nur für minimale Kursgewinne. Der Kurs pendelte sich auf 1,28 Euro ein und damit immerhin am oberen Ende der Seitwärtsrange der letzten Tage.
Nel ASA gilt klar als Favorit unter den Wasserstofftiteln. Diesen Ruf untermauerten die Norweger zuletzt mit guten Zahlen und einem hervorragenden Auftragseingang. Ich selbst bleibe aber bei der Vermutung, dass ohne weitere gute Neuigkeiten ein Ausbruch nach oben eher unwahrscheinlich ist. Da es an der Nachrichtenfront wieder sehr ruhig geworden ist, hoffe ich für die Anleger, damit falsch zu liegen.
Plug Power: ganz normale Härte
Komplettiert wird der heutige Überblick durch die noch vielbeachtete, aber letztlich immer wieder enttäuschende Plug Power-Aktie. Die tut sich schwer damit, selbst kleine Kursgewinne festzuhalten und rutschte stattdessen heute Morgen um 1,4 Prozent auf 7,20 Euro hinab. Zur Erinnerung: schon bei 6,80 Euro wartet das 52-Wochen-Tief. Stimmung und Kurs sind also noch immer im Keller.
Die große Wende im Wasserstoffsegment lässt noch immer auf sich warten und aus Politik und Wirtschaft gibt es weiterhin gemischte Signale. Es hat sich nichts geändert an den epochalen Chancen, welche der alternative Kraftstoff mit sich bringt. Doch es fällt oft schwer, den Blick auf diese zu richten, wenn kurzfristig derart große Herausforderungen warten und es oftmals an einer klaren Linie fehlt, wenn es um die Frage geht, wie solchen zu begegnen ist.
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