Liebe Leserin, Lieber Leser,
es lässt sich wahrlich nicht behaupten, dass sich in Sachen Wasserstoff derzeit nichts tun würde. Gerade hierzulande rückt das Thema immer mehr in den Vordergrund und füllt die Schlagzeilen wichtiger Tageszeitungen. Dafür sorgte zuletzt die Bundesregierung mit der Vorlage einer Importstrategie für Wasserstoff. Jene lässt erahnen, wie enorm der Bedarf in den kommenden Jahrzehnten in die Höhe schießen könnte.
Bis zum Jahr 2045 rechnet das Bundeswirtschaftsministerium unter Robert Habeck damit, dass Deutschland einen Bedarf von 700 Terawattstunden an Wasserstoff haben wird. Zu weiten Teilen soll jener über Importe sichergestellt werden. Bis zum Jahr 2030 sollen bereits 45 bis 90 Terawattstunden an Wasserstoff und Wasserstoffderivaten nach Deutschland importiert werden, was zu jenem Zeitpunkt 50 bis 70 Prozent des Bedarfs entsprechen werde. Voraussichtlich werde der Importanteil aber immer weiter steigen.
Es bleibt Raum für Kritik
Grundsätzlich wird die Importstrategie der Bundesregierung sowohl von Wirtschaftsvertretern als auch Umweltschützern begrüßt. Es gibt aber offenbar auch Raum für Kritik. Das Ganze wird als zu wenig konkret bezeichnet und Klimaschützer stören sich sehr daran, dass nicht ausschließlich auf grünen Wasserstoff gesetzt wird. Die Importstrategie schließt auch den Import von „kohlenstoffarmem“ Wasserstoff sowie dessen Derivaten ein. Dieser Begriff ist freilich dehnbar und vielleicht bewusst vage gehalten.
Mit unkonkreten Ankündigungen kennen sich die Anleger freilich bestens aus. Dass Wasserstoff-Aktien aktuell nicht die beste Figur hinterlassen, ist zu nicht unwesentlichen Teilen darauf zurückzuführen, dass Wachstumschancen lediglich mit viel Fantasie in weiter Zukunft zu erkennen sind. Wie genau der Weg dorthin aussehen mag, das lassen die Konzerne aber gerne offen. Natürlich wird es ihnen aufgrund teils unsicherer politischer Verhältnisse nicht eben einfach gemacht und manches lässt sich auch schlicht nicht sicher prognostizieren. Dennoch sind die Aussichten für Anleger oftmals doch etwas zu luftig.
Plug Power rutscht wieder ab
Ein Paradebeispiel für blumige Ankündigungen dürfte wohl Plug Power sein. Zugegebenermaßen hat das Management sich im Vergleich zu früheren Jahren etwas gezügelt und nimmt nicht mehr pausenlos Superlative in den Mund. Vor einer Weile wurde aber noch von „Meilensteinen“ und einer rasanten Steigerung von Kapazitäten gesprochen. Vielleicht nicht ganz zufällig gab es solche Worte nur kurz vor der Ankündigung einer weiteren Kapitalerhöhung zu hören.
Plug Power Aktie Chart
Letztere konnte letztlich aber nicht kaschiert werden und der Aktienkurs befindet sich mal wieder klar im Sinkflug. Nach einer kurzen Verschnaufpause am Dienstag purzelte Plug Power gestern um 2,4 Prozent bis auf 2,43 US-Dollar zurück und näherte sich weiter dem 52-Wochen-Tief bei 2,21 Dollar. Das ist enttäuschend, aber auch ein Stück weit nachvollziehbar. Denn über der mittelfristigen Liquidität steht ein großes Fragezeichen und ohne eine grundsätzliche Wende scheint die nächste Kapitalerhöhung nur eine Frage der Zeit zu sein.
Ballard Power gewinnt keinen Blumentopf
Vielleicht könnte die Importstrategie Deutschland für mehr Zuversicht sorgen, wäre sie mit konkreten Ankündigungen verbunden. Etwa darüber, woher genau Wasserstoff bezogen werden soll und mit welchen Unternehmen dafür zusammengearbeitet werden könnte. Doch es heißt lediglich, dass eine zu große Abhängigkeit von einzelnen Partnern vermieden werden soll. Dadurch können die Börsianer nur darüber spekulieren, wer hier am Ende in welcher Weise profitieren könnte.
Das ist zu wenig, um für Kurssteigerungen zu sorgen und in Kanada scheint die Stimmung besonders schlecht auszufallen. Obschon auch Kanada und Deutschland in Sache Wasserstoff zusammenarbeiten, fällt die Aktie von Ballard Power weiter in die Tiefe. Heute Morgen ging es hierzulande um 2,4 Prozent bis auf 2,06 Euro in die Tiefe. Da fehlt nicht mehr viel, um unterhalb von 2 Euro neue Tiefstände zu etablieren.
Nel ASA: Kaum der Rede wert
Einen etwas besseren Eindruck hinterlässt da schon Nel ASA und dass die Norweger beim Ausbau von Wasserstoff in Deutschland und Europa profitieren werden, ist als enorm wahrscheinlich anzusehen. Dennoch reichte es am Donnerstagmorgen lediglich für Kursgewinne in Höhe von 0,9 Prozent. Wer wohlwollend aufrundet, erhielt dadurch einen Kurs von 0,49 Euro. Ganz offensichtlich bleibt es damit bei einem Stand unterhalb der wichtigen Linie bei 0,50 Euro und die Anzeichen für eine Rückkehr in den Abwärtskanal mehren sich leider.
An Chancen mangelt es Nel ASA beileibe nicht. Die große Frage ist nur, wie der Konzern weitere verlustreiche Jahre überleben möchte, ohne nicht die Kapitalmärkte anzuzapfen oder für andere Enttäuschungen auf Anlegerseite zu sorgen. Konkrete Antworten darauf gibt es freilich nicht. Nicht täuschen lassen sollten Anleger sich momentan davon, dass Nel noch etwas Abstand zum 52-Wochen-Tief bei 0,37 Euro genießt. Denn auf dem Weg dorthin gibt es nur erstaunlich wenige Unterstützungen und die Vergangenheit zeigte schon des Öfteren, dass Kursverluste auch schon mal schnell und heftig ausfallen können.
Noch immer zu wenig
Unter dem Strich scheint sich bei Wasserstoff-Aktien nur wenig getan zu haben. Hier und blühte das zarte Pflänzchen der Hoffnung mal wieder auf, auch mit Blick auf den US-Wahlkampf und die wahrscheinliche Nominierung von Kamala Harris als Kandidatin der Demokraten. Doch nichts davon ist konkret genug, um die Börsianer zu einem Umdenken zu bewegen und endlich für richtige Euphorie zu sorgen. So bleibt es bei den meisten Titeln bei einem angeschlagenen Chartbild und auf einen Turnaround kann wohl nur gehofft, nicht aber gesetzt werden.
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