Liebe Leserin, Lieber Leser,
gestern noch machten sich an den Märkten viele Markakteure Hoffnungen, dass eine neuerliche Amtszeit des verurteilten Straftäters Donald Trump verhindert werden könnte. Das bescherte vor allem Wasserstoff-Aktien einen kleinen Höhenflug. Auf die Party folgt nun aber Katerstimmung. Zu diesen Stunden kristallisiert sich klar heraus, dass Trump die Wahlen für sich entscheiden konnte. Seine Rückkehr ins Weiße Haus im Januar darf als gesetzt angesehen werden.
Der Republikaner hat sich nach Ansichten von Experten in den vergangenen vier Jahren weiter radikalisiert. Zudem wird er Posten in der Regierung aller Voraussicht nach nur noch mit Leuten besetzen, die ihm gegenüber loyal sind und keine unangenehmen Fragen stellen. Absehbar ist daher eine US-Regierung, die in Sachen Klimaschutz zwei oder drei Schritte zurückgehen wird.
Was plant Donald Trump für Wasserstoff?
Bekanntlich wird nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Es lässt sich wohl nur abwarten, was genau Donald Trump in den kommenden vier Jahren anstellen könnte. Die Tendenzen sind aber nicht zu übersehen. Angekündigt hatte Trump während des Wahlkampfs unter anderem, das Pariser Klimaabkommen wieder zu verlassen und Investitionen in erneuerbare Energien zurückzufahren.
Das „Climate Portal“ berichtet über einen Wahlkampfauftritt von Donald Trump, bei dem er sich für ein Einkassieren des Inflation Reduction Act (IRA) aussprach, mit dem auch Wasserstoffprojekte gefördert werden. All die „Billionen“ US-Dollar darauf sollen seinem Wilen nach in Dinge wie Straßen, Brücken oder Dämme fließen. Dass die Maßnahme tatsächlich Schätzungen zufolge mit nicht mehr als 790 Milliarden Dollar für eine Laufzeit von zehn Jahren ausgestattet ist, stört ihn bei seinen rhetorischen Ergüssen freilich wenig.
Fossile Brennstoffe im Aufwind
Unmissverständlich klargemacht hat Trump des Öfteren, dass er fossile Brennstoffe gegenüber erneuerbaren Energien klar bevorzugt. Einstellen müssen Unternehmen sich daher nun ohne jeden Zweifel darauf, dass Projekte rund um Wasserstoff einen noch schwereren Stand haben werden. Ob die Republikaner den IRA tatsächlich abschaffen können, bleibt offen. Schließlich wollte Trump während seiner ersten Amtszeit auch Obamacare begraben, was ihm bekanntlich nicht gelungen ist. Nicht zu hoffen ist aber auf neuerliche Förderungen in nennenswertem Ausmaß.
Das stellt vor allem US-Unternehmen wie Plug Power, die schon jetzt auf dem Zahnfleisch gehen, vor enorme Herausforderungen. Am gestrigen Dienstag noch ließen Hoffnungen auf einen Wahlerfolg von Kamala Harris den Kurs um rund 20 Prozent in die Höhe schießen. Heute ging es dann vorbörslich um 17 Prozent zurück in Richtung Süden, der Kurs fiel auf 2,09 Dollar zurück.
Plug Power Aktie Chart
Wird Plug Power die nächste Trump-Ära überleben?
Die Skepsis der Anleger ist nicht unbegründet. Zwar konnte Plug Power kürzlich einen Milliardenauftrag in Aussicht stellen. Das Unternehmen fährt aber noch immer sehr zuverlässig Verluste ein und die größten Widerstände beim Hochfahren der Wasserstoffwirtschaft sind ohne politische Schützenhilfe kaum zu nehmen. Es stellt sich letztlich die Frage, ob es in den kommenden Jahren erneute Liquiditätsprobleme geben könnte und Plug Power dabei nicht länger auf Unterstützung durch das US-Energieministerium zählen kann.
Vielleicht ist deshalb nicht gleich der Untergang des Konzerns zu befürchten. Ein Stück realistischer geworden sind aber weitere Kapitalerhöhungen, so sich dafür denn noch genügen Interessenten auftreiben lassen. Dem gegenüber stehen nur wenige positive Szenarien, welche sich aus dem deutlichen Wahlerfolg von Donald Trump ergeben könnten. Gefühlt steht Plug Power mit dem Rücken zur Wand.
Nel ASA lässt Federn
Vielleicht ist man bei Nel ASA ganz glücklich darüber, in Norwegen beheimatet zu sein. Doch die Anleger können die Ereignisse in den USA auch hier nicht einfach ignorieren. Die angeschlagene Aktie rutsche heute Morgen um rund sechs Prozent bis auf 0,34 Euro ab. Schon bei 0,33 Euro lauert das derzeitige 52-Wochen-Tief. Zusetzen dürfte dem Titel auch, dass Schweden die Genehmigung für gleich 13 Offshore-Windprojekte verweigert und damit dem für grünen Wasserstoff dringend notwendigen Ausbau von erneuerbaren Energien einen herben Dämpfer verpasst hat.
Ballard Power kann nicht überzeugen
Auch in Kanada gibt es ob der Wahlergebnisse in den USA wenig zu feiern. Ballard Power garniert die Enttäuschung sogar noch mit schwachen Quartalszahlen. Die Verluste im vergangenen Jahresviertel haben sich auf 0,68 Dollar ausgeweitet. Das ist deutlich mehr als das Minus von 0,14 Dollar je Anteilsschein aus dem Vorjahr und auch die Analysten erwarteten mit -0,18 Dollar je Aktie deutlich mehr. Die Umsätze fielen derweil von zuvor 27,1 Millionen Dollar auf nur noch 14,8 Millionen Dollar. Die Ballard Power-Aktie reagierte am Mittwochmorgen mit Verlusten von rund fünf Prozent und es ging auf 1,42 Euro zurück.
Ich bin kein Freund der Schwarzmalerei, doch der Wahlerfolg von Donald Trump in den USA ist für Investoren aus dem Wasserstoffsegment eine mehr als bittere Pille, die sie nun zu schlucken haben. Tröstend ist allenfalls, dass seine Amtszeit auf vier Jahre begrenzt ist. Doch bis dahin ist davon auszugehen, dass die USA sich beim Ausbau von Wasserstoff sehr zurückhalten werden. Aufgrund der enormen Bedeutung der größten Volkswirtschaft auf dem Planeten wird dies mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch auf andere Länder ausstrahlen. Immerhin steht Europa noch nicht vollkommen auf verlorenem Posten, laufen doch Gerüchten zufolge Vorbereitungen für massive Wasserstoffprojekte in Saudi-Arabien. Doch ob es sich dabei um eine erfreuliche Entwicklung handelt oder nicht, ist nochmal ein Thema für sich.
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