Liebe Leserin, Lieber Leser,
es sind sich in der Politik mal wieder alle einig, dass am Wasserstoff die Zukunft Deutschlands und Europas hängt. Parteiübergreifend herrscht die Ansicht, dass der Ausbau im Prinzip gar nicht schnell genug vorangehen kann. Eben solche Töne ließ zuletzt auch Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther anklingen, wie „Radio Hamburg“ berichtet. Er sprach sich für schnellere Genehmigungsverfahren für Wasserstoff-Infrastruktur aus und mahnte an, dass schon heute die Weichen für die zukünftige Versorgung gestellt werden müssten.
Günter positioniert sich mit derlei Aussagen klar auf der Seite der Fürsprecher von Wasserstoff, kann aber wenig Konkretes in Aussicht stellen. Das hat freilich auch damit zu tun, dass es ihm an der notwendigen Entscheidungsgewalt fehlt. Wirklich große Fortschritte rund um Wasserstoff sind Sache des Bundes. Dennoch kommt bei den Anlegern freilich das nächste Lippenbekenntnis an, was die Laune an der Börse schon seit Längerem nicht mehr anheben kann.
Plug Power mit neuem Auftrag
Wie gehabt würden die Börsianer sich viel mehr wünschen, dass es greifbare Investitionen der Politik gibt und Unternehmen mit möglichst großzügigen Subventionen bedacht werden. Immerhin wurden nach dem verschobenen Baustart der Intel-Fabrik zuletzt einige Milliarden frei, die sich vielleicht für Wasserstoff einsetzen ließen. Allerdings wird im Bund noch darüber gestritten, ob und wie eine Umfunktionierung der zurückgestellten Mittel möglich sein könnte.
Jenseits des Atlantiks lieferte Plug Power den Anlegern zumindest ansatzweise, worauf jene schon seit Längerem ungeduldig warten. Der US-Konzern konnte sich einen frischen Auftrag eines portugiesischen Unternehmens sichern, dessen Volumen auf rund zehn Millionen US-Dollar beziffert wurde. Das ist kaum genug, um bei den Bilanzen einen nachhaltigen Eindruck zu hinterlassen. Erfreulich genug ist es aber, dass Plug Power überhaupt mal wieder einen Auftragseingang verzeichnen kann. Das lässt immerhin vermuten, dass die Nachfrage noch nicht völlig ins Bodenlose versunken ist.
Geben die USA jetzt Gas?
Dass die Plug Power-Aktie nach einer kurzen Verschnaufpause ihre Erholung am Dienstag mit Zugewinnen von 6,1 Prozent fortsetzte, ist jedoch nicht allein auf diese Meldung zurückzuführen. Eine große Rolle dürfte weiterhin die Politik spielen. Gerüchten zufolge ist das US-Energieministerium kurz vor der Wahl wohl bemüht darum, Wasserstoff-Projekte noch so schnell wie möglich unter Dach und Fach zu bringen. Damit soll sich auch für den Fall gerüstet werden, dass der bekennende Klimaskeptiker Donald Trump noch einmal ins Weiße Haus zurückkehren könnte.
Die Anleger machen sich also Hoffnungen darauf, dass es in den nächsten Wochen einige kräftige Impulse geben könnte, wenn auch nur vorübergehend. Diese vage Hoffnung reichte jedoch aus, um die Plug Power-Aktie wieder bis auf 2,09 Dollar und damit über die Linie bei 2 Dollar zu befördern. Das ist kein sensationeller Durchbruch und im Chart sind noch immer Verluste von gut 75 Prozent auf Jahressicht zu sehen. Es könnte aber zumindest der Grundstein für eine Stabilisierung sein.
Ballard Power kämpft sich nach oben
Auf viel mehr ist auch bei den kanadischen Kollegen von Ballard Power derzeit nicht zu hoffen. Zwar fielen die Quartalszahlen hier nicht vollkommen katastrophal aus. Es mussten aber einmal mehr herbe Verluste verzeichnet werden und der Blick in die Zukunft fällt bestenfalls mau aus. Angestrebt werden nun erst einmal umfangreiche Sparpläne. Die Kosten sollen so weit wie möglich gedrückt werden, da Ballard Power langfristig mit Widerständen und Herausforderungen rechnet. Der Hochlauf der Wasserstoff-Industrie verläuft bislang langsamer, als es sich die Verantwortlichen erhofft hatten.
Dass Ballard Power sich dieser Realität stellt, wird von den Anlegern anerkannt. Zusammen mit der insgesamt besseren Stimmung konnte die Aktie sich dadurch am Dienstag um respektable 2,4 Prozent bis auf runde 1,70 Dollar in die Höhe schwingen. Auch das ist noch kein bahnbrechender Ausbruch. Aber es reicht, um etwas Abstand zum Mehr-Jahres-Tief bei 1,61 Dollar zu gewinnen.
Nel ASA: Klappt es dieses Mal?
Recht gut vom 52-Wochen-Tief fernhalten kann sich die Aktie von Nel ASA, die trotz mehrerer gescheiterter Ausbruchsversuche die wichtige Linie bei 0,40 Euro noch halten konnte. Inspiriert durch kleinere Erholung bei den Mitbewerbern scheinen die Käufer sich nun einmal mehr an einer Erholung zu versuchen. Der Aktienkurs legte gestern um 1,3 Prozent bis auf 0,47 Euro zu. Rein charttechnisch ist ein Angriff auf die Linie bei 0,50 Euro zu erwarten. Da solche nun aber schon öfters erfolglos verliefen, sollte nicht mit Wundern gerechnet werden.
Nel konnte zuletzt leider auch nicht mit positiven Neuigkeiten punkten. Somit bleibt es bei einer schwierigen Lage, zu wenigen Aufträgen und tiefroten Zahlen in den Bilanzen. Die zarte Zuversicht steht auf einem Fundament, das aus vagen Hoffnungen und allerlei Spekulationen besteht. Bekanntlich ist das nicht unbedingt das solideste Baumaterial, welches die Börsen hergeben.
Auf Worte müssen Taten folgen
Es ist löblich, dass die Politik ihre hohen Ambitionen rund um Wasserstoff offenkundig nicht aufzugeben gedenkt. Doch wäre es an der Zeit, auf große Worte auch einige Taten folgen zu lassen. Dass sich hierbei zuletzt viel zu wenig getan hat, das können die Unternehmen aus dem Segment schlicht nicht aus eigener Kraft abfedern. Berichte über aktuelle Aufträge untermauern dies sogar vielleicht noch mehr. Denn weder bei Plug Power noch sonst irgendwo gab es Auftragseingänge in einer Frequenz oder Größenordnung zu sehen, welche neuerliche Investments seitens der Börsianer wirklich rechtfertigen könnten.
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