Liebe Leserin, Lieber Leser,
gerade erst machte sich so etwas Ähnliches wie Zuversicht rund um das Wasserstoff breit, da wird jeder Anflug von guter Laune schon wieder jäh abgewürgt. Dazu trägt nicht zuletzt der US-Präsidentschaftsanwärter Donald Trump bei, der wenige Tage nach dem versuchten Attentat auf ihn schon wieder sämtliche Anklänge der Versöhnung verhallen lässt. Bei seiner jüngsten Rede griff er die aktuelle Regierung wieder einmal scharf an und machte munter Stimmung gegen Immigranten und andere Minderheiten.
Wasserstoff machte Trump zwar nicht direkt zum Thema. Sein Auftreten in bekannter Form lässt aber vermuten, dass sich an seiner Vorliebe für fossile Energien wenig verändert hat. Sollten die Republikaner im November also tatsächlich den „bahnbrechenden Erfolg“ erzielen, welchen Trump verspricht, steht gerade US-Konzernen aus dem Segment eine unbequeme Zukunft bevor. Denn kehrt Trump ins Weiße Haus zurück, sind weitere Förderrunden eher unwahrscheinlich und nicht einmal die Rücknahme von bisherigen Programmen ließe sich ausschließen.
Ärger um das Wasserstoffkernnetz
Doch auch hierzulande bekommt die Aufbruchstimmung der letzten Tage schon wieder erste Risse. Am kommenden Montag können Betreiber von Ferngasnetzen ihre Anträge für das Wasserstoffkernnetz einreichen, dessen Bau noch im Laufe dieses Jahres beginnen soll. Zufrieden ist mit den Plänen aber längst nicht jeder. Wie das „Handelsblatt“ berichtet, befürchten zahlreiche Unternehmen im Südwesten, nicht ausreichend berücksichtigt und damit letztlich abgehängt zu werden.
Der klima- und energiepolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Andreas Jung, fordert bereits, die bestehenden Netzpläne zu korrigieren. Dazu habe er Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck schon im November aufgerufen. Ob es noch Änderungen geben wird oder nicht, bleibt für den Moment offen. Doch es kann Anlegern nicht verübelt werden, wenn jene schon wieder den nächsten Ärger wittern, welcher letztlich zu weiteren Verzögerungen führen könnte.
Plug Power braucht frisches Geld
Als wäre all das nicht schon enttäuschend genug, sorgen auch die Unternehmen aus der Wasserstoffbranche momentan für lange Gesichter an den Märkten. Allen voran ist Plug Power zu nennen, wo wieder einmal eine Kapitalerhöhung ansteht. Am Donnerstag nach Börsenschluss kündigte der Konzern an, 200 Millionen US-Dollar mit einer Kapitalerhöhung für die Stammaktie einzunehmen. Verwendet werden soll der Erlös für „allgemeine Unternehmenszwecke“. Nicht selten ist das bei Börsenunternehmen eine hübsche Umschreibung dafür, den Laden am Laufen halten zu können.
Eigentlich kommt die Kapitalerhöhung nicht vollkommen überraschend. Schließlich schrammte Plug Power in der Vergangenheit schon manches Mal knapp an der Insolvenz vorbei und schreibt noch immer tiefrote Zahlen. Das sind klare Warnsignale, welche Kapitalerhöhungen recht wahrscheinlich machen. Dennoch wurden die Anteilseigner auf dem falschen Fuß erwischt.
Kurssturz bei Plug Power
Die Plug Power-Aktie litt im Handel am Donnerstag bereits sichtlich unter der eingetrübten Stimmung um Sektor und wertete um 4,4 Prozent bis auf 2,92 Dollar ab. Das sollte aber wohl nur ein Vorgeschmack gewesen sein. Die angekündigte Kapitalerhöhung wurde mit einem Kursverlust von 9,25 Prozent im nachbörslichen Handel quittiert. Der Kurs segelte auf zermürbende 2,65 Dollar zurück und die Aufwärtsbewegung aus den letzten beiden Wochen scheint sich schon wieder in Luft aufzulösen.
Plug Power Aktie Chart
Zuvor ließ Plug Power noch zeitweise große Töne verlauten; sprach von frischen Meilensteinen und einem deutlichen Ausbau der Kapazitäten noch in diesem Jahr. Vielleicht war es kein Zufall, dass bei den Anlegern für gute Stimmung gesorgt werden sollte. Es lässt sich sogar darüber spekulieren, dass uns nur deshalb (bisher?) der Sturz auf neue Jahrestiefs erspart geblieben ist.
Nel ASA weiter mit roten Vorzeichen
Nur unwesentlich besser fällt die Stimmung bei der Aktie von Nel ASA aus. Nach insgesamt eher schwachen Zahlen mit einem Anstieg des Auftragseingangs als einzigen Lichtblick hatte die Aufwärtsbewegung sich hier bereits am Mittwoch weitgehend erledigt. Die Bullen scheinen auch nicht daran interessiert zu sein, in irgendeiner Form eine Erholung auf den Weg zu bringen. Stattdessen setzten die roten Vorzeichen sich fort und auch heute Morgen startete der Titel verlustreich. Als dieser Newsletter gerade entstand, standen noch 0,51 Euro auf der Anzeigetafel.
Es droht wieder einmal der Sturz unter 0,50 Euro, nachdem vor wenigen Tagen noch Kurse von etwa 0,60 Euro erzielt werden konnten. Doch die endgültige Trendwende wird wohl noch eine Weile auf sich warten lassen. Für den Moment lässt sich nur darauf hoffen, dass die Käufer zumindest die letzten Unterstützungen verteidigen können und damit das Erreichen neuer Jahrestiefs verhindern könnten. Verlass ist darauf aber leider nicht.
Auch Bloom Energy gibt wieder nach
Es gibt noch Unternehmen im Segment, die mit neuen Aufträgen punkten können. Dazu gehörte kürzlich Bloom Energy, welches eine Partnerschaft mit CoreWeave eingegangen sind. Nach einem kurzen Ausflug in Richtung 15,50 Euro lässt die Bloom Energy-Aktie jedoch ebenfalls schon wieder nach und bekommt die schlechte Laune an den Märkten zu spüren. Heute Morgen startete das Papier mit Verlusten von fast fünf Prozent in den Handel und landete dadurch bei noch 13,52 Euro. Immerhin lassen sich hier mit etwas Wohlwollen noch positive Signale im Chart erkennen. Damit es dabei bleibt, sollte Aktie sich weitere Rückschläge aber sparen.
Nicht einmal zwei Wochen lang wollte die freundliche Stimmung bei Wasserstoff-Aktien handeln und es scheint, als würden nun alte Sorgen zurückkehren und Hoffnungen auf neue Projekte und sinkende Zinsen wieder vollständig überlagern. Es zeigt sich wieder einmal, dass auf gute Neuigkeiten nie Verlass sein kann und mit dem Ausrufen eines Comebacks stets gewartet werden sollte, bis auch der letzte Zweifel daran ausgeräumt ist.
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