Liebe Leserin, lieber Leser,
Wasserstoff-Aktien neigen zu Achterbahnfahrten an der Börse. Dafür sind die „Publikumslieblinge“ Nel ASA und Plug Power typische Beispiele. Dabei entsteht gelegentlich der Eindruck, dass die Kursverläufe sich von den auf Langfristigkeit angelegten Analysten-Prognosen komplett abkoppeln. Darum geht es unter anderem im heutigen Newsletter Wasserstoff Briefing.
Wir haben das schon häufiger geschrieben, doch es stimmt halt: Wasserstoff-Aktien sind nichts für schwache Nerven. Was gestern noch top war, gilt heute als Flop und umgekehrt. Mega-Prognosen hinsichtlich des Wachstumsmarktes Wasserstoff wechseln sich ab mit Abgesängen auf einzelne Wasserstoff-Titel – meist Pure Player – , weil deren Zahlen mal wieder keine Gewinne aufweisen.
Nel ASA: „Totgesagte leben länger“
Nehmen wir „Anliegerliebling“ Nel ASA: Für die Aktie des norwegischen Wasserstoff-Spezialisten hat es in den zurückliegenden Tagen recht düster ausgesehen. Der Abwärtstrend schien sich zu etablieren. Doch für den heutigen Dienstag lässt sich das nicht bestätigen. Im Gegenteil: Frei nach dem Motto „Totgesagte leben länger“ hat die Aktie vormittags den Vorwärtsgang eingelegt.
Und behauptet sich zumindest bis zur Mittagszeit durchaus im grünen Bereich. Das sieht tatsächlich etwas nach Erholung aus, daher ist auch bereits von einem möglichen Comeback der Nel ASA-Aktie die Rede. Argumente dafür gäbe es durchaus. So schein etwa die Bankenkrise ihren Zenit überschritten zu haben und sich die Aufregung an den Finanzmärkten zu legen.
Die Kursperformance der Nel ASA-Aktie
Ohnehin hat sich in der vergangenen Woche im Hinblick auf die Finanzierung von Wasserstoff-Projekten in der EU etwas getan: Denn am Donnerstag vergangener Woche hat die EU-Kommission Pläne vorgestellt, mit denen man die Dekarbonisierung Europas vorantreiben will. Wasserstoff spielt dabei – wie zu erwarten – eine prominente Rolle.
So soll der sogenannte „Net Zero Industry Act“ „strategische Technologien“ fördern, um etwa grünen Wasserstoff als Alternative zu fossilen Brennstoffen in Europa zu etablieren. Zu dieser Förderung gehört zentral das Beschleunigen von Genehmigungsverfahren. Und bei den wichtigen „strategischen Technologien“ nennt man explizit auch Elektrolyseure.
EU: Wasserstoffstrategie nimmt Formen an
Außerdem konkretisierte die EU ihre Pläne für die sogenannte „Wasserstoffbank“: Eine erste Pilot-Auktion der Wasserstoffbank mit einem vorläufigen Budget von 800 Millionen Euro soll demnach im Herbst 2024 starten. Die Gewinner der Auktion erhalten eine feste Prämie für jedes Kilogramm an erneuerbarem Wasserstoff, das über einen Zeitraum von 10 Jahren produziert wird.
Ganz ehrlich: Wir finden dieses Verfahren so auf Anhieb eher ein bisschen umständlich und hätten uns auch einen früheren Start gewünscht, aber immerhin: Die Wasserstoffstrategie der EU – falls man es so nennen will – nimmt Formen an. Und Nel ASA hat die Ankündigungen wohlwollend kommentiert und die Bereitschaft zur Steigerung der Produktionskapazitäten erneut betont.
US-Subventionspaket: Schub für die Energiewende
Denn schließlich erhöht die Aussicht auf staatliche Subventionen und dem Beschleunigen von Genehmigungsverfahren quasi naturgemäß auch die Bereitschaft privater Investoren, Wasserstoff-Projekte zu finanzieren und Geld in die hochlaufende Wasserstoffwirtschaft zu stecken. Das hat sich auch beim US-Inflation Reduction Act (IRA) und den Reaktionen darauf gezeigt.
Denn dessen Verabschiedung im Juli/August 2022 sorgte für Frohlocken bei den Wasserstoff-Playern – allen voran der US-amerikanische Wasserstoff-Spezialist Plug Power – und ließ die Investitionen in saubere Energieerzeugung und -technologien förmlich explodieren. Das legt das jährlich von Bloomberg NEF herausgegebene Factbook zur Nachhaltigen Energy in Amerika nahe.
Bloom Energy: Und noch ein Profiteur
Plug Power ist dabei jedoch nicht das einzige US-amerikanische Wasserstoff-Unternehmen, das gemeinhin als Profiteur des IRA gilt. Nicht zuletzt aufgrund ihrer Elektrolyseur-Technologie ist Bloom Energy in den Fokus der Analysten geraten. Denn bei seinen Elektrolyseuren setzt das kalifornische Unternehmen auf die sogenannte Hochtemperatur-Elektrolyse.
Denn diese ist laut Bloom Energy bis zu 40 Prozent effektiver als die alkalische und PEM-basierte Elektrolyse. Also die beiden Technologien, auf die etwa die Wasserstoff-Schwergewichte Nel ASA und Plug Power setzen. Zwar lassen sich solche Angaben von hieraus schlecht überprüfen, doch nicht nur wegen solcher Statements sind einige Analysten sehr angetan von Bloom Energy.
Elektrolyse: Welche Technologie gewinnt?
So erschien Anfang März 2022 auf dem Portal „Outperforming the market“ eine wahre Hymne auf Bloom Energy. Das Unternehmen sei „ein Innovator in einer traditionellen Branche, die seit langem auf die gleiche Art und Weise Strom produziert und liefert. Die Technologie von Bloom Energy, die eben auch Wasserstoff erzeugen kann, sei den anderen in drei Punkten überlegen, heißt es weiter.
Diese drei Hauptvorteile seien demnach Ausfallsicherheit und Stabilität der Stromerzeugung, Nachhaltigkeit und damit Hilfe beim Erreichen der Netto-Null-Ziele und schließlich Vorhersagbarkeit. Auf dem riesigen Markt für Energieerzeugung seien das unschlagbare Argumente. Zumal das Unternehmen über „benachbarte und komplementär adressierbare Märkte“ verfüge.
Bloom Energy: Chancen und Risiken
In diese Märkte könne es zudem expandieren, was Bloom Energy eine lange Wachstumsperspektive biete. Die ausführliche und durchaus fundierte Analyse mündet schließlich in einer klaren Kaufempfehlung. Die allerdings mit dem Hinweis des Herausgebers endet, dass es sich bei der Aktie um ein mit Risiken verbundenes Investment handelt.
Knapp drei Wochen später weht der Wind der Bloom Energy-Aktie denn auch recht scharf entgegen. Das geht aus einer am heutigen Dienstag erschienen Einschätzung des Portals „Aktiencheck“ hervor. Auf Basis von insgesamt 6 Bewertungskriterien hat man demnach eine Einschätzung zum aktuellen Niveau für Bloom Energy entwickelt.
Wasserstoff-Aktien: Langfristiger Anlagehorizont
Das Ergebnis für heute ist recht einseitig: Sowohl hinsichtlich der technischen Analyse, als auch beim Branchenvergleich Aktienkurs, als auch beim Relative Strength-Index erhält Bloom Energy derzeit ein „Sell“. Und das kann jetzt mindestens zweierlei heißen: Entweder es lohnt sich gerade der Einstieg bei Bloom Energy oder man sollte lieber so schnell wie möglich verkaufen.
Wir maßen uns da keinen Rat an. Es ist nur so, dass auch das Beispiel Bloom Energy zeigt, wie schnell es für eine Wasserstoff-Aktie gehen kann. Und dass ein langfristiger Anlagehorizont wohl auch bei der vielversprechendsten Aktie immer mitgedacht werden muss. Wobei die Lukrativität des Investments gerade bei Wasserstoff-Aktien derzeit von vielen Faktoren abhängt.
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