Liebe Leserin, Lieber Leser,
Wasserstoff ist und bleibt in aller Munde. Kaum eine Diskussion um Klimaschutz und die Energiewende vergeht, ohne dass der „Champagner der Energiewende“ nicht mindestens einmal in den Mund genommen wird. Auch in Deutschland soll Wasserstoff in Zukunft eine große Rolle spielen. Dafür sollen nicht nur eigene Produktionskapazitäten aufgebaut werden. Es wird auch schon jetzt fleißig darum gerungen, sich Importe aus anderen Ländern zu sichern. Zu den potenziellen Exporteuren zählen auch weit entfernte Länder wie Chile oder Kanada.
Vielleicht ist es aber gar nicht nötig, grünen Wasserstoff um die halbe Welt zu schiffen. Zu diesem Schluss kommt zumindest eine Studie der staatlichen Außenwirtschaftsgesellschaft GTAI, über die am Mittwoch das „Handelsblatt“ berichtete. Dem Papier zufolge wird es Deutschland bis zum Jahr 2030 möglich sein, den eigenen Bedarf auch mit Importen aus Europa zu bestreiten. Dort arbeiten derzeit im Nordseeraum einige Nationen daran, Kapazitäten aufzubauen, welche den eigenen Bedarf teils deutlich überschreiten.
Eine gute Nachricht für Nel ASA?
Für das Jahr 2030 wird damit gerechnet, dass Deutschland etwa 115 Terawattstunden in Form von Wasserstoff importieren muss. Zum gleichen Zeitpunkt könnte allein Großbritannien einen Überschuss von 70 Terawattstunden produzieren. Aus Skandinavien wird ein Überhang von 46 Terawattstunden erwartet und auch in südlichen Gefilden ist man nicht untätig. Zwar schränkt einer der Autoren der Studie die Aussichten etwas ein und erreicht werden die Ziele wohl nur, wenn bis dahin alles reibungslos und synchron verläuft. Das sei aber möglich.
Ob Deutschland sich nun mehr in Richtung hiesiger Projekte orientieren mag oder nicht, das lässt sich wohl nur abwarten. Doch schon allein die Dimension des in Aussicht gestellten Ausbaus klingt erstmal nach einer guten Neuigkeit für europäische Player wie Nel ASA. Die Norweger leiden seit einer ganzen Weile unter ausbleibenden Großaufträgen. Die Ergebnisse der Studie legen nahe, dass solche nur eine Frage der Zeit sein dürften. Schließlich handelt es sich bei Nel um eines der wichtigsten Unternehmen aus dem Bereich und nicht ohne Grund erfährt die Aktie viel Beachtung an den Märkten.
Schöne Aussicht, mehr aber auch nicht
So luftig die Aussichten aber auch sein mögen: die Studie zeichnet einmal mehr nur ein eher vages Bild von einer optimalen Zukunft. Das führt an der Börse mittlerweile nur noch zu Schulterzucken. Denn wenn es im Wasserstoffsegment an irgendetwas nicht mangelt, dann sind es bunte Fantasien über die weit entfernte Zukunft. In der Gegenwart haben Anleger es hingegen mit größtenteils defizitär arbeitenden Unternehmen zu tun, die sich immer mehr über zu wenig Unterstützung aus Richtung der Politik beklagen.
In den USA ist die Lage nur geringfügig besser. Zwar fließt dort bisher weitaus mehr Geld für den Ausbau von Wasserstoff. In die Gewinnzone hat dies aber bisher noch keines der großen Unternehmen aus dem Segment katapultiert. Auch Plug Power vermeldete bis zuletzt rote Zahlen, obschon das Unternehmen seine Kapazitäten kontinuierlich ausgebaut hat.
Plug Power und Co.: Ganz in Rot
Über die mauen Geschäftszahlen können die Börsianer nicht hinwegsehen und so bleibt es bei viel Verkaufsdruck bei den Wasserstoff-Aktien. Ab und zu stellt sich zwar auch mal eine Erholung ein und Plug Power konnte am Mittwoch nachbörslich um 2,2 Prozent bis auf 2,35 US-Dollar zulegen. Der generelle Abwärtstrend im Chart lässt sich damit aber nicht übertünchen. Viel mehr sind die oft schnellen Korrekturen ein klarer Hinweis darauf, dass es mit der Zuversicht der Bullen nicht allzu weit her ist.
Plug Power Aktie Chart
Ein ähnliches Bild zeigt sich auch bei Nel ASA, wo es heute Morgen leicht abwärts ging. Das änderte zwar nichts am Kurs in Höhe von 0,43 Euro. Dort hängt der Titel aber nach wie vor auf sehr niedrigem Niveau fest und lässt keinerlei Anzeichen eines echten Turnarounds erkennen. Die jüngsten Nachrichten rund um eine größere Reservierung wurden zwar positiv aufgenommen. Sie konnten aber bisher lediglich den nächsten Absturz verhindern. Auch das ist zu wenig, um den Abwärtstrend schon für beendet erklären zu wollen.
ITM Power schafft den Ausbruch nicht
Mehr Bewegung gab es zuletzt bei ITM Power zu sehen, allerdings ohne dass es dafür fundamentale Gründe gegeben hätte. In der vergangenen Woche kündigte das britische Unternehmen eine neue Zusammenarbeit mit Hygen an, in deren Rahmen wohl mehrere Elektrolyseure den Besitzer wechseln könnten. Alle damit verbundenen Projekte stehen aber noch unter dem Vorbehalt einer endgültigen Investitionsentscheidung. Auch hier sind es also erst einmal nur vage Aussichten auf Besserung und es bleibt offen, ob das Ganze wie angedacht über die Bühne gehen kann.
Zumindest etwas Zuversicht machte sich bei den Anteilseignern letztlich breit und am Mittwoch konnte die ITM Power-Aktie sich zeitweise um rund sieben Prozent verbessern. Das sind aber fast schon normale Schwankungen im laufenden Kampf um die Linie bei 0,60 Euro. Jenen scheinen die Bullen zu verlieren, denn heute Morgen ging es schon wieder um 1,6 Prozent auf 0,58 Euro in die Tiefe.
Es passiert zu wenig
Die Möglichkeiten von Wasserstoff sind nicht einmal annähernd ausgeschöpft und wer sich aktuell umsieht, erkennt viele interessante Ansätze. Dazu gehören eher kleine Projekte wie der auf der Hannover Messe vorgestellte Wasserstoff-Roller des Tüftlers Franz Zehendmaier. Es gibt aber auch hochinteressante Projekte im größeren Maßstab, darunter das hierzulande geplante Wasserstoff-Kernnetz, welches die Grundlage für eine emissionsfreie Zukunft legen könnte. Das bietet auch für die Börsen hochinteressante Chancen. Doch es bleibt erst einmal dabei, dass die Anleger endlich auch messbare Erfolge einfordern und damit das Comeback von Wasserstoff-Aktien weiter auf die lange Bank geschoben zu werden scheint.
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