Liebe Leserin, Lieber Leser,
Das geflügelte Wort des „Champagner der Energiewende“ hat sich etwas abgenutzt. Doch noch immer gilt Wasserstoff als unverzichtbar, wenn es um die Energiewende und eine klimaneutrale Zukunft geht. Zahlreiche Staaten und große Unternehmen intensivieren ihre Bemühungen immer weiter, um künftig fossile Brennstoffe bestenfalls vollständig durch grünen Wasserstoff zu ersetzen. Da braucht es nicht viel Fantasie, um große Chancen zu erkennen. Mit auf den Zug aufgesprungen ist mittlerweile Nordex. Der Windanlagenbauer rief vor gar nicht langer Zeit das Joint Venture Nordex Electrolyzers in Spanien ins Leben.
Wie der Name schon vermuten lässt, beschäftigt sich jenes mit der Herstellung von Elektrolyseuren. Einen Vorgeschmack darauf gab es nun in Form eines alkalischen Druckelektrolyseurs zu sehen, der es auf eine Leistung von 500 Kilowatt bringen soll. Darüber berichtete „ECOreporter“. Bereits im Jahr 2026 will Nordex ein Serienmordell an den Start bringen und spricht davon, den bisher größten Elektrolyseur herzustellen, der jemals vollständig in Spanien entwickelt wurde. Unterstütz wird das Unternehmen durch die EU mit 12 Millionen Euro aus dem Fördertopf des Hy2Tech.
Der Nordex-Aktie hilft es nicht
Die Fortschritte von Nordex finden an der Börse nicht allzu viel Anklang. Denn technische Herausforderungen sind ohnehin nicht die größte Sorge der Aktionäre. Viel mehr stellt sich die Frage, ob sich mit den Anlagen auch irgendwann Geld verdienen lässt. Darauf hatte Nordex bei seiner Vorstellung keine Antworten parat. Da das Unternehmen auch an anderer Stelle zu kämpfen hat, mussten zuletzt wieder rote Vorzeichen verkraftet werden. Nach einer durchaus ansehnlichen Phase der Erholung ging es auf Monatssicht wieder um 14 Prozent in die Tiefe.
Dezente Zweifel ergeben sich aber nicht nur durch den Blick auf einzelne Unternehmenszahlen. Es macht sich derzeit auch ein wenig die Sorge breit, dass das politische Engagement bei erneuerbaren und emissionsfreien Energien nachlassen könnte. Diesbezüglich goss der Solaranlagenhersteller SMA Solar am Mittwoch weiteres Öl ins Feuer.
SMA Solar: Lässt die Politik bei Wasserstoff nach?
SMA Solar gab eine Gewinnwarnung heraus, die es in sich hat. Bisherige Prognosen wurden um mehr als die Hälfte gekürzt und der Aktienkurs stürzte um mehr als 30 Prozent in die Tiefe. Nun hat das Unternehmen zwar mit Wasserstoff wenig am Hut. Die Begründung für die gesunkene Prognose lässt aber auch in diesem Sektor aufhorchen. Denn unter anderem lautet die Begründung auf politischen Entwicklungen. In Europa spricht SMA Solar von einem „Rechtsruck“ nach der Europawahl und stimmt die Aktionäre zusätzlich auf einen möglichen Wahlerfolg von Donald Trump bei den US-Wahlen ein.
Beides sind Szenarien, durch die nachlassende Förderungen im Bereich grüner Technologien zumindest möglich erscheinen. Wasserstoff scheint davon auf den ersten Blick nicht direkt betroffen sein, können sich dafür doch auch viele Parteien im rechten Spektrum grundsätzlich erwärmen. Doch grüner Wasserstoff ist auf einen massiven Ausbau regenerativer Energien wie Wind und Sonne angewiesen, da es ansonsten schlicht an den notwendigen Energieressourcen fehlt. Auf die leichte Schulter können Anleger mit Wasserstoff-Aktien im Portfolio die Warnungen von SMA Solar daher nicht unbedingt nehmen.
Bei Nel ASA wird es eng
Den dunklen Wolken am Horizont stehen weiterhin leider nur wenige akute positive Entwicklungen gegenüber. In dieser Gemengelage überrascht es nicht, dass viele Wasserstoff-Aktien weiter unter Druck stehen. So auch Nel ASA, wo der Kampf um die Linie bei 0,50 Euro weitertobt. Am Donnerstagmorgen scheinen die Bären am längeren Hebel zu sitzen. Kurz nach Handelsbeginn ging es um runde vier Prozent bis auf 0,51 Euro nach unten. Geht es in diesem Stil weiter, könnte der Durchbruch gen Süden noch vor dem Wochenende erfolgen.
Das wäre eine herbe Niederlage für die Nel ASA-Aktie. Nicht nur würden sich damit auch die letzten Reste der Erholung aus dem vergangenen Monat egalisieren. Das Papier könnte sich auch nicht länger auf nennenswerte Unterstützungen verlassen. Folgerichtig würde die Charttechnik ein Annähern an das 52-Wochen-Tief unterhalb von 0,40 Euro kaum ausschließen können. Jeglicher Anflug von Euphorie scheint erstaunlich schnell wieder zu verblassen.
Plug Power und ITM Power im roten Bereich
Nicht sehr viel besser sieht es bei Plug Power aus, wo einzig der feiertagsbedingt ausgeblieben Handel an den US-Börsen gestern für eine scheinbare Stabilisierung sorgte. An den hiesigen Handelsplätzen ging es aber weiter in den roten Bereich. Um 1,7 Prozent verlor die angeschlagene Aktie an Wert und fiel auf 2,43 Euro zurück. Das muss nicht unbedingt eine Vorlage für den erheblich wichtigeren US-Handel sein. Als ein gutes Signale sind Kursverluste aber selten bis nie zu verstehen und Supportzonen wurden hier bereits vor einer Weile unterschritten.
ITM Power konnte am Donnerstagmorgen immerhin kleine Kursgewinne für sich verbuchen, die dem Titel aber auch nicht wirklich weiterhelfen. Mit 0,58 Euro zum Zeitpunkt des Entstehens dieses Artikels bleibt die Aktie näher am 52-Wochen-Tief bei rund 0,50 Euro als am nächsten Widerstand, der bei 0,80 Euro anzutreffen ist. Selbst bis zur psychologischen Barriere bei 0,70 Euro ist es schon wieder ein weiter Weg.
War es das schon wieder?
Auf eine viel zu kurze Phase von neuen Hoffnungen scheint bei Wasserstoff-Aktien wieder die große Ernüchterung zu folgen. Das liegt letzten Endes aber nicht unbedingt (nur) an der Politik. Beobachten lässt sich in erster Linie weiterhin, dass auf Worte viel zu selten auch Taten folgen und die Geduld der Anleger hält sich immer mehr in Grenzen. Es wird weiterhin auf neue Großaufträge gewartet und solange solche in einer wünschenswerten Frequenz ausbleiben, scheinen die Bullen sich allenfalls kurzfristig zu Erholungen breitschlagen zu lassen.
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