Liebe Leserin, Lieber Leser,
Wasserstoff-Aktien sind seit jeher ein Geduldsspiel. Vom großen Durchbruch träumt hier manch einer seit Jahrzehnten. Doch auch, wenn sich schon mal über eine kleine Ewigkeit hinweg gefühlt gar nichts tut, gibt es durchaus Fortschritte zu beobachten. So etwa beim von diversen Skandalen und mit Liquiditätsproblemen kämpfenden Lkw-Bauer Nikola. Jener konnte in der vergangenen Woche endlich offiziell seine Wasserstoff-Lkw auf den Markt bringen. Das allein sorgt an den Märkten aber noch nicht für neue Euphorie.
Nikola nimmt sich viel vor
Nur kurz machte sich vor dem Wochenende gute Laune bei der Nikola-Aktie breit. Dazu gab es auch durchaus gute Gründe. Für das vierte Quartal stellt das Unternehmen signifikante Auslieferungsmengen seiner Wasserstoff-Lkw in Aussicht. Nachdem das Thema von den Anlegern viel zu lange nur in der Theorie behandelt wurde, winken damit endlich Umsätze und, wer weiß, vielleicht sogar der Beginn eines großen Siegeszugs. Schließlich gilt Wasserstoff gerade im Bereich der Nutzfahrzeuge als aussichtsreiche Technologie.
Die Anteilseigner dürfen auch darauf hoffen, dass Nikola endlich Umsätze mit Wasserstoff-Lkw erzielt, auch wenn das noch ein wenig Zukunftsmusik ist. Zumindest gibt es aber Fortschritte zu sehen. Nachdem die Nikola-Aktie in der vergangenen Woche zeitweise im zweistelligen Prozentbereich zulegen konnte, wurde sie heute aber wieder von der traurigen Realität eingeholt. Die Kurse gaben im frühen Handel um knapp vier Prozent nach und es ging auf 1,50 Euro zurück.
Nel ASA im Tal der Tränen
Leider stand Nikola damit längst nicht alleine da. Bei Wasserstoff-Aktien hängt die Stimmung mal wieder tief. Lediglich kurz nach Handelsbeginn gab es bei den meisten Titeln grüne Vorzeichen zu sehen und es konnte der Schwung einer allgemein besseren Stimmung genutzt werden. Jene entstand nicht zuletzt durch nicht unbedingt niedrige, aber niedrigere als erwartete Inflationsdaten aus dem Euroraum. Das wiederum schürt die Hoffnung auf ein Ende von Zinserhöhung und damit auch auf ein Ende der immer weiter steigenden Kapitalkosten von Wasserstoffunternehmen.
Die Hoffnung allein trägt in diesen unsicheren Zeiten allerdings nicht besonders weit. Bereits am Vormittag fielen die Zugewinne in sich zusammen. Dem konnte sich auch die Aktie von Nel ASA nicht entziehen, wo es nach einem kurzen Ausflug bis auf 0,78 Euro bis auf 0,74 Euro am Nachmittag zurückging. Verglichen mit dem letzten Schlusskurs waren Abschläge von 1,6 Prozent zu beklagen.
Die Bullen beißen sich bei Wasserstoff-Aktien die Zähne aus
Nikola scheitert damit daran, Widerstände zu überwinden und Nel ASA kommt gar nicht erst in die Nähe nennenswerter Marken im Chart. Die Skepsis vor allem ob der kurzfristigen Aussichten fällt noch immer hoch aus. Ausnahmen von der Regel zu finden, fällt in diesen Tagen alles andere als leicht. Auch Plug Power erlitt dezente Verluste und blieb mit 7,22 Euro in direkter Nähe zum 52-Wochen-Tief bei 6,80 Euro.
Bei ITM Power fällt der Abstand zu Tiefständen noch etwas größer aus. Ansonsten unterscheidet sich die Kursentwicklung aber nicht weiter von den Kollegen. Auch hier geht es seit Wochen zuverlässig in Richtung Süden und die Aktie ist längst wieder zum Pennystock verkommen. Gerade einmal 0,87 Euro standen auf dem Ticker, als dieser Artikel entstand. Seit Jahresbeginn ging es hier mit den Kursen um 17,7 Prozent in die Tiefe.
Das reicht den Anlegern nicht
Es macht fast den Eindruck, als hätten die Anleger den Wasserstoff-Sektor schlicht abgeschrieben. In jedem Fall darf der Hype wohl als beendet angesehen werden. Vielleicht auch zu Recht, denn es ist zu wenig passiert in den vergangenen Jahren. Wie eingangs bereits erwähnt, forschen und entwickeln die Unternehmen fleißig und alle der hier genannten Konzerne machten immer mal wieder mit Innovationen auf sich aufmerksam. Das allein reicht aber eben nicht aus, um die Aktienkurse in die Höhe zu bugsieren.
Dafür bräuchte es vor allem eines: Aufträge. Nikola nützt eine Wasserstoff-Lkw-Produktion wenig, wenn am Ende niemand die Fahrzeuge haben möchte. Nel ASA kann so viel grünen Wasserstoff durch Elektrolyse herstellen, wie es möchte. Ohne einen Abnehmer wird sich das auf den Gewinn je Aktie nicht auswirken. Nun gibt es zwar mehr als genug Lippenbekenntnisse zum grünen Wasserstoff, der sich irgendwann in ferner Zukunft in sämtlichen Industrien durchsetzen soll. Mit tatsächlichen Bestellungen halten sich offenbar aber noch viele Unternehmen zurück.
Zurück auf Anfang?
Einen Bärendienst hat all dem die britische Regierung mit ihrem Zurückrudern in der Klimapolitik geleistet und auch in anderen Ländern scheint man schon über ein Aufweichen von Klimazielen nachzudenken. In der Theorie wird dabei von Technologieoffenheit und freiwilligen Ansätzen geredet. Doch Börsianer wissen, dass davon am Ende nicht viel übrigbleiben wird. Wenn große Konzerne die Aussicht darauf haben, mit fossilen Brennstoffen günstiger wirtschaften zu können, dann werden sie genau das auch tun. Sind sie an der Börse notiert, sind sie es den Anteilseignern sogar schuldig.
All das bedeutet nicht, dass Wasserstoff zum Rohrkrepierer werden würde. Früher oder später wird der alternative Kraftstoff sich als alternativlos erweisen. Doch der Durchbruch scheint immer mehr auf die lange Bank geschoben zu werden. Da macht sich an der Börse Ernüchterung breit und von der einstigen Euphorie ist kaum noch etwas zu spüren. Ein Resultat dieser Entwicklung sind freilich niedrige Kurse, die auch als Einstiegschance verstanden werden können. Wer solche nutzen möchte, muss aber wohl eher noch mehr als weniger Geduld als in früheren Tagen aufbringen müssen. Zudem bleibt offen, ob die Kurse nicht noch weiter einknicken, bevor sich endlich eine Wende ankündigt. An den langfristigen Chancen im Sektor hat sich nichts geändert. Die Zeitspanne, über die wir bei Wasserstoff-Aktien reden, wurde aber in Frage gestellt, was es den Bullen nicht einfacher macht.
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