Liebe Leserin, Lieber Leser,
die Kritik an Wasserstoff-Aktien verstummt nicht und sie ändert sich auch in der Tonlage seit einer ganzen Weile nicht mehr. Vordergründig klagen die Aktionäre über zu wenige oder in einigen Fällen gar keine neuen Aufträge. Nennenswerte Umsätze scheinen da in weite Ferne zu rücken, von schwarzen Zahlen ganz zu schweigen. Immerhin konnte Ballard Power nun einen kleinen Erfolg vermelden.
Ballard Power: Keine Begeisterung
70 Brennstoffzellen soll Ballard Power noch im Laufe dieses Jahres an den britischen Konzern Wrightbus liefern, welcher diese dann im nächsten Jahr in Wasserstoff-Bussen zum Einsatz bringen will. Die Fahrzeuge sollen in Großbritannien und Europa zum Einsatz kommen, könnten also eines Tages auch auf deutschen Straßen zu sehen sein.
Es ist erfreulich, dass Ballard Power einmal mehr Aufträge von Wrightbus verbuchen kann. Das Volumen des Ganzen scheint aber doch zu überschaubar auszufallen, als dass die Aktionäre in spontane Kauflaune verfallen würden. Die Ballard Power-Aktie reagierte kaum und krebste heute Morgen mit 2,44 Euro weiterhin nur knapp über dem 52-Wochen-Hoch vor sich hin.
Ballard Power Aktie Chart
Wünschen würden sich die Börsianer echte Durchbrüche im Segment, welche den etwas eingeschlafenen Zukunftsfantasien auf die Sprünge helfen könnten. Die üblichen Verdächtigen börsennotierten Unternehmen haben in dieser Hinsicht aber nur wenig vorzuweisen. Plug Power meldete kürzlich zwar den Vollbetrieb bei zwei US-Standorten und damit Fortschritte bei der Produktion. So richtig vom Hocker hauen kann dies die Anteilseigner aber auch nicht und nach einem kleinen Kursgewinn ging es heute Morgen auch für den US-Hersteller wieder abwärts. Interessanter wirkt da schon ein Ansatz, welchen das deutsche Unternehmen AMBARtec verfolgt.
AMBARtec will Wasserstoff per Pellet liefern
Das „Handelsblatt“ widmete am Dienstag dem erst 2020 gegründeten Konzern aus Dresden einen lesenswerten Artikel. AMBARtec beschäftigt sich hauptsächlich mit dem Problem des Transports beim Wasserstoff. Bekanntlich will die Bundesregierung bis 2037 ein Wasserstoff-Kernnetz aus dem Boden stampfen. Ob dieser Zeitplan eingehalten werden kann, ist aber offen. Darüber hinaus wird es wohl einige weiße Flecken geben, die keinerlei Aussicht auf einen Anschluss an dieses Netz haben.
Der Transport von Wasserstoff sorgt aber auch international für Herausforderungen. Bislang gibt es ein einziges Schiff, welches flüssigen Wasserstoff transportieren kann. AMBARtec schickt sich nun an, Wasserstoff in Pellets zu pressen und damit einen vergleichsweise einfachen Transport zu ermöglichen. Zu diesem Zweck kommt Eisen als Speichermedium zum Einsatz; die Technologie ist laut Bericht seit Jahrzehnten bekannt und erhält Zuspruch unter anderem von der TU Darmstadt.
Ist das die Lösung?
Im kommenden Jahr will AMBARtec mit den ersten Auslieferungen beginnen. In Aussicht gestellt wird, dass ein Containerschiff mit 20.000 Standardcontainern 150 Mal so viel in Pellets gespeicherten Wasserstoff wie ein speziell ausgerüsteter Wasserstofftanker transportieren kann. Noch dazu soll es sich um kein Gefahrengut handeln, was die gesamte Lieferkette einfacher gestalten würde.
Es klingt ein wenig nach eierlegender Wollmilchsau, wird aber selbst im Erfolgsfall nicht alle Probleme im Wasserstoff-Segment beseitigen. Auch mit diesem Ansatz stellt sich weiterhin die Frage, woher der möglichst grüne Wasserstoff kommen soll. Interessant ist das Ganze allemal, doch an der Börse gelistet ist AMBARtec nicht. Eine Investmentchance ergibt sich hier also nicht, unabhängig von der eigenen Einschätzung um Erfolg oder Misserfolg.
Keine Überraschung bei Nel ASA
Chancen erkennen die Börsianer auch bei Nel ASA schon länger nicht mehr, wo die Produktion von Wasserstoff in Form von Elektrolyse eine große Rolle spielt. Große Fortschritte gab es dabei zuletzt aber kaum zu sehen, und ebenso wie bei Ballard Power und Konsorten fehlt es noch an Abnehmern, welche dem Unternehmen große Umsatzsprünge in Aussicht stellen könnten. Die jüngsten Zahlen sorgten an der Börse für Enttäuschung.
Wer nun auf positive Impulse durch die gestrige Hauptversammlung gehofft hatte, wurde ein Stück weit wieder enttäuscht. Das Ganze verlief recht unspektakulär. Immerhin konnten sämtliche Punkte durchgewunken werden, darunter auch eine Option auf eine kleinere Kapitalerhöhung. Ob diese auch in Anspruch genommen werden wird, darüber gibt es aber bisher noch keine feste Entscheidung.
Sind keine Nachrichten gute Nachrichten?
Nachdem Quartalszahlen und Hauptversammlung vom Tisch sind, fehlt es bei Nel ASA ein wenig an der Aussicht auf die nächste Gelegenheit, die endlich Erlösung mit sich bringen könnte. Festzuhalten bleibt allerdings auch, dass weitere Hiobsbotschaften ausgeblieben sind. Das lässt die Kurse zwar nicht spontan in die Höhe hüpfen, doch zumindest im frühen Handel am Mittwoch zeigte der Aktienkurs sich recht stabil und konnte die wichtige Linie bei 0,40 Euro noch verteidigen.
Es bleibt fraglich, wie lange die Nel ASA-Aktie sich noch auf diesem Niveau halten können wird. Eine alte Börsenweisheit besagt, dass keine Nachrichten gute Nachrichten wären. Dies lässt sich aber nicht auf alle Bereiche und Unternehmen anwenden und im Falle von Wasserstoff sprechen ausbleibende Neuigkeiten eher für eine Fortsetzung des Abwärtstrends. Schließlich warten die Anteilseigner nicht nur bei Nel schon fast verzweifelt darauf, dass es endlich vorwärtsgeht, und das nicht nur in den Köpfen von Unternehmenslenkern und Politikern.
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