Liebe Leserin, Lieber Leser,
in den letzten Tagen haben wir uns in diesem Newsletter mit den Kosten von Wasserstoff beschäftigt. So schön der Kraftstoff in der Theorie auch sein mag: zahlen möchten für die Vorzüge bislang nur die Wenigsten. Das gilt wohl insbesondere in Deutschland, wo hohe Energiepreise ohnehin schon als Standortnachteil gelten. Eine Studie von Autoren des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung, des Potsdam Instituts für Klimafolgenforschung und Beratern von Guidehouse kam nun im Kern zum gleichen Ergebnis.
Die Studie liegt dem „Handelsblatt“ vor. Dort wird berichtet, dass die Forscher den Versuch, sämtliche Produktionsschritte in Deutschland halten zu wollen, für aussichtslos halten. Wasserstoff hierzulande herzustellen oder zu importieren, um sämtliche Bereiche von Stahl- und Chemieindustrie zu erhalten, wird schlicht und ergreifend als zu teuer betrachtet. Die Alternative sollen Importe von Vorprodukten sein. Die Kostenvorteile könnten sich auf bis zu 38 Prozent belaufen.
ThyssenKrupp: Grüner Stahl auf Umwegen?
In den Fokus bei den Überlegungen rückt, wie sollte es anders sein, auch die Stahlindustrie. Unternehmen wie ThyssenKrupp erhalten von der Regierung Milliardensubventionen, um ihre Produktion auf (grünen) Wasserstoff umzustellen. Geht es nach der nun vorgelegten Studie, könnte es sich um vergebliche Liebesmüh handeln. Dort wird es als besser angesehen, Stahlschwamm aus dem Ausland zu importieren und diesen dann in Deutschland zu grünem Stahl weiterzuverarbeiten.
Das bedeutet allerdings nicht, dass der Klimaschutz dabei aus dem Fenster geworfen werden soll. Die Forscher sprechen sich dafür aus, Vorprodukte aus Ländern zu importieren, in denen grüner Wasserstoff weitaus günstiger als in hiesigen Gefilden produziert und genutzt werden kann. Die errechneten Kostenvorteile sollen also nicht zu Lasten des Klimas gehen, so zumindest die Theorie.
Ob ThyssenKrupp sich damit anfreunden kann, ist nicht überliefert. Zumindest die Anleger hätten aber wohl kein Problem damit, wenn das Unternehmen seine Kosten senken könnte und gleichzeitig CO2-Anforderungen von Bund und EU erfüllt. Die Verlierer wären in erster Linie all jene, die im Bereich der Vorproduktion tätig sind und perspektivisch der Arbeitslosigkeit entgegenblicken.
Thyssenkrupp Aktie Chart
Zeit, dass sich was dreht?
Die Studie hat natürlich keinerlei bindenden Charakter für die politischen Entscheidungsträger. Dass aber auch dort etwas ins Rollen kommen wird, ist abzusehen. Bundeswirtschaftsminister summte selbst vor Kurzem in einem Video in den sozialen Medien einen Grönemeyer-Song, den er nach dem Willen des Interpreten nicht mehr nutzt. Erkennbar war darin die Absicht, etwas nach vorne zu bringen und Wasserstoff galt stets als Herzensprojekt des Grünen-Kanzlerkandidaten.
Bei den im Februar anstehenden Neuwahlen zeichnet sich ein Wahlsieg der Union aus CDU und CSU ab. Ein Kompromiss zu den teils gegensätzlichen Ansichten in Sachen Klimaschutz könnte sich beim Import von Vorprodukten durchaus finden. Umweltschützer könnten sich dabei die CO2-Neutralität auf die Fahne schreiben und konservative Kräfte könnten ohne schlechtes Gewissen mit Kosteneinsparungen angeben. Zumindest bei einer Koalition aus Union und Grünen scheint das ein realistisches Szenario zu sein. Mit der den Arbeitnehmern zugewandten SPD könnte es schon schwieriger werden.
Stimmungsschwankungen auch bei Plug Power
Doch soll an dieser Stelle nicht allzu ausufernd über Möglichkeiten und Unmöglichkeiten der künftigen Politik schwadroniert werden. Festzuhalten bleibt für den Moment nur, dass Wasserstoff zu teuer ist und es keine Denkverbote geben darf. Solche sind bei Plug Power schon längst von der Bildfläche verschwunden. Seit Donald Trump vor rund fünf Wochen die US-Wahlen für sich entscheiden konnte, geht es mit der Fantasie der Börsianer geradezu durch.
Auf eine Phase der Depression folgte eine Erholung und gemündet hat dies in eine enorme Volatilität. Gewinne und Verluste wechseln sich momentan gefühlt täglich ab. Gestern dominierten wieder einmal rote Vorzeichen. Es ging um sechs Prozent bis auf 2,51 US-Dollar abwärts. An den Märkten wird gemunkelt, dass Warnungen von Leerverkäufern vor einer Pleite innerhalb der nächsten zwölf Monate damit zusammenhängen könnten. Nicht unwahrscheinlich ist jedoch, dass schlicht die allgemeine Unsicherheit ihren Teil zur Kursentwicklung beiträgt.
Nel ASA: Ein erster Schritt?
Auf der anderen Seite des Atlantiks dürfte Nel ASA ganz froh darüber sein, nicht um die weitere Unterstützung der eigenen Regierung bangen zu müssen – zumindest nicht ganz so ausgeprägt. Etwas offen ist aber auch hier, wie das defizitäre Unternehmen sich langfristig über Wasser halten will. Neue Aufträge tröpfelten zuletzt nur herein, und das mit Volumina, welche die Bilanzen eher nicht in den schwarzen Bereich hieven können.
Die einzig gute Nachricht für Nel ASA scheint derzeit zu sein, dass es keine schlechten Neuigkeiten gibt. Den Aktionären reichte dies aus, um den Aktienkurs wieder auf 0,27 Euro zu bewegen und der psychologisch wichtigen Marke bei 0,30 Euro freundlich zuzuwinken. Heute Morgen konnten die Bullen das Niveau verteidigen, aber nicht für weitere Aufschläge sorgen. Es bleibt eine wackelige Angelegenheit, doch die Anzeichen für eine Stabilisierung auf niedrigem Niveau verdichten sich.
Die Karten liegen auf dem Tisch
Die Herausforderungen rund um das Thema Wasserstoff sind wohlbekannt und es kristallisieren sich immer mehr Lösungsansätze heraus. Sehr klar ist dabei, dass ideologische Überlegungen momentan nicht im Vordergrund stehen können. Gefragt sind pragmatische Ansätze, um den Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft ankurbeln zu können, und das vielleicht nicht (nur) in Deutschland. Für die meisten Anleger sind hohe Kosten für Wasserstoff beileibe keine Neuigkeit. Dass dies immer mehr auch in politischen Kreisen ankommt, könnte aber für Bewegung sorgen. Allerdings kommt die Politik dieser Tage nur schwer in die Gänge, selbst wenn frische Ideen vorliegen. Es bleibt nur zu hoffen, dass der gefühlten Lethargie im Wasserstoff-Segment eines schönen Tages ein Ende gesetzt werden kann. Das wäre auch für die Börsianer eine Wohltat.
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