Liebe Leserin, Lieber Leser,
am US-Wahlkampf führt heute kein Weg vorbei. Nachdem der amtierende Präsident Joe Biden am Sonntag überraschend erklärte, nicht weiter für eine zweite Amtszeit anzutreten, überschlagen sich die Ereignisse. Vize-Präsidentin Kamal Harris gilt nun als favorisierte Kandidatin, auch wenn die letzte Entscheidung noch nicht getroffen ist. In jedem Fall herrscht aber ein wenig Aufbruchstimmung unter den Demokraten, während bei den Republikanern schon fast chaotische Zustände zu herrschen scheinen. Dort hat man sich offenbar fest auf einen Wahlkampf mit Joe Biden eingestellt.
Im ersten Augenblick scheinen die Chancen für einen Sieg der Demokraten sich spürbar verbessert zu haben. Umfragen liegen allerdings noch nicht vor und voreilige Schlüsse sind gewiss nicht zu ziehen. Dennoch beschäftigt das Thema natürlich auch den Wasserstoffsektor, und das vollkommen zu Recht. Denn wer immer künftig ins Weiße Haus einziehen wird: er oder sie wird maßgeblich darüber entscheiden, wie es mit Wasserstoff in den USA weitergehen wird und die Supermacht hat noch immer eine enorme Strahlwirkung auf den gesamten Globus.
Trump plant ohne Wasserstoff
Die Ansätze der beiden wahrscheinlichen Kontrahenten könnten kaum unterschiedlicher sein. Donald Trump hat immer wieder seine Abneigung zum Inflation Reduction Act der Biden-Regierung kundgetan, welcher auch für Wasserstoff Milliardenförderungen vorsieht. Es gilt als wahrscheinlich, dass Trump bei einer hypothetischen zweiten Amtszeit das Ganze so weit wie nur irgend möglich rückabwickeln dürfte. Der Branche würde dies einen harten Schlag versetzen. Bei einer Rede am Donnerstag, mit der Trump die Ernennung zum Präsidentschaftskandidaten offiziell akzeptierte, äußerte er sich einmal mehr skeptisch gegenüber grünen Energieformen.
Mittel für solche Projekte sollen nach dem Willen von Trump in „wichtige“ Projekte wie Straßen, Brücken, Dämme umgeleitet werden. Außerdem sollen Ölbohrungen intensiviert werden, während Themen wie Elektrofahrzeuge oder eben Wasserstoff bei Trump schlich keinerlei Beachtung finden. Der verurteilte Straftäter setzt voll und ganz auf alte Technologien und findet damit natürlich auch genügend Fürsprecher.
Harris‘ Pläne für Wasserstoff
von Kamal Harris wird nicht erwartet, dass die den Kurs von Joe Biden in Sachen Wasserstoff und erneuerbare Energien insgesamt verlässt. In US-Medien heißt es jedoch, dass sie gegenüber Ölkonzernen noch aggressiver auftrete als Biden dies in seiner jahrzehntelangen politischen Karriere tat. Mit ihrer klaren Ablehnung gegenüber Fracking und Offshore-Bohrungen könnte sie den Umstieg auf alternative Energieträger sogar noch mehr als bisher forcieren.
Natürlich lässt sich über den weiteren Energiekurs der USA momentan nur spekulieren. Es kristallisiert sich aber eine klare Richtung heraus. Die Republikaner wollen dem Ganzen die Finanzierung kürzen oder bestenfalls entziehen, während bei den Demokraten mit weiteren Investitionen für Wasserstoff geplant wird. Die Entscheidung an der Wahlurne im November ist in gewisser Weise daher auch eine Entscheidung über den Wasserstoffkurs im reichsten und mächtigsten Land der Welt.
Plug Power reagiert mit grünen Vorzeichen
An der Börse macht sich nach den jüngsten Entwicklungen verhaltene Vorfreude breit. Die US-Börsen waren zwar noch nicht geöffnet, als dieser Artikel entstand. Plug Power bot aber im hiesigen Handel bereits einen kleinen Vorgeschmack. Der Kurs konnte sich bis zum Vormittag um 2,6 Prozent bis auf 2,33 Euro steigern und damit zumindest ansatzweise etwas von den verheerenden Verlusten der vergangenen Woche gutmachen. Charttechnisch bleibt der Titel aber freilich angeschlagen.
Plug Power Aktie Chart
Aufgrund einer angekündigten Kapitalerhöhung ist den Anlegern die Lust an der Aktie vergangen und trotz der heutigen Zugewinne sind auf Wochensicht Verluste von etwa 17,6 Prozent zu verzeichnen. Doch die neu gemischten Karten im Wahlkampf sorgen für gute Stimmung. Denn wenn schon jetzt die weiteren Aussichten ungewiss sind, wären sie mit Donald Trump als Präsidenten wohl katastrophal bis deprimierend.
Nel ASA hält die Stellung
Nel ASA ist von den US-Wahlen freilich weniger direkt betroffen als Plug Power. Doch auch die Norweger freuten sich heute Morgen über Rückenwind, und das zu einem kritischen Zeitpunkt. Nel ASA-Aktie drohte kürzlich, erneut unter die Linie von 0,50 Euro zu rutschen. Am Montagmorgen konnte sie sich nun immerhin um 2,4 Prozent bis auf 0,51 Euro steigern. Das ist noch kein echter Ausbruch, aber zumindest können die Bullen für einen Moment durchschnaufen.
In den Knochen hängen den Anlegern aber noch immer eher enttäuschende Quartalszahlen mit einem mageren Ausblick. Das wird voraussichtlich auch in den nächsten Tagen und Wochen dafür sorgen, dass die Börsianer sich mit ihrer Kauflaune eher zügeln werden. Reicht es aber für eine Stabilisierung oberhalb von 0,50 Euro, wäre das schon ein kleiner Erfolg in mehr als schwierigen Zeiten.
Ballard Power tappt auf der Stelle
Noch dezenter fielen die Kursgewinne heute Morgen bei Ballard Power aus, wo die Anteilseigner sich mit einem Plus von 0,1 Prozent begnügen mussten. Auch bei den Kanadiern droht ein Kampf um letzte Unterstützungen vor dem 52-Wochen-Tief. Ein wenig neue Hoffnung könnte also beileibe nicht schaden.
Es wird momentan natürlich viel spekuliert und die Emotionen in den USA kochen nach dem ereignisreichen Wochenende etwas hoch. Daraus schon die endgültige Trendwende für Wasserstoff-Aktien basteln zu wollen, wäre viel zu weit nach vorne gegriffen. Doch die Karten werden neu gemischt, was mindestens für interessante Entwicklungen sorgen wird. Zu rechnen ist aber unverändert mit einer recht hohen Volatilität, während der US-Wahlkampf in seiner Intensität voraussichtlich immer weiter zunehmen wird.
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