Liebe Leserin, lieber Leser,
im heutigen Newsletter Wasserstoff Briefing spielt wieder einmal Nel ASA eine zentrale Rolle. Weitere Protagonisten: Air Products, ein kalifornischer Industriegase-Spezialist, der nun auf Wasserstoff setzt. Genauso übrigens wie eine Gruppe von 45 Betreibern von Gasverteilnetzen in Deutschland. Außerdem geben wir einen Ausblick auf FuelCell Energy vor den Zahlen.
Am gestrigen Mittwoch erschien auf „Spiegel Online“ ein interessanter Debattenbeitrag von Kolumnist Sascha Lobo: Unter der Überschrift „Der kapitalistische Krieg gegen Russland“ schrieb Lobo über die Positionierung globaler Unternehmen zum Krieg in der Ukraine. Digitalunternehmen würden zu „Kriegsparteien“ und „ihr Bekenntniskapitalismus zum Machtfaktor“, hieß es da u.a..
Nel ASA: Plötzlich Freiheitskämpfer
Nun dürfte einem norwegischen Unternehmen ein pathetisch-patriotischer Zungenschlag oder auch nur eine heroische Attitüde relativ wesensfremd sein. Das vermuten wir wenigstens. Und auch Nel ASA ist mit seiner Erklärung vom gestrigen Mittwoch, die EU bei der Unabhängigkeit von russischen Energielieferungen zu unterstützen, natürlich nicht zur „Kriegspartei“ mutiert.
Aber irgendwie zum Freiheitskämpfer. D.h., zumindest wenn man der Erzählung von Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) folgt. Dieser hatte während der Sondersitzung des Deutschen Bundestages am 27. Februar zum Krieg in der Ukraine Folgendes gesagt:
Nel ASA und Co: „Wir sind die Guten“
„Erneuerbare Energien leisten nämlich nicht nur einen Beitrag zur Energiesicherheit und Versorgung. Erneuerbare Energien lösen uns von Abhängigkeiten.“ Und schließlich als Fazit: „Erneuerbare Energien sind deshalb Freiheitsenergien.“
Bezogen auf Wasserstoff-Unternehmen könnten man daher auch gleich sagen: „Wir sind die Guten.“ Das klingt dann vielleicht etwas hochtrabend, aber Imagepflege gehört eben zum Geschäft.
Nel ASAs Noch-Chef Jon André Løkke ging in seiner Mitteilung vom Mittwoch denn auch explizit auf die neue Energiestrategie der EU „REPowerEU“ ein: „Wir sind bereit, die in Europa und im Ausland benötigten Elektrolyseur-Produktionskapazitäten zu schaffen, wenn der Markt dies erfordert“, sagte der CEO von Nel ASA.
EU-Wasserstoffstrategie: Ausweitung der Ziele
Im Anschluss verwies Løkke auf „unsere brandneue und vollautomatische Elektrolyseur-Produktionsanlage auf Herøya“. Diese produziere bereits im Dreischichtbetrieb. „Wir erreichen jede Woche neue Produktionsrekorde und werden ein Standortauswahlverfahren für zusätzliche Produktionskapazitäten in Europa einleiten“, fuhr Løkke fort.
Das Elektrolyseurwerk von Nel auf Herøya kann laut Unternehmensmitteilung dem Markt eine Kapazität von 500 MegaWatt zur Verfügung stellen. Zudem bestehe die Möglichkeit, diese auf bis zu 2 GigaWatt zu erweitern. Im Hinblick auf REPowerEU erinnerte Løkke an die bereits im Mai 2020 vorgestellte EU-Wasserstoffstrategie. Deren Ziele wolle die EU nun ausweiten:
Nel ASA: Abhängigkeit von russischem Gas verringern
„Mit dieser neuen Mitteilung erhöht die EU ihren Ehrgeiz und die Ziele der Wasserstoffstrategie um weitere 15 Millionen Tonnen erneuerbaren Wasserstoffs (10 Millionen Tonnen, die importiert werden sollen, und 5 Millionen Tonnen, die in der EU selbst produziert werden)“, hieß es bei Nel ASA, und weiter:
Diese neue Menge könne dazu beitragen, die Abhängigkeit von importiertem russischem Gas bis 2030 um 25-50 Milliarden Kubikmeter zu verringern, so der Wortlaut der Mitteilung. Auch die Versprechen der EU, einen entsprechenden Innovationsfonds schneller umzusetzen und Wasserstoffprojekt vorrangig zu behandeln, begrüßte Nel ASAs CEO Løkke.
Nel ASA-Aktie im Höhenflug
„Wir sind entschlossen und bereit, das Versprechen einzulösen, Europa zum ersten klimaneutralen Kontinent der Welt zu machen. Es ist an der Zeit, Europas Wasserstoffambitionen in die Tat umzusetzen“, hieß es abschließend.
Dafür brauche man jedoch „einen klaren und vorhersehbaren Rechtsrahmen, der Sicherheit und angemessene Anreize für erneuerbare Wasserstofftechnologien“ biete. All das stimmten Börse und Anleger dermaßen optimistisch, dass sich der Höhenflug der Nel ASA-Aktie auch am Donnerstag fortsetzte. Das galt zumindest für den Vormittag, als erneut ein steiler Anstieg zu beobachten war.
Die Stunde des Wasserstoffs
Apropos Wasserstoffambitionen: Diese hat man natürlich auch jenseits des Atlantik. Die US-Regierung hat am vergangenen Dienstag bekanntlich einen Importstopp für russisches Öl verhängt. Daher schlägt auch in den USA spätestens jetzt die Stunde der erneuerbaren Energien und des Wasserstoffs. Ein Beispiel dafür ist der Industriegase-Spezialist Air Products.
Darüber berichtete nun das Börsenmagazin „Der Aktionär“. Demnach baut das Unternehmen derzeit eine umweltfreundliche Produktionsanlage für Flüssigwasserstoff in Arizona. Diese soll eine Kapazität von zehn Tonnen pro Tag erreichen. Damit wolle man die emissionsfreie Mobilität in Kalifornien unterstützen, hieß es.
Elektrolyseure von ThyssenKrupp Nucera
Voraussichtlich 2024 soll die gesamte Anlage in Betrieb gehen, betrieben mit kohlenstofffreiem, erneuerbarem Strom. Und auch ein deutsches Unternehmen mischt dabei mit: Denn laut Unternehmensmitteilung kommen in der Anlage zur Erzeugung von gasförmigem Wasserstoff zwei Elektrolyseure von ThyssenKrupps Wasserstoff-Tochter Nucera um Einsatz.
Es liegt natürlich an der gegenwärtigen Aufbruchstimmung im Wasserstoff-Sektor, die dafür sorgt, dass auch kleine Meldungen zum Thema Wasserstoff Aufmerksamkeit bekommen. Denn beim Aufbau und Ausbau einer globalen Wasserstoffwirtschaft ist immer etwas in Bewegung. Und bewegt seinerseits die Märkte.
Initiative für Wasserstoffinfrastruktur in Deutschland
Stichwort Bewegung: Auch in Deutschland will man die Wasserstoffwirtschaft vorantreiben. Genauer den Aufbau einer Wasserstoffinfrastruktur. Dafür habe sich eine Gruppe von 45 Betreibern von Gasverteilnetzen zusammengetan, schreibt das „Handelsblatt“ am Donnerstag. Die Unternehmen wollten demnach einen sogenannten Transformationsplan entwicklen.
Darin gehe es darum, die schrittweise Umstellung der Erdgasnetze auf den Transport von Wasserstoff zu skizzieren. Am Ende sollen Kommune und Betriebe konkrete Umstellungskonzepte an die Hand bekommen. Nicht zuletzt gehe es allerdings bei dieser Initiative darum, die Abhängigkeit von russischen Energielieferungen zu reduzieren, hieß es.
FuelCell Energy vor den Zahlen
Koordinator des Vorhaben seien der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) und der Deutsche Verein des Gas- und Wasserfaches (DVGW). Die 45 teilnehmenden Netzbetreiber stünden für mehr als die Hälfte des Gasverteilnetzes in Deutschland.
Wie bereits vor Tagen angekündigt gibt FuelCell Energy am heutigen Donnerstag die Bilanz für das jüngste Quartal heraus. Abgelaufen ist dieses am 31. Januar 2024. Aufgrund der Zweitverschiebung findet die Präsentation der Geschäftszahlen jedoch erst nach dem Redaktionsschluss unseres heutigen Newsletters statt. Näheres dazu gibt daher voraussichtlich in der morgigen Ausgabe.
Analysten erwarten mehr Umsatz
Dessen ungeachtet haben Analysten bereits im Vorfeld ihre Einschätzungen und Erwartungen hinsichtlich der Zahlen von FuelCell Energie veröffentlicht. Darüber berichtete etwa das Finanzportal „Finanzen.at“. Diese Schätzungen fassen wir hier etwas großzügig zusammen:
Demzufolge gehen die Analysten bei den Verlusten je Aktie von minimal geringeren Verlusten aus. Das gelte sowohl für das abgelaufene Quartal als auch für das aktuelle Fiskaljahr. Etwas anders verhält es sich beim Umsatz: Hier prognostiziert man für beide Zeiträume ein sattes Plus. Legt dabei den entsprechenden Vorjahreszeitraum als Maßstab an.
Spannend dürfte auch der Ausblick seitens des Unternehmens FuelCell Energy sein samt der Geschäftsprognose. Denn wie bereits erwähnt: In diesen Zeiten betrachten wir die Wasserstoff-Aktien noch aufmerksamer als sonst.
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