Liebe Leserin, lieber Leser,
Nel ASA meldet einen neuen Auftrag. Plug Power sendet Signale Richtung EU und bekräftigt seinen europäischen „Fußabdruck“. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) denkt derweil über eine Wasserstoff-Pipeline nach. Was hinter all dem steckt, lesen Sie im heutigen Newsletter Wasserstoff Briefing.
Na bitte, möchte man sagen, geht doch: Der norwegische Wasserstoff-Spezialist hat endlich wieder Unternehmensnews veröffentlicht: Am Mittwoch teilte das Unternehmen mit, dass Nel ASA dem finnischen Food-Tech-Startup Solar Foods ein alkalisches Elektrolyseursystem liefert. Diesen Auftrag hat demnach die Tochtergesellschaft Nel Hydrogen Electrolyser AS erhalten.
Grüner Wasserstoff für Lebensmittel
Dank des alkalischen Elektrolyseursystems ist es möglich, grünen Wasserstoff bereitzustellen. Dieser soll dann bei der Herstellung von Lebensmitteln aus Kohlendioxid und Strom zum Einsatz kommen. Solar Foods will dadurch in die kommerzielle Produktion des Protein-Pulvers Solein einsteigen. Das Unternehmen hat sich dafür auch den entsprechenden Markennamen gesichert.
Solein wird demnach in einem Bioprozess hergestellt. Die Hersteller füttern dabei Mikroben mit Gasen (Kohlendioxid, Wasserstoff und Sauerstoff) und geringen Mengen an Nährstoffen. Nel liefere nach Aussagen des Projektleiters bei Solar Foods, Ville-Veikko Vaaranmaa, „die Technologie für einen der wichtigsten Prozessschritte“.
Schwung für die Nel ASA-Aktie
Die neue Produktionsanlage Solar Foods befindet sich derzeit noch im Bau. Die Bestellung dafür hat laut Unternehmensangabe seitens Nel ASA einen Wert von rund 2 Millionen Euro. Die Lieferung der Ausrüstung soll demnach Ende 2024 / Anfang 2024 ankommen. Der Nel ASA-Aktie dürfte diese Meldung helfen, den Schwung der vergangenen Woche mitzunehmen.
Wie mehrfach berichtet hat Nel ASA in der vergangenen Woche als eines der ersten namhaften Wasserstoff-Unternehmen auf die Ankündigung die neue Energiestrategie der EU, REPowerEU, reagiert. Jedenfalls nach unserem Kenntnisstand. Stichwort: Ausbau der Elektrolyseur-Produktionskapazitäten. Doch es war und ist natürlich völlig klar, dass dies nicht so bleibt.
Plug Power: Hilfe für die EU?
Denn schließlich handelt es sich bei den Elektrolyseuren wohl um ein äußerst lukratives Geschäft. Denn es geht um einen Markt, dem Analysten enormes Wachstum prognostizieren. Davon dürften sich auch andere Unternehmen leiten lassen. Daher ließ ein sogenannter „Tweet“ des CEO von Plug Power, Andy Marsh aufhorchen.
Marsh habe demnach von einem Treffen mit der EU-Führung am Mittwoch geschrieben. Darüber berichtete das „Nebenwerte-Magazin“. Näheres dazu ist bisher allerdings noch nicht bekannt. Aber es wäre natürlich sehr gut denkbar, dass auch Plug Power seine grundsätzliche Bereitschaft erklärt, die EU bei ihren ehrgeizigen Wasserstoff-Plänen zu unterstützen.
Plug Power: Neue Anlage in Frankreich
Dass auch Plug Power dafür über das nötige Know-How verfügt, dürfte unbestritten sein. Hinzu kommt, das Plug Power in Europa bereits bestens vernetzt und als Unternehmen präsent ist. Man denke da zum Beispiel an das im Aufbau befindliche europäische Headquarter in Duisburg. Hier plant Plug Power zudem die Einrichtung eines Forschungs-, Service- und Schulungszentrums.
Auch in Frankreich ist man aktiv: Plug Power gab nun die Eröffnung eines Werks von Hyvia in der Renault Refactory m französischen Flins bekannt. Bei Hyvia handelt es sich um ein Joint Venture zwischen Renault und Plug Power. Das Joint Venture ging vor neun Monaten an den Start.
Plug Power und Renault: Wasserstoff-Offensive
Hyvia plant demnach, in der neuen Anlage Brennstoffzellenmodule zu montieren und zu testen, die auf Plug Powers Technologie basieren. Bis Ende 2024 sollen diese Montage- und Testlinien eine Kapazität von 1.000 Brennstoffzellen pro Jahr haben. Das Werk soll zudem H2-Tankstellen aufbauen und mit der Herstellung von Wasserstoff mit einem ersten Elektrolyseur beginnen.
Natürlich sind Renault und Plug Power, stolz auf die gemeinsame Wasserstoff-Offensive für leichte Nutzfahrzeuge. Das unterstreichen auch die Aussagen von Andy Marsh dazu: „Wir sind seit mehr als zehn Jahren in Europa präsent und sind ein wichtiger Investor in der Entwicklung des europäischen Wasserstoff-Sektors“, so das Statement des Plug Power-CEO am Mittwoch.
Plug Power-Aktie mit Schwankungen
Und weiter heißt es: „Wir haben unser Wachstum mit Hyvia in Partnerschaft mit der Renault-Gruppe beschleunigt. Gemeinsam unternehmen wir sinnvolle Schritte, um den Klimawandel zu bekämpfen.“ Diese aktuellen Äußerungen würden ja nun tatsächlich nur allzu gut zu einer möglichen Charme-Offensive seitens Marsh in Brüssel passen.
Für die Plug Power-Aktie sieht es derzeit weiterhin nach einer tendenziell positiven Entwicklung aus. Auch wenn die ein oder andere Momentaufnahme am Donnerstagvormittag schon wieder leichte Verluste anzeigt. Schwankungen ist man bei Wasserstoff-Aktien generell eher gewohnt. Zumal steigende Energiepreise natürlich auch insgesamt auf die Stimmung drücken können.
Norwegen hilft Deutschland
Wo wir gerade von steigenden Energiepreisen sprechen: Nach all dem Ärger mit russischen Gas ( Nord Stream 2!) ist Deutschland spätestens jetzt gezwungen, sich neue Lieferanten zu suchen und bestehende Partnerschaften ausbauen. Das hat Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) nun in Norwegen getan.
Laut Medienberichten ist Norwegen derzeit der zweitgrößte Erdgaslieferant Deutschlands und will seine Fördermengen erhöhen. Norwegen will Europa in der Energiekrise mehr Erdgas liefern und Deutschland mit Spezialschiffen helfen, berichtete am Donnerstag etwa „t-online.“
Kommt die Wasserstoff-Pipeline?
„Wir versuchen alles, um die Produktion zu erhöhen“, sagte demnach Norwegens Ministerpräsident Jonas Gahr Støre beim Besuch von Minister Habeck in Oslo. Neben Gas ging es bei den Gesprächen auch um das Thema Wasserstoff. Denn wie zu lesen ist, will Deutschland auch Wasserstoff aus Norwegen beziehen.
Um entsprechende Möglichkeiten auszuloten, bildeten Norwegen und Deutschland eine Arbeitsgruppe, hieß es. Diese soll Habeck zufolge in etwa einem halben Jahr Ergebnisse liefern. Man wolle auch prüfen, ob dafür eine eigene Wasserstoff-Pipeline nach Deutschland gebaut werden müsse.
Für weiteren Gesprächsstoff dürfte dabei auch die Möglichkeit, zur Überbrückung die Nutzung von „blauem Wasserstoff“ ins Auge zu fassen, sorgen. Denn dieser ist nicht klimaneutral. Wir werden das beobachten. Und bei nächster Gelegenheit gibt es dann auch noch ein paar News zum Thema Wasserstoff in der Automobilbranche, versprochen.
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