Liebe Leserin, lieber Leser,
Wasserstoff-Aktien verheißen massive Wachstumschancen. Davon gehen inzwischen viele Analysten aus. Allerdings stellen sich viele Anleger die Frage, wann sich das in den Bilanzen der Unternehmen niederschlägt. Zudem verschärft sich für Nel ASA und Plug Power der Kampf um den Markt für Elektrolyseure. Mehr darüber erfahren Sie im heutigen Newsletter Wasserstoff Briefing.
Dass Wasserstoff-Aktien sich extrem volatil verhalten, ist mittlerweile eine Binsenweisheit. Das zeigen die vielen Analysen der Wasserstoff-Aktien in den zurückliegenden Wochen und Monaten. Vor allem die Nel ASA-Aktie und die Plug Power-Aktie haben etliche Kursausschläge hinter sich. Das reicht von Abstürzen bis hin zu immer wieder neuen Hochs.
Wettrennen zwischen Nel ASA und Plug Power
An manchen Tagen vollzieht sich der Zickzack-Kurs dieser Aktien stündlich. Anders ausgedrückt: Die Performances der Nel ASA-Aktie und Plug Power-Aktie gleichen dem April-Wetter: morgens noch sonnig und heiter bis wolkig, nachmittags Sturm und Regen. Oder eben genau umgekehrt. Tagesprognosen für Nel ASA-Aktie und Plug Power-Aktie sind daher kaum möglich.
Das Interesse speziell an diesen beiden Aktien kommt nicht von ungefähr: Beide gelten als Big Player im Wasserstoff-Sektor, dank reichlich Expertise und überzeugendem Portfolio. Und beide beteiligen sich am Wettrennen um den Markt für Elektrolyseure. Der globale Bedarf an diesen Anlagen, die für die Produktion von Wasserstoff unerlässlich sind, wächst gefühlt stündlich.
Bloom Energy legt vor
Daher ist es nicht verwunderlich, dass diesen Markt auch andere Wasserstoff-Unternehmen – Pure Player ebenso wie Blended Player – längst entdeckt haben und gewillt sind, sich ein eigenes gutes Stück vom großen Kuchen zu sichern. Da gibt es etwa das US-amerikanische Unternehmen Bloom Energy, unter anderem ein Hersteller von Elektrolyseuren.
Dieses Unternehmen sorgte jetzt mit einem bemerkenswerten Deal für Schlagzeilen: Demnach erhält Bloom Energy den Auftrag über einen Elektrolyseur von 10 Megawatt. Die Lieferung geht an einen Düngemittelfabrikanten. Ziel ist es demnach, mit Blooms Elektrolyseur 13.000 Tonnen sauberes Ammoniak pro Jahr zu produzieren.
Größte Produktionsstätte für grünen Ammoniak
Die Meldung darüber gaben Bloom Energy und LSB Industries, Inc. (LSB) (NYSE: LXU), ein grosser nordamerikanischer Hersteller von Industrie- und Agrarchemikalien, gemeinsam bekannt. Im Werk von LSB in Pryor, Oklahoma, plant man demnach die Installation eines Festoxid-Elektrolyseurs von Bloom Energy mit 10 Megawatt (MW).
Das Projekt soll demzufolge grünen Wasserstoff erzeugen, der zur Synthese von etwa 13.000 Tonnen kohlenstofffreiem Ammoniak pro Jahr beitragen soll. Die Meldung spart denn auch nicht mit Superlativen. Denn die LSB-Anlage in Pryor werde Nordamerikas größte Produktionsstätte für grünen Ammoniak sein, so hieß es.
Bloom Energy: Auf der Überholspur
Daran fallen Beobachtern des Wasserstoff-Sektors gleich mehrere Details auf, die anderen Elektrolyseur-Herstellern und Wasserstoff-Unternehmen zu denken geben sollte: ThyssenKrupp etwa ist zwar als begleitender und mitentwickelnder technischer Dienstleister mit im Boot bei diesem Auftrag. Doch die eigentliche Technologie, der Elektrolyseur, stammt von Bloom Energy.
Hinzu kommt, dass es um den nordamerikanischen Markt geht. Gerade in der jüngsten Vergangenheit hat das US-Unternehmen Plug Power gezielt den Eindruck erweckt, als gehe ohne sie gar nichts in Sachen grüne Wasserstoffwirtschaft. Und nun das. Bloom Energy erhält den Zuschlag – nicht Nel ASA, nicht Plug Power, nicht ThyssenKrupp Nucera und auch nicht Enapter.
Sauber und kostengünstig
In Sachen Technologie und Innovation hat Bloom Energy Nel ASA und Plug Power ohnehin erst vor kurzem die Show gestohlen: Denn bei den diesjährigen World Changing Ideas Awards gab es Anfang Mai in Kalifornien eine wichtige Auszeichnung für Bloom Energy. Bei der Veranstaltung werden unter anderem saubere Technologien und innovative Unternehmensinitiativen gewürdigt.
Für seine „beispiellose Effizienz“ bei der Herstellung von sauberem und kostengünstigem Wasserstoff errang der „Bloom Elektrolyzer“ als Finalist in der Kategorie „Energie“ einen Preis. Dabei begründete man die Auszeichnung vor allem mit der Effizienz und dadurch letztlich der Wirtschaftlichkeit der Technologie von Bloom Energy:
Wichtiges Signal an die Industrie
Da der Bloom-Elektrolyseur bei hohen Temperaturen arbeite, benötigt er weniger Energie als PEM- und alkalischen Elektrolyseure, um Wassermoleküle aufzuspalten. Daher trage er so dazu bei, dass Wasserstoff wirtschaftlich an Attraktivität gewinne. Denn eines der Haupthindernisse für eine skalierbare und reichhaltige Wasserstoffproduktion seien die Kosten, hieß es.
Ein weiteres Stichwort sollte – etwa Nel ASA – an dem Auftrag alarmieren: Ein Düngemittelfabrikant ist der Adressat. Es geht um Ammoniak, eine sehr wichtige Komponente bei landwirtschaftlichen Düngemitteln. Gelänge es dank des Elektrolyseurs, die Ammoniakproduktion von „grauem“ in „grünen“ umzuwandeln, so wäre das für die Industrie ein wichtiges Signal.
Nel ASA muss dranbleiben
Auch Nel ASA ist auf diesem Geschäftsfeld aktiv: Erst vor zwei Wochen feierte Nel ASA die Einweihung des „Königs der Elektrolyseure“ in einer Düngemittelfabrik in Spanien. Die von Nel ASA gebaute 20-MW-PEM-Elektrolyseur Anlage sei ein erster Schritt auf dem Weg zu einer umweltfreundlicheren Ammoniakindustrie, hieß es in diesem Zusammenhang.
Elektrolyseure sind offensichtlich eine Schlüsseltechnologie für die gerade hochlaufende Wasserstoffwirtschaft. Dass dieser Markt weltweit umkämpft ist, daran lassen Initiativen und Projekte, Institutionen und Industrien keinen Zweifel. Gute Aussichten daher für Wasserstoff-Unternehmen und Wasserstoff-Aktien, doch ein Selbstläufer wird das für keinen Player.
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