Liebe Leserin, Lieber Leser,
es fühlt sich schon ein wenig an, als wären Wasserstoff-Aktien in einer Sackgasse gelandet. Der Sektor dümpelt lustlos vor sich hin und es gelingt einfach nicht, richtig große Schritte nach vorn zu wagen. Die Unternehmen arbeiten zwar unermüdlich am Wachstum, was an dieser Stelle auch nicht unter Wert verkauft werden soll. Doch es werden ihnen viel zu oft Steine in den Weg gelegt. Als wenig hilfreich erweist sich dieser Tage auch die Politik.
In einem Gastartikel für den „Focus“ äußerte sich dazu Jorgo Chatzimarkakis in seiner Funktion als CEO des Wasserstoffverbands Hydrogen Europe. Der deutschen Politik stellt er dabei ein vernichtendes Urteil aus. Jene habe in der Vergangenheit Chancen verpasst und die Industrie in eine mehr als schwierige Situation befördert. Enttäuscht blickt Chatzimarkakis unter anderem darauf, dass bei der Mobilität das Thema Wasserstoff gefühlt abgewürgt wurde, obwohl Deutschland diesbezüglich einst eine Vorreiterrolle eingenommen haben.
Wunschzettel für die Wasserstoffwirtschaft
Diesbezüglich verweist Hydrogen Europe auf das weltweit dichteste Netz an Wasserstoff-Tankstellen und den 1.000-Kilometer-Weltrekord, den Daimler Truck mit einem H2-Lkw aufstellen konnte. Doch statt darauf aufzubauen und gerade im Schwerlasttransport auf die Vorzüge von Wasserstoff zu setzen, habe Deutschland sich zu sehr auf die Elektromobilität versteift.
Immerhin hat Chatzimarkakis schon klare Vorstellungen und Vorschläge dafür, was die kommende Bundesregierung in Angriff nehmen müsste. Dafür nennet er vor allem drei Punkte. Das Netz an Wasserstofftankstellen für den Schwerlastverkehr müsse mit klarem Fokus ausgebaut werden. Zudem solle die Wasserstoffverbrennung als Brückentechnologie herhalten und zum Teil als Ersatz für bestehende Dieselantriebe zum Einsatz kommen. Zuletzt hofft man bei Hydrogen Europe auf klare politische Bekenntnisse. Wasserstoff sei der Weg in die Zukunft, was sich bei den Entscheidungsträgern im besten Fall widerspiegeln sollte.
Als Alternative dazu warnt Chatzimarkakis vor dem Rutsch in eine Abwärtsspirale. Noch sei es nicht zu spät, um das Ruder herumzureißen, die Automobilindustrie zu retten und Deutschland an die Spitze einer globalen Technologiebewegung zu führen. Doch das Zeitfenster schließe sich schnell.
Nel ASA: Allein es fehlt der Glaube!
Bei den Anlegerinnen und Anlegern rennt Hydrogen Europe mit derartigen Äußerungen offene Türen ein. Vielleicht tut es auch gut, so etwas zur Abwechslung von einem angesehenen Branchenvertreter zu hören. Doch neue Zuversicht scheint darauf nicht zu erwachsen. Es bleiben enorme Zweifel daran, ob die Politik sich zu einem neuen Fokus zusammenraufen kann. Angesichts der wahrscheinlichen Koalitionsoptionen nach der Wahl im Februar ist aber mit Wundern kaum zu rechnen.
Dementsprechend geben Wasserstoff-Aktien sich weiterhin etwas lustlos. Nel ASA rutschte heute Morgen nach einer kleinen Erholung wieder um 2,5 Prozent nach unten und landete bei 0,27 Euro. Damit sind noch nicht alle Zugewinne der letzten Tage vernichtet. Doch es fehlt klar an Rückenwind und Träumereien um einen Sprung über die Marke bei 0,30 Euro, was immer noch tief im Kurskeller zu verordnen wäre, rücken wieder in den Hintergrund. Bestenfalls lässt sich auf eine Stabilisierung knapp über dem Mehr-Jahres-Tief hoffen. Bei allen guten Zukunftshoffnungen bleibt das für die Anteilseigner maximal ein schwacher Trost.
Linde: Diversität ist Trumpf
Dass es sich lohnt, nicht alles auf eine Karte zu setzen, dafür ist Linde in Sachen Wasserstoff wahrscheinlich das beste Beispiel. Der Konzern gilt als Vorreiter im Sektor, doch die positive Entwicklung im Chart ist darauf eher nicht zurückzuführen. Viel mehr sorgen Erfolge in anderen Bereichen dafür, dass die Aktie den fehlenden Antrieb bei Wasserstoff-Aktien einigermaßen gut verkraften kann.
Bei rund 420 Euro notierte die Linde-Aktie heute Morgen und damit 13 Prozent höher als zu Jahresbeginn. Von einigen schwer spekulativen Aktien einmal abgesehen, kann keiner der üblichen verdächtigen reinen Wasserstoff-Player für eine vergleichbare Performance sorgen. Linde bleibt seinem Engagement in Sachen Wasserstoff treu und sichert sich damit Zukunftschancen, kann aber gleichzeitig auch hier und heute Wachstumsimpulse hinterlassen.
Plug Power auf Stabilisierungskurs?
Politisch kommt auf Plug Power noch einmal deutlich mehr Gegenwind zu, sind es doch nur noch wenige Wochen, bis Donald Trump ins Weiße Haus einzieht und sein illustres Kabinett mit ultrarechten Persönlichkeiten, Verschwörungsanhängern und Klimawandelleugnern mitbringt. Es ist abzusehen, dass auf Wasserstoffunternehmen vier unangenehme Jahre zukommen werden.
Wohl auch deshalb schwankte die Plug Power-Aktie zuletzt enorm hin und her. Am Mittwoch kam etwas Ruhe ins Geschehen. Der Titel schien sich bei 2,50 US-Dollar zu stabilisieren und auch nachbörslich tat sich nicht mehr viel. Sollte hier ein Boden gefunden werden, wäre es nicht das schlechteste Szenario aus Anlegersicht. Spekulationen um die Liquidität, Kreditvergaben, mögliche neue Kapitalerhöhungen und weitere Sperenzchen dürften aber recht zuverlässig dafür sorgen, dass die Plug Power-Aktie auch in Zukunft sprunghaft bleibt.
Die politische Ebene
Wasserstoff-Aktien und Politik bleiben in Zukunft eng miteinander verwoben. Das kann seine Vorzüge haben, erweist sich momentan aber eher als Nachteil. Die großen Unsicherheiten und die zunehmende Entwicklung zur Skepsis gegenüber klimaschützenden Maßnahmen sind nicht der beste Boden, um für neues Wachstum zu sorgen. Entmutigen lassen müssen sich Anleger dadurch nicht. Langfristig bleibt Wasserstoff viel zu interessant, als dass die Staatenlenker das Thema ignorieren könnten. Es schadet aber auch nicht, weiterhin mit einer gesunden Portion Vorsicht zu agieren.
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