Wasserstoff-Aktien: Nel ASA schlägt zurück und Plug Power macht’s spannend

Wasserstoff-Aktien erhitzen die Gemüter. Obwohl Wasserstoff boomt, haben es Nel ASA, Plug Power und Co derzeit schwer. Denn etwas Wichtiges fehlt.

Liebe Leserin, lieber Leser,

Wasserstoff-Aktien sollten in keinem Depot fehlen. Davon sind nicht wenige Anlageprofis überzeugt. Denn dem Markt für grünen Wasserstoff sagt eine aktuelle Studie erneut exorbitantes Wachstum voraus. Dennoch tun sich gerade die Pure Player wie Nel ASA und Plug Power derzeit etwas schwer. Die Gründe dafür erfahren Sie im heutigen Newsletter Wasserstoff Briefing.

Aus Sicht der Analysten des globalen Marktforschungsunternehmens Strategic Market Research (SMR) stellt sich die Sache recht einfach dar. Denn die wichtigsten Fragen beantwortet ihre aktuelle globale Marktanalyse für grünen Wasserstoff vom Juni 2024 mit „ja“: Gibt es einen Markt für grünen Wasserstoff? Ja, es gibt ihn. Ist grüner Wasserstoff profitabel? Ja, das ist er.

Grüner Wasserstoff: Marktwert steigt auf 3,48 Milliarden US-Dollar

In Zahlen liest sich das so: Der Markt für grünen Wasserstoff hatte im Jahr 2020 einen Wert von 940 Millionen US-Dollar mit einer CAGR von 14,68 Prozent. Laut Strategic Market Research kann er bis 2030 voraussichtlich einen Marktwert von 3,48 Milliarden US-Dollar erreichen. Das wachsende Bewusstsein für die Dekarbonisierung der Industrie sei dabei der wichtigste Treiber.

Eine dritte Antwort der Analyse von SMR auf eine der am häufigsten gestellten Fragen zum Markt für grünen Wasserstoff ist ebenfalls aufschlussreich: Welche Region wird den Weltmarkt für grünen Wasserstoff anführen? Antwort: Die europäische Region ist führend und wird den globalen Markt für grünen Wasserstoff anführen.

Nel ASA und ITM Power: Die EU bremst

Außerdem erfährt man, dass Europa derzeit der weltweit größte Produzent von grünem Wasserstoff ist. Und nun kommt die wahre Preis-Frage: Denn was macht Europa aus seiner Führungsposition auf dem globalen Markt für grünen Wasserstoff? Richtig, Europa verspielt sie. Verheddert sich in endlosen Diskussionen und Abwägungsentscheidungen, statt Finanzmitteln bereitzustellen.

Dadurch bremst man die gerade hochlaufende Wasserstoffwirtschaft aus. Das beklagen zumindest die CEOs des norwegischen Wasserstoff-Spezialisten Nel ASA und des britischen Wasserstoff-Unternehmens ITMPower, Jon André Løkke und Graham Cooley.

Investitionen für Wasserstoff-Projekte

Laut eines Berichts auf „Recharge“ machten die beiden CEOs aus ihrer Verärgerung auf dem Financial Times Hydrogen Summit im Juni 2024 in London keinen Hehl. Dabei bezogen sie sich die beiden Chefs konkret auf ihre Kernkompetenzen: Herstellung und Betrieb von Elektrolyseuren sowie den Ausbau von deren Produktionskapazitäten.

Denn ein Mangel an politischen Entscheidungen und Investitionen bremse den weiteren Ausbau genau dieser Produktion, hieß es. „Die Industrie ist bereit, sich zu vergrößern, aber Graham und ich können nur so viel tun, um uns auf etwas vorzubereiten, das kommen wird“, zitiert der Bericht Løkke. „Es gibt noch viele Investitionsentscheidungen, die getroffen werden müssen.“

„Wir brauchen Sichtbarkeit“

Ein „sichtlich frustrierte Løkke“ habe demzufolge gegen die „endlosen Ankündigungen, Ambitionen, Rahmenvereinbarungen und Zielvorgaben“ der EU gewettert. Denn seiner Meinung nach seien diese kein Ersatz für feste Investitionen in Projekte.

„Wir können nicht weiter vorauseilend investieren, wir brauchen auch eine gewisse Sichtbarkeit“, soll der CEO demnach gemahnt haben: „Wir müssen sehen, wie Beton gegossen und Stahl geschweißt wird.“ Denn an Nel ASA liege es nicht. Der Konzern sei bestens vorbereitet auf die aktuelle Situation und könne sozusagen jederzeit loslegen.

Mehr Anreize schaffen

Doch nun seien die Europäische Kommission und die nachgelagerten Akteure, die Nutzer von Molekülen, gefordert, Investitionsentscheidungen zu treffen und mit dem Bau von Elektrolyseuren zu beginnen. „Und dann werden wir reagieren, indem wir noch mehr Kapazitäten hinzufügen“, erklärte Løkke demnach abschließend.

Ins gleiche Horn wie sein Kollege hat laut Bericht auch Cooley, CEO von ITM Power, gestoßen: Das Geld fange noch nicht an zu fließen, beklagte er demnach, um fortzufahren: „Wir sind bereit und brauchen nur noch die EU, um diese Anreize zu schaffen, und die größeren Projekte, um den finanziellen Abschluss zu erreichen.“

Wer ist schuld am Stillstand?

Aktuell scheint es sich daher um eine etwas festgefahrene Situation zu handeln, wie der Bericht nahelegt: Einerseits zeigten sich die Elektrolyseur-Hersteller besorgt über die Verfügbarkeit von Elektrolyseuren zur Unterstützung ihrer Projekte.

Andererseits würden nicht wenige auf die Hersteller als Schuldige verweisen: Deren Expansion ginge nicht schnell genug, „um endgültige Investitionsentscheidungen (FDI) zu unterstützen“. Zugegeben, auch wir haben sehr häufig in den Chor derjenigen eingestimmt, die von Nel ASA endlich „Big Orders“ einfordern.

Nel ASA-Aktie: Unter verschärfter Beobachtung

Zumal die aktuelle Performance der Nel ASA-Aktie erneut arg zu wünschen übrig lässt. Daran dürfte auch Nel ASAs Ankündigung einer außerordentlichen Hauptversammlung ihren Anteil haben. Allein die Ankündigung hat die Finanzmedien alarmiert. Hinzu kommt, dass sich Nel ASA mit der Beteiligung an Nikola laut Expertenmeinung ohnehin einen Klotz ans Bein gebunden hat.

Man darf daher gespannt sein, wie sich diese außerordentliche Hauptversammlung am 2. August auf die Nel ASA-Aktie auswirkt. Unternehmensnews hinsichtlich neuer Aufträge, Partnerschaften und Projekte ist Nel ASA jedenfalls auch am heutigen Donnerstag – Stand Donnerstagmittag – bisher schuldig geblieben.

Gibt es ein Rohstoff-Problem?

Aber wir haben ja jetzt gelernt, dass es die Politik ist, die nach Meinung der Elektrolyseur-Hersteller auf der Bremse steht. Dass es an Entschlossenheit fehlt, Dinge zu fördern und dafür Geld in die Hand zu nehmen. Dazu hat sich laut Bericht auch Paddy Padmanathan, CEO von ACWA Power, recht deutlich geäußert.

ACWA Power ist ein saudischer Kraftwerksentwickler. Das Unternehmen hat laut Recharge-Bericht gerade eine Auftrag über 2,2 GW Elektrolyseure für das Neom-Projekt in Saudi-Arabien erteilt. Gegenüber dem Veranstalter des Financial Times Hydrogen Summits ging Padmanathan auch auf die Bedenken einiger Experten ein, die Herstellung von Elektrolyseuren könne Probleme bereiten.

Womit man Elektrolyseure wirklich baut

Denn man benötige für die Herstellung von Elektrolyseuren Rohstoffe wie Nickel, Kupfer, Stahl und Titan sowie seltene Platingruppenmetalle. Diese könnten in den kommenden Jahren deutlich zur Neige gehen. Und das dürfte mittelfristig die Produktionskapazität stark beeinträchtigen. Das sah Padmanathan ganz anders:

„Die Herstellung von Elektrolyseuren ist überhaupt kein Hindernis“, sagte er demnach gegenüber der FT. Das Problem sei viel mehr, dass sich viele Leute fragten, ob das Huhn oder das Ei zuerst kommen werde. „Es braucht jemanden, der den Mut und die Überzeugung hat, zu sagen: Ich baue es und sie werden kommen“, sagte ACWA Powers CEO.

Grüner Wasserstoff: „Der Markt ist da“

Und dann habe er hinzugefügt: „Im Moment sind wir alle wie die Kaninchen im Scheinwerferlicht und warten darauf, wer zuerst blinzelt. Heute gibt es kein Hindernis. Der Markt ist da. Wir müssen einfach weitermachen.“ „Der Markt ist da“, siehe oben. Denn diesen Satz bestätigt die zu Beginn des heutigen Newsletters Wasserstoff Briefing zitierte Studie von SMR.

Bleibt daher nur noch die abschließende Frage, wie sich Plug Power aktuell schlägt: Und das sieht momentan mal wieder nicht gut aus. Laut Meldung des Finanzportals „finanzen.net“ gehörte die Plug Power-Aktie gegen Mittag zu den Verlustbringern des Tages. Daran konnte nicht einmal die aktuell bekräftigte Kaufempfehlung seitens JPMorgan Chase etwas ändern.

Wichtige Entscheidungen bei Plug Power

Es bleibt ohnehin spannend bei Plug Power. Denn laut Börsentermin-Kalender hat das Unternehmen am heutigen Donnerstag, 30. Juni 2024, seine Aktionärshauptversammlung. Daher gibt es wichtige Neuigkeiten hinsichtlich der Plug Power-Aktie voraussichtlich im morgigen Newsletter Wasserstoff Briefing.

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