Liebe Leserin, Lieber Leser,
die US-Wahlen liegen nun schon knapp eine Woche zurück, doch der Einfluss an den Märkten ist noch immer sehr deutlich zu spüren. Bei Wasserstoff-Aktien wird man sich daran gewöhnen müssen, von nun an öfter mit dem teils erratischen Verhalten von Donald Trump konfrontiert zu sein. Auch meine Wenigkeit würde gerne über andere Themen sprechen, die in der gegenwärtigen Lage aber schlicht in den Hintergrund rücken.
Seit seinem Wahlsieg schwebt Trump wie ein Damoklesschwert über dem Wasserstoffsegment und es macht sich große Sorge breit, dass der Republikaner für herbe Rückschritte sorgen könnte. Das muss nicht einmal Wasserstoff direkt betreffen. Schon allein das Zurückfahren von Projekten aus dem Bereich erneuerbarer Energien könnte es sehr viel schwieriger machen, grünen Wasserstoff in größeren Mengen zu produzieren. Dabei sind die geringen Produktionskapazitäten schon jetzt ein großes Problem.
Kein Grund zur Sorge?
Allerdings hat noch längst nicht jeder deprimiert das Handtuch geworfen. Das Portal „finanzen.net“ hat in einem Artikel gleich mehrere Stimmen zusammengetragen, die dem Amtsantritt von Donald Trump im Januar eher gelassen entgegenblicken. Dazu gehören beispielsweise Ceres-Geschäftsführerin Mindy Lubber, Dan Lashof als Direktor des World Resources Institute und der Energieexperte Ed Hirs von der University of Houston. Der Konsens lautet ungefähr, dass mit Trump im Weißen Haus die Arbeit rund um erneuerbare Energien kaum leichter werden dürfte.
Dennoch würden Unternehmen und andere Staaten den Ausbau weiter vorantreiben und viele Projekte seien schon jetzt in vollem Gange. Trump könnte es auch schwer haben, bereits begonnene Maßnahmen seines Vorgänger Joe Biden vollständig zu kippen. Denn nicht wenige davon haben für viele neue Arbeitsplätze gesorgt, und das zum Teil auch in Bundesstaaten, die von den Republikanern dominiert werden. Erwartet wird von einigen Experten, dass Trump den weiteren Ausbau allenfalls verzögern wird, um sich nicht selbst ein Bein zu stellen.
Nel ASA im Tal der Tränen
Derartige und weitere Beschwichtigungen haben durchaus Hand und Fuß. Darüber hinaus verweisen einige Beobachter richtigerweise darauf, dass der Ausbau erneuerbarer Energien auch schon während Trumps erster Amtszeit nicht schlagartig zum Erliegen gekommen ist. Für nachhaltige Beruhigung an der Börse kann all das aber bisher nicht sorgen. Das zeigt sich unter anderem bei der Aktie von Nel ASA sehr deutlich. Letztere scheint zuletzt vollkommen den Boden unter den Füßen verloren zu haben.
Nel ASA Aktie Chart
Am Montag wertete das Papier zeitweise bis auf 0,28 Euro ab und erreichte dort (mal wieder) ein neues 52-Wochen-Tief. Heute Morgen ging es zwar zunächst auf 0,30 Euro zurück. Neue Signale ergeben sich dadurch aber nicht. Nach dem katastrophalen Kursverfall im laufenden Jahr darf der Linie bei 0,30 Euro wohl nicht einmal mehr aus psychologischer Sicht eine größere Bedeutung beigemessen werden. Zu schwer sitzen die vielen Enttäuschungen, als dass die Börsianer sich auf solche vagen Anzeichen ernsthaft einlassen könnten.
Hyundai dreht auf
Am anderen Ende der Welt lässt sich der südkoreanische Autobauer Hyundai von Donald Trump und dessen klimafeindlichen Politikvorhaben nicht beeindrucken. Auch entgegen der weitverbreiteten Meinung, dass Wasserstoff in Pkw nichts zu suchen habe, bastelt der Konzern munter weiter an entsprechenden Fahrzeugen. Vorgestellt wurde mit dem Initium nun ein neues SUV, das mit bis zu 650 km Reichweite und rund 203 PS überzeugen soll. Wenige Tage zuvor kündigte die Tochter Hyundai Rotem einen Kampfpanzer mit Wasserstoffantrieb an, der im Jahr 2040 auf den Markt kommen soll.
Vielleicht sind solche Vorhaben noch nicht der ganz große Durchbruch für Wasserstoff. Sie zeigen allerdings, dass auch große Unternehmen sich von ihren Vorhaben nicht abbringen lassen und die Entwicklung auch mit Donald Trump im Weißen Haus voranschreiten wird. Zu hoffen ist nur, dass die Anleger ihre teils ungläubigen Blicke wieder in eine andere Richtung wenden können.
Plug Power: Jetzt wird es ernst
Für etwas Ablenkung dürfte heute in jedem Fall bei Plug Power gesorgt sein, denn dort stehen noch vor Ertönen der Börsenglocke an der Wall Street neue Quartalszahlen an. Die Erwartungen sind nicht allzu hoch. Im Schnitt haben die Analysten leicht höhere Umsätze als im Vorjahr, aber noch immer Verluste von 0,24 US-Dollar je Aktie auf dem Zettel stehen. Wichtig ist vor allem, dass Plug Power diese Erwartungen nicht unterbieten wird. Sollte es dazu kommen, könnte die zuletzt verteidigte 2-Dollar-Linie heftig ins Wanken geraten.
Was passiert, wenn die Zahlen nicht den Geschmack der Anteilseigner treffen, das lässt sich bei Ballard Power weiterhin gut beobachten. In der vergangenen Woche stellten die Kanadier Ergebnisse vor, die meilenweit unter den Schätzungen der Experten lagen. In der Folge rasselte der Kurs an den hiesigen Märkten bis auf ein neues 52-Wochen-Tief bei 1,18 Euro hinab. Mit 1,24 Euro am heutigen Vormittag ist von einer echten Erholung leider noch nichts zu sehen.
Die Anleger haben es nicht leicht
Es hat seine Richtigkeit, wenn darauf hingewiesen wird, dass Donald Trumps Rückkehr ins Weiße Haus noch nicht das Ende der Welt ist. Auch Wasserstoff bietet weiterhin viele Chancen. Sicher ist bislang nur, dass es in Zukunft nicht einfacher für Unternehmen aus dem Segment werden wird. Doch bekanntlich wächst man an seinen Herausforderungen. Vielleicht verstehen zumindest einige Branchenvertreter den Gegenwind auch als Chance dazu, nun umso stärker auf den Durchbruch hinzuarbeiten. Zu wünschen wäre es den Anlegern, die nur sehr schwer neue Zuversicht aufbringen können. Dafür fehlt es auch schlicht an greifbaren Argumenten, die über bloße Hoffnungen und Absichtserklärungen hinausgehen würden.
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