Liebe Leserin, lieber Leser,
Wasserstoff-Aktien sind aus den Anlagen-Portfolios, die auf Nachhaltigkeit setzen, nicht mehr wegzudenken. Die Aussicht, mit gutem Gewissen gutes Geld zu verdienen, führt auch unter den Wasserstoff-Playern zu immer mehr Konkurrenz für Nel ASA, Plug Power und Co. Wie die Politik den Wasserstoff-Boom zusätzlich anheizt, lesen Sie im heutigen Newsletter Wasserstoff Briefing.
„Ballard Power, Plug Power und Co: Biden sorgt für Kursfantasie“ (Börsenmagazin) – eine Schlagzeile wie aus dem Lehrbuch für Finanzmedien. Dabei ging es um das Thema Energieversorgung bzw. Energiesicherheit. Denn spätestens seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine ist die Frage nach der Abhängigkeit von Rohstoffen ins Zentrum der Politik gerückt.
USA: Saubere Energie im Fokus
Das betrifft demnach auch nicht nur Europa, sondern auch andere Regionen der Welt. Speziell bei den US-Regierung, aber auch bei US-amerikanischen Firmen, kann man beobachten, wie sehr die schnellstmögliche Abkehr von russischem Gas und russischem Öl ihre Entscheidungen derzeit beeinflussen.
US-Präsident Joe Biden hat nun neue Maßnahmen ergriffen, um die heimische Produktion sauberer Energietechnologien zu beschleunigen. Dies geht aus entsprechenden Mitteilung seitens Washington vom vergangenen Montag hervor. Biden setzte demnach den Defense Production Act in Kraft.
Technologien beschleunigen
Dadurch kann der US-Präsident Industriebetriebe zur Produktion bestimmter Güter verpflichten. Ganz ohne Pathos geht das natürlich nicht. Es zeigt jedoch, wie ernst man in den USA die Lage nimmt: Besonders angesichts von Putins Krieg in der Ukraine könnten die USA mit einem stärkeren Arsenal an sauberer Energie noch stärkere Partner ihrer Verbündeten sein. So der Wortlaut.
Daher ermächtige der Präsident das US-Energieministerium, die Produktion der folgenden fünf wichtigen Technologien rasch auszubauen: Solarmodulteile wie Photovoltaikmodule und Modulkomponenten stehen dabei als erstes auf der Liste. Dann folgt die Gebäudeisolierung. Wärmepumpen, die Gebäude besonders effizient heizen und kühlen, will man ebenfalls fördern.
Wasserstoff-Aktien im Aufwind
Aufhorchen lässt uns die Ankurbelung der Ausrüstungen für die Herstellung und Nutzung sauberer, aus Strom erzeugter Brennstoffe. Dabei geht es dann ausdrücklich um Elektrolyseure, Brennstoffzellen und damit verbundene Platingruppenmetalle. Last, but not least nennt man schließlich die „Kritische Stromnetzinfrastruktur wie Transformatoren“.
Die Wirkung dieser Mitteilung auf Wasserstoff-Aktien ließ dann auch nicht lange auf sich warten: Bei den Wasserstoff-Titeln FuelCell Energy und Bloom Energy sorgte die Nachricht am Montag für Kursanstiege von bis zu zehn Prozent, schreibt etwa das Börsenmagazin. Auch Plug Power und Ballard Power Systems hätten demnach profitierten.
Nel ASA-Aktie: Schon wieder alles verpufft?
Die Nel ASA-Aktie taucht dabei nicht auf. Jetzt könnte man einwenden, dass der norwegische Wasserstoff-Spezialist ja kein US-amerikanisches Unternehmen sei. Doch das gilt für den kanadischen Player Ballard Power ebenfalls.
Die Nel ASA-Aktie jedenfalls konnte vom freundlichen Wochenstart nicht lang zehren. Am gestrigen Dienstagabend war bereits von einem Sinkflug die Rede. Außerdem lasse sich eine erneute Abwärtsbewegung beobachten. Gegen Mittwochmittag hingegen möchte man eine tendenzielle zarte Aufwärtsbewegung wahrnehmen.
Plug Power-Aktie mit Zwischenhoch
Doch die Nel ASA-Aktie bleibt weiterhin ein Hoffnungswert. Für eine Wachstumsunternehmen wie Nel ASA sind Unternehmensnews nach wie vor eine wichtige Währung. Die Aussicht auf baldige Gewinne sind von geradezu existenzieller Bedeutung. Auch konkrete Ankündigungen zur Wasserstoffwirtschaft und Ausbau der Elektrolyseurkapazitäten seitens der Politik könnten helfen.
Die Plug Power-Aktie jedenfalls präsentierte sich zumindest am heutigen Mittwochmittag wieder von ihrer besseren Seite. Laut aktueller Meldungen zählte sie demnach zwischenzeitlich zu den bestplatzierten Aktien des Tages. Auch zu Beginn dieser Handelswoche hatte sich das Wertpapier deutlicher gesteigert als andere Wasserstoff-Aktien.
8 Milliarden Dollar für Wasserstoff-Hubs
Schwer zu beurteilen, ob dafür auch eine weitere Nachricht aus der Politik verantwortlich ist: Ebenfalls am vergangenen Montag veröffentlichte das US-Energieministerium (DOE) einen Vorschlagsentwurf zur Finanzierung der geplanten Wasserstoff-Hub-Projekte. Voraussichtlich im September/Oktober dieses Jahres soll diese 8 Milliarden Dollar schwere Initiative starten.
Die Wasserstoff-Hubs gelten als „Vorzeigeplan“ („Recharge“) des US-Präsidenten Joe Biden. Der Plan beinhaltet demzufolge die Finanzierung von mindestens vier regionale Hubs in den USA. Wenn es um die Auswahl der Gewinner für diese regionalen sauberen H2-Hubs geht, will das DOE demnach Projekte „mit den niedrigsten Lebenszyklus-Treibhausgasemissionen bevorzugen“.
Zankapfel grüner Wasserstoff
Um die Sache abzukürzen und nicht weiter in die detaillierten Berechnungen zu gehen: Kritiker sehen in den Erklärungen des DOE eine Verfälschung der Definition von sauberem, also grünem Wasserstoff. Dass daran – an den Regeln für grünen Wasserstoff – für die Wasserstoff-Unternehmen eine Menge hängt, haben wir erst kürzlich bei der EU beobachten können.
Kaum wurden deren zusätzliche Verordnungen zum grünen Wasserstoff im Rahmen von REPower-EU bekannt, gab es Kritik. Rechtssicherheit und die Einführung von Regulierungsinstrumenten seien nötig, um die einen funktionierenden Markt für grünen Wasserstoff in der EU zu schaffen, hieß es.
Wasserstoff-Aktien: Die Auswahl nimmt zu
Das Thema treibt Wirtschaft und Politik erkennbar um. Mehr Tempo hinsichtlich der hochlaufenden Wasserstoffwirtschaft ist auf allen Seiten erwünscht. Sollte sich das auch in Großaufträgen für die Wasserstoff-Unternehmen ausdrücken, kann das den Anlegern nur recht sein. Zumal der Innovationsdruck reichlich Nischen für neue Player bietet.
Darüber hinaus drängen zunehmend Blended Player auf den Markt. Und im Hintergrund ist weiterhin das Wasserstoff-Auto ein Thema für die Wirtschaft – und die Wissenschaft. Daher könnte man dann sogar das Wertpapier so manchen Autobauers als Wasserstoff-Aktie bezeichnen.
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