*Gastbeitrag*
Liebe Leserin, lieber Leser,
Wasserstoff-Aktien beflügeln nicht nur die Phantasie der Anleger, sondern auch die der Analysten. Dafür ist Plug Power ein gutes Beispiel. So hat man jedenfalls den Eindruck. Dass die prognostizierten Aussichten für Nel ASA, Plug Power und Co jedoch nicht aus der Luft gegriffen sind, belegen Studien.
Nel ASA goes to Michigan. Man sollte den Wert dieser Nachricht – insbesondere für die Kommunalpolitiker im dortigen US-Bundesstaat – nicht unterschätzen. Mag sein, dass sich Anleger eher dafür interessieren, wenn Unternehmen große Aufträge an Land ziehen, statt selbst zu investieren. Doch von Nel ASAs US-Expansionsplänen gehen mehrere Signale aus.
Nel ASA schafft Arbeitsplätze in den USA
Denn ähnlich wie Mitbewerber Plug Power betonen jetzt auch die Norweger, dass sie mit ihrer Standort-Entscheidung Arbeitsplätze schaffen. Auch die Rolle der US-Subventionen für Klimaschutz und zur Eindämmung der Inflation, kurz der Inflation Reduction Act (IRA), heben die Akteure hervor. Man könnte auch einfach sagen: Joe Bidens Klima- und Steuerpaket funktioniert.
Zuerst muss man dafür jedoch die Bedeutung des IRA geradezu nachhaltig in den Köpfen verankern. Womit wir bei Plug Power wären. Denn früher als viele andere hat der US-amerikanische Wasserstoff-Spezialist im Hinblick auf den IRA von einem historischen Wendepunkt in der US-amerikanischen Klimapolitik gesprochen.
Die Kursperformance der Plug Power-Aktie
Dabei betonte und beton man vor allem die Steuergutschriften für grünen Wasserstoff. Denn sie gelten mittlerweile als Schlüssel für die Beschleunigung der grünen Wasserstoffwirtschaft. Dank dieser Steuergutschriften sänken die Kosten für sauberen Wasserstoff viel schneller als gedacht, hieß es dazu. Und dank des IRA dürfte Plug Power schneller als angenommen Gewinne machen.
Plug Power: Enttäuschende Zahlen wirken nach
Bekanntlich lässt Letzteres wohl noch etwas auf sich warten. Denn die Quartalszahlen, die Plug Power am vergangenen Dienstag vorgelegt hat, sorgten mehrheitlich für lange Gesichter. So konnte Plug Power zwar die Umsatzschätzungen übertreffen, enttäuschte jedoch bei der Ergebnisentwicklung und beim Ausblick auf 2024.
Hinzu komme eine besorgniserregende Liquiditätslage bei Plug Power. Darauf hat man etwa beim Börsenmagazin „Der Aktionär“ hingewiesen. Kurz: Enttäuschung auf ganzer Linie. Das wiederum hat demnach dazu geführt, dass Plug Power nach den Quartals massiv an Wert verloren hat. Die Verluste haben auch viele Finanzexperten in Zugzwang gebracht.
Neue Studie: Dynamik in der Wasserstoffbranche nimmt weiter zu
Denn schließlich gilt Plug Power als „Liebling der Analysten“. Diese dürften jetzt ein wenig in Erklärungsnot geraten, halten jedoch wohl grundsätzlich an Plug Power fest, wie ein Kollege darlegt. In den Einschätzungen der Analysten liefern oftmals sowohl die US-Subventionen als auch die Vorhaben der EU zur Förderung von Erneuerbaren und Wasserstoff gewichtige Argumente.
Dafür liefert jetzt eine aktuelle Studie neue Nahrung: Gemeint ist die Analyse „Hydrogen Insights 2024“. Es handelt sich dabei um die jüngste Aktualisierung einer Studie zur globalen Wasserstoffwirtschaft durch den Hydrogen Council und McKinsey & Company. Demnach nimmt die Dynamik in der Wasserstoffbranche weiter zu.
Robuste Wachstumsbranche
Und das, obwohl die Begleitumstände für diese Wachstumsbranche gar nicht so günstig sind, wie gemeinhin angenommen. Denn aller Aufbruchstimmung zum Trotz hat die Wasserstoffbranche demnach auch mit mächtig Gegenwind zu kämpfen: Als Stichworte nennt man hier angespannte Lieferketten, Inflation, höhere Zinssätze und Verzögerungen bei Genehmigungen.
Dennoch also habe sich die globale Wasserstoffwirtschaft als robust erwiesen. Und sie wachse von der Projektpipeline bis zum Einsatz von Wasserstoff mit zunehmender Dynamik, wie es heißt. Den Beleg dafür liefert demnach allein die schiere Anzahl der weltweit geplanten Wasserstoff-Projekte, erklären die Verfasser der Analyse
Weltweit mehr als 1.000 Projekte im Wert von Milliarden
Demzufolge sind global betrachtet mehr als 1.000 Projekte für sauberen Wasserstoff im Wert von 320 Milliarden Dollar angekündigt. Über den gesamten Projekttrichter hinweg sei dabei ein Anstieg der Gesamtinvestitionen um 35 Prozent von Mai 2022 bis Januar 2024 zu verzeichnen. Doch Ankündigungen sind das Eine, durchgeführte Vorhaben das Andere.
Denn zu der Erfolgsmeldung der Analyse der „Hydrogen Insights 2024“ gesellt sich auch gleich die Relativierung: So hätten nur 9 Prozent der Gesamtinvestitionen die endgültige Investitionsentscheidung (FID) erreicht. Außerdem bestätigt die Studie des Hydrogen Council einen Vorwurf, über den wir bereits kürzlich im Newsletter Wasserstoff Briefing geschrieben haben:
Lob für den Inflation Reduction Act
Gemeint ist der Vorwurf der Wasserstoff-Industrie, dass die EU-Bürokratie derzeit noch zu langsam und umständliche agiere, um die Wasserstoffwirtschaft wirklich voranzubringen. „Hydrogen Insights 2024“ legt nun nahe, dass (vor allem) europäische Entwickler immer noch darauf warten, dass die Subventionen fließen, bevor sie endgültige Investitionsentscheidungen treffen.
Im Gegenzug gibt es von den Verfassern der Studie viel Lob für die USA und ihren Inflation Reduction Act (IRA). Dessen Steuergutschriften für die Produktion von sauberem Wasserstoff habe erheblich dazu beigetragen, die Entwicklung in den USA zu beschleunigen. Dazu zitiert man im Vorwort zur Studie Bernd Heid, Senior Partner bei McKinsey:
USA locken Wasserstoff-Player an
„Nordamerika ist ein echter Wachstumsmotor: Auf Nordamerika entfallen jetzt 30 Prozent der zugesagten Finanzmittel und 70 Prozent der zugesagten Produktion von sauberem Wasserstoff.“ Die USA sind demzufolge auf dem Vormarsch, sich den Wachstumsmarkt Wasserstoff in voller Gänze zu erschließen.
Das dürfte Wasserstoff-Playern zu denken geben. Womit wir wieder bei Nel ASA und deren Expansionsplänen in den USA wären. Denn auch wenn der ein oder andere Pure Player derzeit noch nicht profitabel ist, sollte man die Player auch nach ihren strategischen Entscheidungen beurteilen. Denn Wasserstoff-Aktien bergen gewiss Risiken, bieten jedoch auch Chancen.
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