Liebe Leserin, lieber Leser,
Wasserstoff-Aktien elektrisieren nach wie vor. Trotz der Rückschläge für Nel ASA, Plug Power und Co an der Börse in den zurückliegenden Wochen, gilt das Investment weiterhin als attraktiv. Dabei sind die Hinweise auf die Risiken häufig obligatorisch. Denn die Titel werden von einer Vielzahl von Entwicklungen getrieben und damit Thema im heutigen Newsletter Wasserstoff Briefing.
Es bleibt dabei: Wasserstoff-Aktien sind volatil. Doch strenggenommen kann man das den Pure Playern eigentlich nicht zum Vorwurf machen. Denn Wasserstoff ist nun mal ein Zukunftsthema und ermöglicht Technologien, für die es bislang noch keine Gewissheiten gibt. Und für das Bankenbeben, das zwischenzeitlich für Unruhe gesorgt hat, können die Unternehmen auch nichts.
Herausforderungen für Nel ASA und Plug Power
Ganz zu schweigen von der ungleich größeren – nun ja – „Bedrohung“ durch die Zinsentwicklung. Denn auch dafür tragen die Technologie- und Wachstumsunternehmen, wie es die Pure Player Nel ASA und Plug Power nun mal sind, keine Verantwortung. Dass diese Umstände die Kursverläufe der Wasserstoff-Titel massiv beeinflussen können, haben Kollegen bereits mehrfach dargelegt.
Die wichtigste Maßnahme besteht daher für die Wasserstoff-Schwergewichte Nel ASA und Plug Power darin, wieder das Vertrauen der Anleger zu erlangen. Genau das scheint Plug Power momentan ein klein bisschen besser zu gelingen als Nel ASA. Denn während Nel ASA am heutigen Freitagmorgen mal wieder ein bisschen geschwächelt hat, schien sich Plug Power zu stabilisieren.
Die Kursperformance der Plug Power-Aktie
Denn zumindest für den heutigen Vormittag hat es für Plug Power – wenn wir richtig gezählt haben – die dritte „Winner“-Meldung in Folge gegeben. Demnach zählte die Aktie laut Finanzportal „finanzen.net“ zu den Performance-Besten des Tages. Allerdings muss man im Laufe des Tages sehen, was von dem frühmorgendlichen Ruhm am Ende übrigbleibt.
Plug Power: Ein neuer Markt
Doch immerhin hat es Plug Power in dieser Handelswoche geschafft, dank einer echte Knaller-Meldung mal wieder in die Offensive zu kommen. Wir erinnern uns: Am Dienstag hat Plug Power eine Angebotserweiterung gemeldet. Man wolle nun auch kleinere Lagerbetriebe mit Wasserstoff-Brennstoffzellen-Lösungen ausstatten, hieß es in der Unternehmensmitteilung.
Konkret geht es dabei um Betriebe, deren Gabelstaplerflotten über 100 oder weniger Fahrzeuge verfügen. Laut Plug Power handelt es sich dabei um ein Segment des Gabelstaplermarktes, das mehr als 25 Prozent aller in den USA verkauften Gabelstabler ausmacht. Damit war für Beobachter klar, dass Plug Power sich gerade einen neuen (Millionen-)Markt erschließt.
IRA: Beben für die Branche
Außerdem hat das Unternehmen mal wieder gezeigt, dass es die Sache mit dem Aufbau einer grünen Wasserstoff-Infrastruktur in den USA ernst nimmt und damit Schritt für Schritt beginnt. Doch dies alles wäre – natürlich – kaum in diesem Tempo möglich, wenn es den Inflation Reduction Act (IRA) nicht gäbe. Das betont zumindest Plug Power immer wieder.
Dieses Gesetz und die damit verbundenen Steuergutschriften für grünen Wasserstoff hat wahrlich ein Beben in der ganzen Branche ausgelöst. Und strenggenommen tut dies der IRA noch immer: Reihenweise begrüßten die Wasserstoff-Player das Gesetzesvorhaben. Amerikanischen Analysten machten sich flugs an das Ausrechnen der nun möglichen Gewinne für Wasserstoff-Player.
EU: Mehr Tempo wagen
Und die EU sieht sich seitdem gezwungenen, nun ihrerseits aktiv – und schneller – zu werden, um den großzügigen US-Subventionen für grüne Energietechnologien etwas entgegenzusetzen. Anfangs befürchtete man vor allem eine Abwanderung der europäischen Unternehmen in die USA. Dann beklagte man eine mögliche Diskriminierung nicht-us-amerikanischer Betriebe.
Denn bei aller Erleichterung darüber, dass in diesen krisenreichen Zeiten nun eine von Demokrat Joe Biden geführte US-Regierung an der Macht ist und nicht die Republikaner unter Donald Trump: Im Kern sei das US-Klima- und Steuer-Paket auch nichts anderes als der wirtschaftliche Ausdruck von „America First“. So beurteilen es zumindest einige Kritiker in den Wirtschaftsmedien.
Grüner Wasserstoff: Europa bremst sich aus
Ein „America First“ allerdings mit einem unschlagbaren Vorteil: Das US-Klimagesetz besticht durch Einfachheit. Der pragmatische und leicht verständliche Ansatz dieses Förderprogramms reißt sogar europäische und deutsche Unternehmer zu Komplimenten hin. Darauf haben wir im Newsletter Wasserstoff Briefing bereits des öfteren hingewiesen und Manager zitiert.
Darunter auch Führungskräfte der ThyssenKrupp Wasserstoff-Tochter Nucera. Einer der dortigen Manager, Leif Christian Kröger, kommt nun in einer Analyse von „DowJones“ zu Wort. Thema ist der Vergleich zu den US-Subventionen und den EU-Subventionen für grünen Wasserstoff. Tenor und Titel der Analyse: „Europa bremst sich selbst im Wettbewerb im grünen Wasserstoff aus.“
Unübersichtlich viele Förderquellen
Und dafür gibt es laut dieser Analyse vor allem zwei Gründe: So hat zwar auch die EU Förderung und Unterstützung für grünen Wasserstoff auf den Weg gebracht, doch es gebe dadurch nun sehr viele Förderquellen. Für die Unternehmen stelle sich dadurch die Herausforderung, herauszufinden, wo man die Fördermittel für das jeweilige Projekt herbekommt. Das kostet Zeit.
Dazu sagt Nucera-Manager Kröger: „Der wahre Charme des IRA liegt in seiner Einfachheit. Es ist dagegen sehr schwierig, den Gesamtbetrag der in Europa verfügbaren Gelder zu ermitteln.“ In den USA ist es hingegen schlicht einfacher, die Subventionen zu verstehen. Ein weiteres Hemmnis für Europa sind demnach die höheren Energiekosten.
Und dann sind da noch die Energiekosten…
So hätten die Hersteller vor kurzem auf einer Konferenz in Deutschland geklagt, dass die EU möglicherweise höhere Betriebskosten subventionieren müsse, um mit den USA wirklich gleichzuziehen. So äußerten sich demnach Analysten der Bank of America.
Denn dies könnte es den einheimischen Herstellern von Anlagen für die Produktion von grünem Wasserstoff erschweren, zu wissen, wie schnell sie ihre Produktion erhöhen müssen, um die Nachfrage zu decken. Dazu gehörten etwas unabhängige Elektrolyseur-Hersteller wie ITM Power und Nel ASA.
Wasserstoff-Aktien: Achterbahnfahrt geht weiter
Damit rückt dann wieder das Problem der Finanzierung speziell für die Pure Player in den Fokus. Das Fazit der Analyse: Solange die Politik nicht klar kommuniziere, würden die Kunden der Elektrolsyeur-Hersteller länger als in den USA brauchen, um sich für Projekte in Europa zu entscheiden. Und damit dürfte die Achterbahnfahrt für Investoren weitergehen.
Wasserstoff-Aktien – und dabei besonderes die der Pure Player – sind demnach zweifach getrieben: einmal durch die naturgegebene Nervosität der Märkte und einmal durch die Dynamik der eigenen Branche. Und selbst deren Innovationen können wiederum im Hinblick auf Marktreife mit der Bereitschaft der Investoren manchmal kaum mithalten. Es bleibt also spannend – in jeder Hinsicht.
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