Liebe Leserin, lieber Leser,
Wasserstoff-Aktien erleben erneut stürmische Zeiten. Denn angesichts einer Analysten-Warnung zeigten sich die Märkte hinsichtlich Nel ASA, Plug Power und Co erschüttert, wie es heißt. Sicherlich, ausbleibende Herauf-Stufungen stärken nicht das Vertrauen in H2-Titel. Daher sehen wir uns im heutigen Newsletter Wasserstoff Briefing das Thema Finanzierung noch einmal genauer an.
„Bähm!“, möchte man in Anlehnung an die Comic-Sprache sagen. Diese Meldung dürfte Nel ASA und Co wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholen. Denn gerade schienen sich die Wasserstoff-Aktien wieder etwas erholt zu haben. Allen voran übrigens die Plug Power-Aktie, doch dazu kommen wir noch.
Das betrifft Nel ASA und ITM Power
Was ist passiert? Warum trübt sich die Stimmung hinsichtlich Nel ASA, aber auch ITM Power gerade wieder ein? Nun, das könnte an der weiterhin bestehenden Einstufung für Nel ASA auf „Underweight“ seitens der US-Bank JP Morgan liegen. Hinzu kommen laut übereinstimmender Finanzmedienberichte die Aussagen des Analysten Patrick Jones.
Dieser habe sich demnach in einer am gestrigen Donnerstag veröffentlichten Branchenstudie skeptisch gezeigt, wie es heißt. So habe während der kürzlich stattgefundenen „JPM Global Hydrogen Week“ mehrheitlich die Meinung vorgeherrscht, dass für eine gelingende Wasserstoff-Wende auf kurze Sicht noch „erhebliche Herausforderungen“ zu bewältigen seien.
Die Kursperformance der Nel ASA-Aktie
Zwar gebe es technische Fortschritte zu verzeichnen, so der Analyst. Doch für aus dem Wirtschaftsraum EMEA kommende Anbieter von Wasserstoff-Produktion mit elektrischer Energie sowie deren Speicherung und Verteilung, bleibe er vorsichtig. Das seien für die europäischen Elektrolyseur-Hersteller Nel ASA und ITM keine guten News, urteilen Beobachter.
US-Wasserstoffstrategie zeigt Wirkung
Allerdings, so richtig überraschend ist diese Einschätzung eines US-Analysten zwei Tage nach der Veröffentlichung der nun konkreten Wasserstoff-Strategie der USA nun auch nicht. Zumal die Zusammenfassung dieser Meinung auf uns auch etwas verklausuliert wirkt. Aber nun gut, die Warnung ist in der Welt – und inhaltlich natürlich auch nicht gänzlich von der Hand zu weisen.
Denn dass es für die europäischen Anbieter und Produzenten von Wasserstoff aufgrund der geballten US-Investitionsoffensive für sauberen Wasserstoff nicht unbedingt leicht werden würde, dürfte so manchem Player bereits klar sein. So haben wir bereits im gestrigen Newsletter Wasserstoff Briefing Nel ASA aktuelles Positionspapier erwähnt.
Nel ASA positioniert sich
Laut Selbstbezeichnung des Wasserstoff-Spezialisten handelt es sich dabei um „Nels wichtigen Beitrag zum Entwurf der Geschäftsbedingungen der Europäischen Wasserstoffbank (European Hydrogen Bank – EHB).“ Darin stellt Nel ASA vier Hauptanforderungen an die EHB.
Stichwort: Finanzierung. Nach Meinung von Nel ASA hat die EU zu viele verschiedene Finanzierungsmechanismen auf gelegt. Dies führe bei Investoren und Projektträgern zur Verwirrung. Der Einfachheit und Transparenz halber sollte es eine zentrale Anlaufstelle für alle Projektträger für erneuerbaren Wasserstoff geben, die sich um eine EU-Finanzierung bemühen.
Appell an EU: Macht es einfach!
Dies sei demzufolge zwingend erforderlich. Die EHB sollte demnach das primäre Finanzierungsinstrument der EU für Projekte für erneuerbaren Wasserstoff sein. Beim nächsten Punkt des Nel ASA Positionspapiers geht es um Förderkriterien. Dabei regt Nel an, nicht-preisliche Kriterien zu Förderung der solidesten Projekte zu stärken.
So hält Nel ASA das Vorlegen von Machbarkeits- oder sogenannten Vor-FEED-Studien bei der Einreichung von Projektanträgen für sinnvoll. Denn diese könnten dank des Überblicks über Finanzen und Investitionskosten dazu beitragen, die ausgereiftesten und finanziell solidesten Projekte vorrangig zu behandeln.
Marktreife sollte im Fokus sein
Das Vorlegen einer vollständige Front End Engineering Design (FEED)-Studie hingegen hält Nel ASA für kontraproduktiv. Diese sollte demnach nicht als Voraussetzung für die Zwecke der EHB notwendig sein. Denn sie sei ihrerseits bereits eine wichtige Investition. Und ein Projektentwickler wolle vielleicht kein Geld ausgeben, ohne dass die Finanzierung gesichert sei.
Der dritte Punkt „Auf die Größe kommt es an: Pilot Auktion, nicht Pilotprojekte“ bezieht sich auf die Art der geförderten Projekte. So sollte die EHB kein weiteres Finanzierungsinstrument sein, um Forschungs- und Entwicklungsprojekten zu unterstützen. Zitat: „Der Hauptzweck der H2-Bank ist es, die Verbreitung des erneuerbaren Wasserstoffs und die Markteinführung zu erleichtern.“
Klare Botschaft an Investoren
Es gehe dabei um eine klare Botschaft an Investoren, dass man sich bereits in einer Kommerzialisierungsphase befinde. Viertens plädiert Nel ASA für die Förderung einer erneuerbaren Wasserstoff-Wertschöfpungskette unter dem Label „Made in Europe“. Dazu heißt es im Positionspapier:
„Um Unterbrechungen der Lieferkette zu minimieren und neue Abhängigkeiten zu vermeiden, sollte die europäische Politik Unternehmen unterstützen und belohnen, die Engagement für europäische Normen und die Förderung einer wirklich europäischen Wertschöpfungskette für erneuerbaren Wasserstoff zeigen.“ Diesen Punkt führt Nel ASA dann noch weiter aus.
Plug Power-Aktie kann sich behaupten
So geht es dann zum Beispiel darum, Arbeitslätze und Exzellenzzentren zu schaffen. Das Positionspapier macht auf uns ganz den Eindruck, als hätten seine Verfasser den US-Inflation Reduction Act (IRA) und auch die nun vorliegende nationale Wasserstoffstrategie und Fahrplan der USA für sauberen Wasserstoff sehr genau gelesen. Jetzt ist erstmal wieder die EU am Zug.
Abschließend noch ein Wort zur Plug Power-Aktie: Nachdem diese am gestrigen Donnerstag noch ihren Aufwärtstrend fortsetzen konnte und bereits das Wort „Comeback“ die Runde machte, sieht es heute wieder eher unübersichtlich aus. Denn am heutigen Morgen zählte die Aktie noch zu den Verlierern des Tage. Gegen Mittag ist dann wieder von einem Hoffnungsträger die Rede.
Wasserstoff-Aktien: Langfristiges Potenzial
Wahrscheinlich muss man daher wie so häufig das langfristige Potenzial der Aktie im Blick haben. Was natürlich für H2-Aktien insgesamt gilt. Dazu gehört dann auch die politische Großwetterlage und die globale Bereitschaft, in Wasserstoff zu investieren. Zieht man das ins Kalkül, dann bleiben Wasserstoff-Aktien trotz Risiken und spekulativem Charakter ein interessantes Investment.
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