Liebe Leserin, lieber Leser,
Wasserstoff-Aktien lassen Anleger und Börse kaum zu Atem kommen. Davon zeugt etwa die aktuelle Entwicklung der Nikola-Aktie. Darüber hinaus geht es neben dem obligatorischen Blick auf die Pure Player Nel ASA und Plug Power im heutigen Newsletter Wasserstoff Briefing auch um Rwe und die Ambitionen des Konzerns in Sachen Elektrolyseure.
Läuft’s bei Nel ASA? Nun, im Grunde schon. Zwar lässt sich die zurückliegende Woche als durchaus turbulent für die Nel ASA-Aktie bezeichnen. Doch in Summe sprechen sowohl die Unternehmensnews als auch die energiepolitische Großwetterlage für Nel ASA. Das hat mit überraschend guten Quartalszahlen Nel ASAs Ende April begonnen.
Nel ASA: News haben der Aktie gutgetan
Denn das führte zu einer Art kleinen Zwischenrally bei der Nel ASA-Aktie. Mit der Meldung über die endgültige Entscheidung für den US-Bundesstaat Michigan als Standort für die Gigawatt-Elektrolysefabrik des norwegischen Wasserstoff-Spezialisten am vergangenen Mittwoch ist dann eine wichtige Nachricht hinzugekommen: Nel ASA wird konkret und bleibt auf Expansionskurs.
Nel ASA beabsichtigt, bis zu 400 Millionen Dollar in diese neue Anlage zu investieren. Nel ASA weitet seine Produktionskapazitäten deutlich aus. Und all das geschieht auf dem für Wasserstoff-Player so wichtigen US-amerikanischen Markt. Denn die Aussicht auf millionenschwere und vor allem relativ unbürokratische Förderung macht die USA für viele H2-Unternehmen interessant.
Die Kursperformance der Nel ASA-Aktie
Der Kursverlauf der Nel ASA-Aktie am heutigen Montag scheint da – zumindest bis zum Mittag – durchaus mitzuspielen. Im Vergleich dazu sieht es für Konkurrent Plug Power nicht ganz so rosig aus. Auch wenn die Plug Power-Aktie gegen Ende der vergangenen Handelswoche einen veritablen Höhenflug vorweisen konnte. Auch am heutigen Vormittag hat sich der Titel wacker geschlagen.
Plug Power: Warten auf die Zahlen
Eigentlich hat auch Plug Power erst vor kurzem noch relevante Unternehmensnews geliefert. Und dabei etwa seine Ambitionen, auf dem Markt der Elektrofahrzeuge mitzumischen, untermauert. Außerdem etabliert man sich im asiatischen Raum: Plugs Joint Venture mit der südkoreanischen Chaebol SK Group plant, eine Elektrolyseur- und Brennstoffzellen-Gigafabrik in Korea zu bauen.
Und in Europa hat man ohnehin mehr als einen Fuß in der Tür. Größte Hemmschwelle für die Aktie dürften daher die noch ausstehenden Geschäftsergebnisse sein. Denn seine aktuellen Zahlen verkündet der Wasserstoff-Player erst am Mittwoch, 10. Mai. Impulse, die ggf. davon ausgehen könnten, lassen daher bei der Plug Power-Aktie noch auf sich warten.
Auch Nikola öffnet die Bücher
Diese gibt es möglicherweise am morgigen Dienstag bei Nikola. Denn das Unternehmen für emissionsfreie Transport-, Energieversorgungs- und Infrastrukturlösungen präsentiert dann seine Quartalsergebnisse. Die Nikola-Aktie hat alles andere als gute Zeiten hinter sich, hat jedoch in den letzten Tagen zunehmend an Fahrt aufgenommen.
Womöglich hat das an Meldungen über Pläne und Aufträge für Wasserstoff-Stationen in den USA sowie mit Wasserstoff-Brennstoffzellen betriebene E-Lkw für einen kalifornischen Logistik-Player gelegen. Denn wenn auch die Nikola-Aktie nach Meinung von Experten immer noch als relativ schwach gilt, so gehen solche Meldungen doch in die richtige Richtung.
USA: „Im Wassserstoff-Fieber“
Denn die US-Truckbranche sei im Wasserstoff-Fieber, wie das „Handelsblatt“ schreibt. Das hätten Beobachtungen auf der „Advanced Clean Transportation Expo“ (ACT) in Anaheim (Kalifornien) in der vergangenen Woche gezeigt. Die US-Vorgaben hätten demnach das Ende des Diesel Lkws besiegelt, heißt es weiter. Auf der Langstrecke favorisiere man nun Wasserstoff-Trucks.
Und während die Brennstoffzellentechnik für die Fahrzeuge nicht selten aus Deutschland komme, mache man in den USA das große Geschäft damit. Einen Aspekt, den wir im Zusammenhang mit den US-Subventionen für Klimaschutz schon häufig thematisiert haben, Stichwort: Inflation Reduction Act (IRA).
RWE mahnt Tempo bei der Wasserstoffwirtschaft an
Wobei Beobachter den IRA vor allem aufgrund der Steuergutschriften für grünen Wasserstoff als entscheidenden Schrittmacher für die zukünftige Wasserstoff-Supermacht USA bewerten. Trotz seines Know-hows in Sachen Wasserstoff, Wasserstoff-Technologien und Anwendungen ist Deutschland von einer ähnlichen Zuschreibung weit entfernt.
Daher verwundert es auch nicht, wenn etwa der Energiekonzern RWE auf mehr Tempo beim Hochlauf der hiesigen Wasserstoffwirtschaft pocht. So jüngst geschehen bei der virtuellen Hauptversammlung des Konzerns Ende vergangener Woche. Laut übereinstimmender Medienberichte hat RWE-CEO Markus Krebber dabei massiv für eine H2-Infrastruktur getrommelt.
Klarheit über zukünftiges Wasserstoffnetz gefordert
Denn wie bei anderen bisher traditionellen Energie- und Industriekonzernen auch hat man bei RWE längt die Chancen von Wasserstoff erkannt, Stichwort Dekarbonisierung der Industrie. Im Grunde machte Krebber dazu auf der Hauptversammlung zwei wichtige Ankündigungen: Erstens wolle RWE bis 2030 rund 3GW wasserstofftaugliche Gaskraftwerke in Deutschland bauen.
Diese Anlagen wolle man „hauptsächlich“ in den bestehenden RWE-Kohlekraftwerken errichten, um die variablen erneuerbaren Energien zu unterstützen. Bevor man jedoch Standorte auswähle und und über Investitionen entscheide, brauche man Klarheit über ein zukünftiges Wasserstoffnetz und den Vergütungsrahmen für flexible Backup-Kapazitäten.
RWE will selbst grünen Wasserstoff erzeugen
Neben dem Aufbau der Wasserstoffinfrastruktur sei die Versorgung mit ausreichend kohlenstofffreiem Wasserstoff unerlässlich, sagte Krebber demnach. Er verwies darauf, dass RWE mit seinem strategischen Partner Equinor, der eine Wasserstoffpipeline zwischen Norwegen und Deutschland bauen wolle, kohlenstofffreien Wasserstoff aus Norwegen nach Europa liefern wolle.
Damit nicht genug: Laut Aussage Krebbers plant RWE, grünen Wasserstoff selbst zu erzeugen. „Wir haben die Bestellung unseres ersten industriellen Elektrolyseurs mit einer Leistung von zweimal 100 Megawatt [sic] und damit dem größten in Deutschland auf den Weg gebracht“, zitiert ein Bericht auf „HydrogenInsight“ den RWE-CEO. Was auch immer, das konkret bedeutet.
Wasserstoff-Aktien: Blended Player mischen mit
Es war vorauszusehen, dass große Konzerne das lukrative Geschäft mit der Produktion von grünem Wasserstoff nicht allein den Pure Playern überlassen. Als sogenannte Blended Player mischen sie in der Wasserstoff-Branche längst kräftig mit. Und sorgen für Konkurrenz und zusätzliche Dynamik bei den Wasserstoff-Aktien. Es bleibt daher – gerade bei den Elektrolyseuren – weiterhin spannend.
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