Liebe Leserin, Lieber Leser,
bereits im gestrigen Newsletter beschäftigten wir uns mit dem Wasserstoffforum in Sachsen-Anhalt, zu dem der dortige Umwelt- und Energieminister Armin Willingmann einlud. Das Event mit über 200 Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft ist mittlerweile schon wieder vorüber und wir sind auch nicht viel schlauer als zuvor.
Zu hören gab es einmal mehr einige markige Worte und es wurde bekräftigt, dass Sachsen-Anhalt zu einer führenden Kraft im Bereich Wasserstoff werden will. Das Bundesland verspricht sich davon große Chancen. Bis 2045 könnten laut einer von Willingmann vorgestellten Studie etwa 27.000 neue Arbeitsplätze entstehen und damit mehr als in der Landwirtschaft und ungefähr so viele wie bei den Zulieferern für Autokonzerne. Erwirtschaftet werden könnten jedes Jahr 1,6 Milliarden Euro, und das nur in Sachsen-Anhalt. Rechnet man das auf den Globus hoch, ergeben sich schwindelerregende Aussichten.
Sachsen-Anhalt erkennt Nachholbedarf bei Wasserstoff
Damit solche Pläne auch in die Tat umgesetzt werden können, sieht Willingmann allerdings Nachholbedarf bei der Bundespolitik. Es bestehe Handlungsbedarf unter anderem beim schnellen Aufbau einer Infrastruktur für den Transport, Regeln für die Produktion und den Nutzen von grünem Wasserstoff und dem Ausbau von Speichermöglichkeiten. Im besten Fall solle die Bundesregierung noch in diesem Sommer einige Maßnahmen anstoßen.
Ich möchte nicht zynisch klingen, doch unter dem Strich beinhaltet das Gesagte nur wenig Neues. Wieder einmal werden fulminante Zukunftsszenarien rund um Wasserstoff ausgemalt und wieder einmal wird impliziert, dass die Politik zu wenig für den Durchbruch tue. Das mag sogar alles stimmen, doch fehlt es eben weiterhin an klaren Signalen dafür, wie der Ausbau denn nun in absehbarer Zeit vorangetrieben werden soll.
Kommt Bewegung in den Wasserstoff-Bereich?
Insbesondere deshalb ist es aber umso erfreulicher, dass sich zumindest etwas Bewegung zu zeigen scheint. Die „Berliner Morgenpost“ berichtet aktuell über einen Entwurf für das sogenannte Wasserstoffbeschleunigungsgesetz. Damit plant anscheinend das Bundeswirtschaftsministerium unter Robert Habeck, bessere Bedingungen für den Ausbau von Wasserstoff zu schaffen. Enthalten ist unter anderem eine Vorgabe, nach der Klimaziele höher zu werten seien als etwa der Denkmalschutz.
Konkret soll Elektrolyseuren per Gesetzt ein besonderes öffentliches Interesse zugesprochen werden und dieser Status soll den Ausbaue der Technologie vereinfachen. Möglich wären einfachere Vorgaben und beschleunigte Genehmigungsverfahren. Auch Anlagen für den Import und die Aufspaltung von Wasserstoff sollen den gleichen Status erhalten, allerdings zeitlich begrenzt bis zum Jahr 2035. Das wäre aber noch immer mehr als genug Zeit, um einige neue Projekte aus dem Boden zu stampfen. Abzuwarten bleibt allerdings noch, was aus dem Entwurf tatsächlich in ein Gesetz gegossen werden wird.
Nel ASA mit grünen Vorzeichen
Es klingt zum Teil recht verheißungsvoll, was den derzeitigen Meldungen zu entnehmen ist. So soll etwa eine Umweltverträglichkeitsprüfung bei kleineren Anlagen bis 5 Megawatt gänzlich entfallen. Das könnte glatt eine Chance für Nel ASA darstellen, deren containerbasierte Lösungen sich unterhalb dieser Schwelle bewegen. Vielleicht auch deshalb zeigen die Anleger sich am Freitagmorgen wieder optimistischer und die Aktie legte um drei Prozent bis auf 0,47 Euro zu.
Nel ASA Aktie Chart
Hier schmerzt allerdings weiterhin, dass der kleine Ausflug über die Marke bei 0,50 Euro viel zu früh ein jähes Ende fand. Trotz der grünen Vorzeichen bleibt eine generelle Trendwende weiterhin aus. Wahrscheinlich fehlt es dafür auch an konkreten Neuigkeiten. Spekuliert wird zwar eifrig über einen möglichen Rückzug von Shortsellern oder die Aussicht auf sinkende Zinsen. Doch nichts davon kommt über den Status eines Gerüchts hinaus. Spannend wird es in der kommenden Woche, wenn Nel frische Zahlen präsentieren wird.
Plug Power verliert den Halt
Während in Europa noch mit einiger Vorfreude auf die Zinsentwicklung geblickt wird, gab es in den USA diesbezüglich vor allem Enttäuschungen zu sehen. Der Arbeitsmarkt bleibt weiterhin robust und die Inflation legte im März stärker zu, als es Analysten erwartet hatten. Damit gehen der Fed ein wenig die Argumente dafür aus, im laufenden Jahr gleich drei Zinsschritte auf den Weg zu bringen und damit schon bald anzufangen.
Es macht sich also ein wenig die Erwartung breit, dass die Zinsen noch etwas länger auf ihrem hohen Niveau verharren könnten. Das hat an den US-Börsen einige Titel unter Druck gebracht. Zu den Verlierern zählte auch Plug Power. Abschläge von 3,6 Prozent beförderten die Aktie gestern auf 2,96 US-Dollar und damit unter die wichtige 3-Euro-Marke zurück. Nachbörslich gab es zwar eine kleinere Erholung zu sehen, mit der es aber auch lediglich auf 2,98 Euro aufwärtsging. Es bleibt der Eindruck, dass Plug Power eine wichtige charttechnische Linie nach unten durchkreuzt. Hoffnung macht allerdings, dass es an den hiesigen Handelsplätzen heute Morgen um 2,3 Prozent aufwärtsging. Bei ähnlichen Aufschlägen in Übersee wäre eine Rückkehr über die 3-Dollar-Marke durchaus machbar.
Weiter wie gehabt?
Der Blick auf weitere Wasserstofftitel bringt uns ebenfalls keine bahnbrechenden neuen Erkenntnisse. ITM Power profitiert von der freundlichen Marktstimmung und legte heute Morgen um 3,8 Prozent bis auf 0,63 Euro zu, bleibt damit aber in bekannten Kursregionen und letztlich auf niedrigem Niveau. Nicht viel anders sieht es in der restlichen Branche aus. Den Anlegern bleibt die Hoffnung, dass die immer wieder bekräftigten Ambitionen aus der Politik eines Tages auch in der Praxis ankommen mögen. Ob man sich darauf verlassen sollte oder nicht, sei aber an dieser Stelle jedem selbst überlassen.
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