Liebe Leserinnen und Leser,
Wasserstoff-Aktien haben möglicherweise in der Vergangenheit einen Frühstart hingelegt und geraten daher jetzt oft in die Bredouille. Denn die Zeit der Verluste bei Nel ASA, Plug Power und Co hält an. Doch H2 bleibt ein Top-Thema. Das sieht man auch bei der Unternehmensberatung McKinsey so. Mehr darüber lesen Sie im heutigen Newsletter Wasserstoff Briefing.
Endlich! Nel ASA geht mit einer Meldung in die Offensive. Dabei „bestätigen“ die Norweger nur, was bereits seit Tagen feststeht: Der Ovako-Konzern hat am gestrigen Dienstag die H2-Anlage von Nel ASA in Betrieb genommen. Demnach handelt es sich dabei um die weltweit erste Anlage zur Herstellung von fossilfreiem Wasserstoff für die Stahlheizung in schwedischen Hofors.
Nel ASA gratuliert zum „Wandel in der Stahlindustrie“
Daher gratuliert man seitens Nel ASA dem Ovako-Konzern „zu seiner bemerkenswerten Leistung, einen bedeutenden Wandel in der Stahlindustrie eingeleitet zu haben“, wie es heißt. Interessanter als die bereits bekannten Fakten sind jedoch die Zitate, die Nel ASAs CEO Håkon Volldal im Rahmen einer Podiumsdiskussion äußerte und die man mit der Gratulation an Ovako verknüpft.
Volldal legte demzufolge dar, was es braucht, damit nachhaltige Projekte wie das von Ovako erfolgreich sein können. Dafür bräuchte es drei entscheidende Faktoren: Zusammenarbeit, Kapital und Mut. Faktor 1 bezieht sich dabei auf die Kunden und Kollaboration. Man müsse demnach sicherstellen, dass es eine Nachfrage nach dem produzierten Wasserstoff überhaupt gibt.
Die Kursperformance der Nel ASA-Aktie
Das erfordere eine enge Zusammenarbeit mit den Endkunden. Beim zweiten Faktor geht es für Pure Player wie Nel ASA ans Eingemachte: das Kapital. Die Finanzierung, heißt es da, sei ein großer Stolperstein. Öffentlich-private Partnerschaften könnten diese Lücke jedoch schließen, heißt es weiter.
EU: Gemeinsamer Einkauf von grünem Wasserstoff?
Unserer Meinung nach braucht es nicht viel Phantasie, um an dieser Stelle leise Kritik an der Politik herauszulesen. Zumindest was Tempo und Transparenz der öffentlich aufgelegten Förderprogramme und Subventionen für Wasserstoff und nachhaltige Projekte angeht. Dazu passen in gewisser Weise Berichte über einen aktuellen Gesetzesvorschlag seitens der EU.
Die Europäische Kommission hat demnach vorgeschlagen, das gemeinsame Gaseinkaufsprogramm der Mitgliedstaaten auf den Großeinkauf von grünem Wasserstoff auszuweiten. Bei näherer Betrachtung, so etwa in einem Bericht des Portals „HydrogenInsight“, könnte dieses Vorhaben jedoch mit der bald startenden Europäische Wasserstoffbank leicht kollidieren.
Schlanke Förderrichtlinien für Wasserstoff-Projekte
Und das obwohl man diese durch dieses Vorhaben eigentlich unterstützen will. Doch irgendwie kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass da recht viele – vielleicht zu viele – gutgemeinte Initiativen an den Start gehen. Bereits vor Monaten haben die Wasserstoff-Unternehmen ein Wirrwarr der Fördermaßnahmen seitens der Politik beklagt.
Dagegen galt der im August 2022 beschlossene US-Inflation Reduction Act (IRA) aufgrund der darin enthaltenen Steuergutschriften für grünen Wasserstoff lange als das Maß aller Dinge. Denn der simple Mechanismus, die vermeintliche klare Förderrichtlinie erschloss sich Unternehmen und Analysten sofort. Doch mittlerweile ist auch diese Klarheit in – wenn man so will – Gefahr.
Nachhaltige Projekte brauchen „Mut“
So sehen es zumindest Unternehmen wie Plug Power. Denn auch in den USA beabsichtigt das zuständige Ministerium wohl, an den Stellschrauben Zusätzlichkeit und Regulierung zu drehen. Doch noch mal kurz zurück zu Nel ASA und dem dritten Erfolgsfaktor: Da ist von „Mut“ die Rede. Damit gemeint sind demnach Beharrlichkeit, Widerstandsfähigkeit und Innovation.
Alle drei Eigenschaften seien unerlässlich, wenn nachhaltige Projekte einen erfolgreichen Verlauf haben sollen. Denn es sei kein gerader Weg, der dahin führe, aber die Reise lehre uns wertvolle Lektionen. Später heißt es noch, dass Unternehmen es wagen müssten, Grenzen zu überschreiten, sonst blieben Innovationen wie die von Ovako nur ein Traum.
Neuer Energiewende-Index von McKinsey
Etwas salbungsvoll, zugegeben. Doch aus Sicht des Unternehmens auch verständlich. Denn tatsächlich bringt die Dekarbonisierung der Wirtschaft finanzielle Risiken mit sich. Und diese tragen vor allem die Unternehmen. Doch Wasserstoff ist aus den Diskussionen rund um Klimaschutz und Sicherheit der Energieversorgung nicht mehr wegzudenken.
Das bestätigt der aktuelle Energiewende-Index des Beratungsunternehmens McKinsey. Der Energiewende-Index betrachtet seit 2012 alle sechs Monate den Status der Energiewende in Deutschland entlang der drei Dimensionen des energiewirtschaftlichen Dreiecks: Klima- und Umweltschutz, Versorgungssicherheit und Wirtschaftlichkeit.
Deutschlands Weg zur Wasserstoffrepublik
Der nun vorgelegte Report untersucht, wie Deutschland zur Wasserstoffrepublik werden kann, so der Titel. Bemerkenswert daran ist das uneingeschränkte Befürworten von Wasserstoff. An dessen Einsatz führe kein Weg vorbei, wenn Deutschland seine Klimaschutzziele erreichen wolle. McKinsey lobt die bisherigen Anstrengungen, eine Wasserstoffwirtschaft anzukurbeln.
Doch es fehle ein klares „Zielbild, das Produzenten, Lieferanten und Abnehmern verlässlich angibt, mit welchen Mengen Wasserstoff zu welchen Preisen sie rechnen können“. Denn das dürfte Investoren-Entscheidungen erleichtern und beschleunigen. Dabei hat McKinsey quasi naturgemäß die Marktentwicklung der Wasserstoffwirtschaft im Blick. Diese gelte es zu stärken.
Wasserstoff-Player: Tempo und Klarheit könnten helfen
Dabei spiele nicht nur die Entwicklung der Nachfrage eine zentrale Rolle, sondern auch der Ausbau des Transportnetzes. Denn natürlich können Player wie Nel ASA oder Plug Power mit seiner Europazentrale in Duisburg so viele Standorte in Europa und Deutschland eröffnen wie sie wollen: Der kostbare Wasserstoff muss auch von A nach B gebracht werden.
Das erfordert Tempo bei den Entscheidungen und Klarheit bei der Finanzierung. So lässt sich der Energiewende-Index zusammenfassen. Den H2-Playern dürfte das aus der Seele sprechen. Daher noch ein Wort zu Plug Power: Nach gutem Beginn am frühen Mittwochmorgen ist die Aktie wieder ins Trudeln geraten. Doch die Analysten bleiben weiterhin optimistisch. Mal sehen, wie lange noch.
Nel ASA-Aktie: Kaufen oder verkaufen?! Neue Nel ASA-Analyse vom 15. November liefert die Antwort:
Die neusten Nel ASA-Zahlen sprechen eine klare Sprache: Dringender Handlungsbedarf für Nel ASA-Aktionäre. Lohnt sich ein Einstieg oder sollten Sie lieber verkaufen? In der aktuellen Gratis-Analyse vom 15. November erfahren Sie was jetzt zu tun ist.