Liebe Leserin, lieber Leser,
Wasserstoff-Aktien stehen unter der Druck. Das bekommen vor allem Pure Player wie Nel ASA und Plug Power zu spüren. Denn auch Blended Player bauen inzwischen Elektrolyseure. Diese gelten als Schlüssel für den Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft. News dazu gibt es daher im heutigen Newsletter Wasserstoff Briefing auch zu ITM Power.
Anders als es vielleicht manchmal den Eindruck macht, handelt es sich weder bei den Wasserstoff-Playern noch bei den Regionen, die weltweit um Wasserstoff wetteifern, um reine Zweikämpfe. Denn trotz aller Popularität sollte man bei den Pure Playern nicht nur an Nel ASA und Plug Power denken, sondern auch an diverse andere, zum Beispiel ITM Power.
ITM Power: Mit Schwankungen
Zugegeben: Der britische Entwickler, Produzent und Vertreiber von Wasserstoff-Energiesystemen (einschließlich der Herstellung von Elektrolyseuren) hat es den Anlegern zuletzt nicht leicht gemacht. Von den positiven Bewegungen und stabilisierenden Tendenzen im Wasserstoff-Sektor konnte ITM Power kaum – oder zumindest nicht nachhaltig – profitieren.
Oder wie es ein Kollege formuliert hat: Kursgewinne hat man bei ITM Power schnell wieder aus der Hand gegeben. Zum einen könnte das daran liegen, dass das Vertrauen in die Wasserstoff-Branche insgesamt etwas gelitten hat. Und zum anderen fehlt speziell bei ITM Power derzeit die durchschlagende Erfolgsstory. Daran dürfte auch die jüngste Meldung erst mal wenig ändern.
Die Kursperformance der ITM Power-Aktie
Dabei hat ITM Power am gestrigen Montag eine strategische Zusammenarbeit mit Mott Corporation angekündigt. Ziel dieser Zusammenarbeit ist es demnach, „die Marktführerschaft von ITM in der Elektrolyseur-Stack-Technologie zu festigen“, wie es heißt. Dabei erläutert man zwar technische Details, doch ein wenig Technologie-Verständnis kann bei H2-Aktien nicht schaden.
ITM Power: Kostensenkung im Blick
Daher ganz kurz zu Thema „Stacks“: Übersetzt handelt es sich dabei um „Plattenstapel“. Sie gelten als das Herzstück der Elektrolyseure. Je nach Herstellungsverfahren besteht ein Stack aus mehreren Hundert sogenannter Bipolarplatten, Trägerplatten für die beiden Pole eine Brennstoffzelle. Wenn auch nur eine einzige Platte defekt ist, kann das die Leistung des gesamten Stacks beeinträchtigen.
ITM Power wirbt damit, dass seine Stacks mit der höchsten Stromdichte auf dem Markt arbeiten würden. Das wiederum führe aufgrund des geringeren Materialverbrauchs zu niedrigen Stackkosten. Spätestens jetzt sollte man hellhörig sein, denn alles was Kosten senkt, ist gut für die Profitabilität.
Elektrolyseure: Heiß umkämpfter Schlüsselmarkt
An der weiteren technologischen Verbesserung speziell des für die Stacks benötigten Materials arbeiten ITM Power und Mott nun gemeinsam. Das ist sicherlich keine Nachricht, die die Börse zum Beben bringt, aber sie ist typisch für die innovationsgetriebene Wasserstoff-Branche. Und für die immer noch offene Technologie-Führerschaft bei den Elektrolyseuren.
Auf diesem Schlüsselmarkt für die hochlaufende Wasserstoffwirtschaft positionieren sich bekanntlich auch Nel ASA und Plug Power. Der Kursverlauf der Nel ASA-Aktie präsentiert sich am heutigen Dienstag wenig spektakulär. Immerhin bewegt sich die Aktie seit der Mittagszeit tendenziell in die richtige Richtung, und zwar Richtung Norden.
Nel ASA und Plug Power: In der Warteschleife
Doch für einen echten Trend fehlten zumindest bis zur Mittagszeit des heutigen Tages die Impulse. Daran ändert auch die Meldung über die Lieferung von 16 Wasserstofftankstellen der vergangenen Woche wenig. Denn im Grunde handelt es dabei eher um eine Auftragsbestätigung. Mehr Bewegung im Nachgang verspricht da schon die anstehende Ergebnispräsentation am 18. Juli.
Auch Plug Power hat sich in der zurückliegenden Woche mit einer Auftragsmeldung in Erinnerung gebracht. Wobei es für den US-amerikanischen Wasserstoff-Spezialisten ohnehin immer ein Coup sein dürfte, Elektrolyseure für den europäischen Markt zu bauen. Wo er doch bereits als einer größter Nutznießer der US-amerikanischen Wasserstoff-Pläne gilt.
Weltgrößte Anlage für grünen Wasserstoff: China legt vor
Was die Förderung für Wasserstoff angeht, stehen jedoch nicht nur die USA und die EU miteinander in Konkurrenz, sondern da gibt es auch noch China und den Nahen Osten. Chinas Ambitionen sind offensichtlich. So ist in Xinjiang erst kürzlich die weltweit größte Anlage für grünen Wasserstoff in Produktion gegangen. Darüber berichtete das Portal „Hydrogen Insight“.
Die von der staatlichen Ölgesellschaft Sinopec entwickelte Anlage verfügt demnach über 52 5-MW-Elektrolyseure und soll schließlich auf 20.000 Tonnen pro Jahr hochgefahren werden. Außerdem verfüge sie über 210.000 Standardkubikmeter Speicherkapazität in Kugeltanks und Rohrleitungen mit einem Durchsatz von 28.000 Standardkubikmetern pro Stunde.
USA: Umworbene Elektrolyseur-Hersteller
Alle wichtigen Ausrüstungen, einschließlich der Solarmodule, Elektrolyseure, Lagertanks und Pipelines, hätten – angeblich – chinesische Unternehmen hergestellt, wie es weiter heißt. Chinas Tempo und Effizienz beim Bauen von Elektrolyseuren hat in der Vergangenheit schon für einige Unruhe speziellen bei europäischen Elektrolyseur-Herstellern gesorgt.
Die Befürchtung von chinesischen „Billig“-Elektrolyseuren ausgestochen zu werden, teilt zumindest US-Präsident Joe Biden offensichtlich überhaupt nicht. Kürzlich erst lobte der Präsident das Unternehmen Cummins ausdrücklich öffentlich für seine Entscheidung, seine Elektrolyseure zum ersten Mal „hier“ in Amerika herzustellen.
Wasserstoff-Player: Wer profitiert?
Das, so zeigte sich Biden demnach überzeugt, sei alles nur dem Inflation Reduction Act und den darin enthaltenen Steuergutschriften für erneuerbare Energien und Wasserstoff zu verdanken. Man darf gespannt sein, ob und inwieweit der US-Präsident mit seiner optimistischen Einschätzung recht behält. Und welche Wasserstoff-Player samt Aktien am Ende davon tatsächlich profitieren.
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