Liebe Leserin, Lieber Leser,
gerade noch schien in Sachen Wasserstoff endlich einiges in die richtige Richtung zu gehen. Der Rückzug von Joe Biden aus dem US-Wahlkampf entfachte neue Hoffnungen darauf, dass die Demokraten Donald Trump doch noch schlagen können. Damit verbunden ist auch die Aussicht darauf, dass erneuerbare Energien in den USA in den kommenden Jahren weiter gefördert werden. Doch entschieden ist die Wahl noch lange nicht und Umfragen zufolge wird es wohl auch zwischen einer möglichen Kandidatin Kamala Harris und Trump zu einem engen Rennen kommen.
Die Vorfreude an den Märkten ließ da schnell wieder nach und auch anderswo scheint derzeit Enthusiasmus ein wenig abgewürgt werden. So etwa in Deutschland, wo die Bundesregierung sich kürzlich endlich zu manchem handfesten Schritt nach vorne durchringen könnte. Für die laufende Woche wird erwartet, dass eine neue Importstrategie für Wasserstoff und Wasserstoffderivate auf den Weg gebracht wird. Damit ist aber längst nicht jeder einverstanden.
Kritik an der deutschen Wasserstoffstrategie
Harsche Kritik gibt es von der Deutschen Umwelthilfe (DUH), welche die Pläne der Bundesregierung als nicht besonders nachhaltig ansieht. Gefordert wird ein klares Bekenntnis zu grünem Wasserstoff, um einen echten Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Dies werde mit den nun vorliegenden Plänen aber „ins Absurde“ geführt, heißt es in einer Stellungnahme. Wasserstoff und dessen Derivate seien mit hohen Energieverlusten bei Produktion, Umwandlung und Transport belastet.
Bei grauem Wasserstoff, der mithilfe fossiler Energien herstellt wird, kommt es letztlich sogar noch zu einer Mehrbelastung des Klimas und selbst blauer Wasserstoff wird von der DUH kritisch beäugt. Statt der nun vorgestellten Importpläne mit neuen Terminals an den deutschen Küsten wird für ein Rückbesinnen aus Klimaziele geworben. Ob das Ganze die Politik groß beeindrucken wird, darf wohl eher bezweifelt werden. Doch der Widerstand der Klimaschützer zeigt einmal mehr, dass beim Thema Wasserstoff längst nicht alle an einem Strang ziehen.
Nel ASA muss weiter kämpfen
Vielleicht auch deshalb wurde jeglicher Anflug von Euphorie an der Börse sehr schnell wieder abgewürgt. Die Nel ASA-Aktie etwa fiel gestern von 0,52 Euro im morgendlichen Handel zügig wieder auf 0,50 Euro zurück, wo sie sich auch per Handelsschluss wiederfand. Damit geht der Kampf um die charttechnische Unterstützung weiter. Unterhalb von 0,50 Euro sind nur wenige Supportlinien zu erkennen und es könnte sogar bis in Richtung 52-Wochen-Tief bei 0,37 Euro oder sogar darüber hinaus gehen.
Nel ASA Aktie Chart
Heute Morgen konnte die Nel ASA-Aktie zwar zunächst leicht zulegen, was am Kurs aber noch nicht viel änderte. Etwas frische Zuversicht hat den Norwegern zwar nicht geschadet. Die kürzlich veröffentlichen Quartalszahlen stecken den Aktionären aber noch in den Knochen und abseits von vagen Hoffnungen gab es in den letzten Tagen keine Signale zu sehen, die neues Wachstum vermuten lassen könnten; von einem Aufstieg in die schwarzen Zahlen ganz zu schweigen.
Plug Power: Auf und ab
Bei Plug Power zeigte sich ein recht ähnliches Bild. Zum ersten Mal seit der angekündigten Kapitalerhöhung aus der vergangenen Woche konnte die Aktie sich gestern wieder in grünes Territorium vorkämpfen. Die Hoffnung auf bessere Chancen der Demokraten im Wahlkampf ließ aber offenbar schnell wieder nach. Zu Handelsschluss landete der Titel bei 2,50 US-Dollar und damit sogar noch leicht tiefer als am vorherigen Handelstag.
Plug Power wird an den Märkten wahrscheinlich noch kritischer beäugt als viele Mitbewerber. Denn der US-Konzern steuern zuverlässig auf eine mittelschwere Katastrophe zu. Mit einer neuen Kapitalerhöhung kämpft das Unternehmen ums eigene Überleben, und das wahrscheinlich sogar mit Erfolg. Doch solange es an steigenden Umsätzen und Gewinnen fehlt, werden die größten Probleme lediglich nach hinten verlagert und die Aktionäre müssen darum fürchten, dass es in einigen Monaten schon die nächste Kapitalerhöhung geben könnte. An Wertsteigerung ist da aktuell kaum zu denken.
SFC Energy: Hält die Unterstützung?
Diesbezüglich hinterlässt SFC Energy derzeit noch einen weitaus besseren Eindruck. Raketenartig spielt sich Wachstum zwar auch bei dem deutschen Unternehmen nicht ab. Immerhin können aber schon heute mit Brennstoffzellen ordentliche Umsätze und sogar Gewinne erzielt werden. Dennoch trauen die Bullen sich an eine Rallye nicht heran. Stattdessen kämpft die Aktie schon wieder um die psychologisch wichtige Marke bei 20 Euro. In den Handel startete der Titel am Dienstag mit leichten Verlusten und der Kurs ging zunächst bis auf 20,35 Euro zurück.
Die Sorge bleiben bei Wasserstoff-Aktien erhalten
Grundsätzlich haben sich die Aussichten für Wasserstoff-Aktien durchaus verbessert. Aus mancher Absichtserklärung sind mittlerweile greifbare Projekte geworden und nicht nur in Deutschland sollen noch im laufenden Jahr die Bagger rollen. Die besseren Chancen der Demokraten in den USA sind zudem eine Wohltat für alle jene, die schon fest mit einem Wahlsieg von Donald Trump rechneten. Doch obschon die Richtung stimmen mag, sind es eben weiterhin nur Hoffnungen und Träumereien, welche derzeit kursieren. Auf frische Großaufträge und damit verbundene Umsatzsprünge warten die meisten Unternehmen weiterhin und die Geduld der Anleger wurde offenbar schon längst überstrapaziert.
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