Liebe Leserin, Lieber Leser,
noch immer wird um das Thema Wasserstoff munter diskutiert. So auch kürzlich auf Gut Gnadental in Neuss, wo sich auf Einladung des Wasserstoff Hub RKN/Rheinland e.V. kürzlich über 80 Gäste einfanden. Ausgetauscht wurde sich unter anderem über den Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft und zahlreiche lokale Vorzeigeprojekte. Recht einig waren die Teilnehmer sich darin, dass sich in Wasserstoff unzählige Chancen verbergen. Der Kraftstoff gilt unverändert als Schlüssel für die Energiewende und eine klimaneutrale Zukunft.
Nun sollen die Bemühungen der Beteiligten an dieser Stelle nicht zerredet werden. Jeder einzelne leistet mit Sicherheit einen wichtigen Beitrag dazu, Wasserstoff nach vorne zu bringen. Dennoch bleibt an der Börse auch ein wenig der Eindruck, dass mal wieder viel geredet und wenig getan wird. Was die Anlegerinnen und Anleger viel lieber sehen würden, das wären Aussichten auf konkrete neue Projekte, die über eine Machbarkeitsstudie hinausgehen.
Nel ASA mit Folgeauftrag
Genau das konnte Nel ASA den Anlegern am Montag bieten. Die Norweger informierten in einer knappen Pressemitteilung über einen Folgeauftrag für Elektrolyseur-Zubehör von einem europäischen Kunden. Das Volumen soll sich auf mehr als sieben Millionen Euro belaufen. Das war dann aber auch schon alles, was den Investoren mitgeteilt wurde. Wer genau als Kunde auftritt und ob sich daraus vielleicht weitere Chancen ergeben könnten, steht in den Sternen.
Dennoch kam die Meldung zu einem sehr wichtigen Zeitpunkt. Die Nel ASA-Aktie kämpfte in den letzten Tagen mühsam darum, nicht endgültig ins Bodenlose abzudriften. Nachdem die wichtige Linie bei 0,50 Euro unterschritten wurde, sah es bereits mehr als düster aus. Nun ging es am Montag noch einmal um 9,5 Prozent aufwärts, doch besonders nachhaltig scheint die Freude nicht zu sein. Am Dienstagmorgen wurden schon Gewinne mitgenommen und der Kurs ließ um 2,4 Prozent bis auf 0,53 Euro nach.
Nel ASA Aktie Chart
Kein Grund zur Freude bei Plug Power?
Abseits des neuen Auftrags konnten Wasserstoff-Aktien von einer etwas besseren Stimmung an den Märkten kaum weiter profitieren. Vor allem die US-Märkte legten zeitweise deutlich zu, nachdem etwas schwächere Wirtschaftsdaten die Zinshoffungen wieder einmal antrieben. Sinkende Zinsen wären auch für Plug Power und Co. erfreuliche Neuigkeiten, da die Kapitalkosten dadurch spürbar nachlassen könnten. Für Unternehmen, die viel investieren müssen und kaum Umsätze vorweisen können, kann daran schon mal die Existenz hängen.
Doch die Effekte des Ganzen hielten sich schwer in Grenzen und auch eine etwas niedrigere Inflation in Deutschland tröstete die Anleger nicht weiter. Plug Power landete einmal mehr auf der Verliererseite und musste gestern Kursverluste von 2,15 Prozent hinnehmen. Das schickte den Kurs auf 2,28 US-Dollar zurück und schon ein weiterer Tag mit einer solchen Entwicklung könnte zum 52-Wochen-Tief bei 2,25 Dollar zurückführen. Nüchtern betrachtet findet sich hier die letzte Unterstützung, bevor der Sturz ins Bodenlose droht.
Sorgen um Wasserstoff
Während beim Blick auf die Konjunktur wieder leise Optimismus aufzukommen scheint, offenbart der Blick auf die politische Bühne aus Sicht von Anlegern mit Wasserstoff-Titeln im Depot ein geradezu erschreckendes Bild. In Frankreich konnte das rechtsextreme Rassemblement National rund ein Drittel der Stimmen für sich einheimsen und hat damit echte Chancen auf eine absolute Mehrheit in der anstehenden Stichwahl. Das freut die Populisten, führt an der Börse aber zu Unsicherheit.
Nicht nur droht ein Szenario, in dem Frankreich auf der EU-Ebene fröhlich Vorhaben blockieren könnte. Es wird auch befürchtet, dass Projekte rund um Klimaschutz und erneuerbare Energien heftig zurückgefahren werden könnten. Genau in diesen Bereich fällt dummerweise Wasserstoff, besonders dessen gründe und CO2-arme Variante. So richtig Vorfreude will da nicht aufkommen, auch nicht mit Blick auf ein Erstarken rechts(radikaler) Kräfte in ganz Europa und mit der Aussicht auf eine mögliche Wiederwahl von Donald Trump in den USA.
Air Liquide hoch im Kurs
Ein wenig ließ sich auch bei Air Liquide beobachten, wie solche Themen den Anlegern zusetzen. Heute Morgen wertete die Aktie um 0,76 Prozent bis auf 162,04 Euro zum Vormittag ab. Allerdings findet der Titel sich hier auf einem vergleichsweise ansehnlichen Niveau wieder. Das ist vielen Entwicklungen zu verdanken, die aber mit Wasserstoff in der Regel wenig zu tun haben.
Die Schweizer Großbank UBS erteilte Air Liquide kürzlich zwar erneut eine Kaufempfehlung und sprach ein Kursziel von ansehnlichen 195 Euro aus. Begründet wird dies aber in erster Linie mit guten Aussichten bei der Herstellung von Aromen und Duftstoffen, während die Stimmung bei Grundstoffchemikalien so schlecht wie seit Anfang 2022 nicht mehr sei, als die Gaspreise unkontrolliert in die Höhe schossen. Wasserstoff hingegen scheint bei den Analysten schlicht gar kein Faktor bei Air Liquide zu sein.
Bescheidene Zeiten
So müssen die Anleger sich mit den kleinen Erfolgen trösten, was ihnen aber nicht recht gelingen will. Ab und zu gibt es mal Kurssprünge in die Höhe bei Wasserstoff-Aktien zu sehen. An den letzten nachhaltigen Ausbruch in die Höhe können sich aber viele wohl kaum noch erinnern. Auch bei Nel ASA drohen die kleinen Zugewinne schnell wieder dahin zu schmelzen. Ich persönlich bin zwar bekennender Optimist und Wasserstoff-Verfechter. Doch lässt sich selbst mit einer solchen Einstellung momentan kein Szenario erkennen, in dem Wasserstoff-Aktien plötzlich in die Höhe schießen würden. Es bleibt ein Marathon, der ohne die Garantie auf den Einlauf ins Ziel daherkommt.
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