Liebe Leserin, Lieber Leser,
recht kurzfristig wurde mir aufgetragen, die Kollegen bei diesem Wasserstoff-Briefing zu vertreten. Ebenfalls kurz vor knapp sorgte Nel ASA kürzlich für eine dringend benötigte Erholung. Viele sahen die Aktie der Norweger schon auf dem besten Wege, zum Pennystock zu mutieren. Auch der Autor dieser Zeilen warnte vor diesem nicht völlig unrealistischen Szenario.
Die Aktie bekam nun aber quasi in letzter Minute doch noch einmal die Kurve. Am Donnerstag ging es um gute 17 Prozent in die Höhe. Die Bullen verhinderten damit nicht nur einen weiteren Abstieg. Es gelang ihnen darüber hinaus, den Widerstand bei 1,20 Euro zu nehmen. Zum Zeitpunkt des Entstehens dieses Artikels ließen sich auf dem Ticker ordentliche 1,23 Euro bewundern. Da ist es nachvollziehbar, dass der eine oder andere schon vom großen Comeback träumt.
Bei Nel ASA nur nichts überstürzen
Die Zugewinne sollen an dieser Stelle auch gar nicht schlechtgeredet werden und für den Moment ist es mehr als erfreulich, dass es endlich wieder positive Signale zu sehen gibt. Mit Blick auf die Charttechnik bleibt Nel ASA aber noch immer ein Wackelkandidat. Angriffe in Richtung Norden gab es schließlich in den letzten Wochen zur Genüge zu sehen. Bisher waren jene aber wenig nachhaltig und so bleibt auch jetzt abzuwarten, wie ernst die Bullen es mit der Gegenbewegung bleiben.
Rückenwind gibt es immerhin von den Analysten, welche ihre Kaufempfehlungen zuletzt mehr oder weniger einstimmig bestätigt haben. Berenberg ließ sich sogar dazu hinreißen, das Kursziel von 18 auf 19 NOK (ca. 1,61 Euro) anzuheben. Die Aussichten haben sich also gebessert und zu verdanken ist das den Zahlen von Nel.
Zwar gelang es den Norwegern nicht, schwarze Zahlen zu schreiben. Die Umsätze fielen aber deutlich höher als erwartet aus und auch mit der Auftragslage zeigen Experten sich zufrieden. Viel von der Kritik der letzten Wochen verpufft damit und der Blick auf die langfristigen Chancen wird wieder frei. Da ist nur zu hoffen, dass die Aktie davon auch in den kommenden Tagen und Wochen zehren kann.
Plug Power im Rückenwind
Das gute Abschneiden von Nel ASA macht sich über die gesamte Branche bemerkbar und sorgte auch bei Plug Power für eine kleine Erholung. Um knappe sechs Prozent ging es hier am Donnerstag in die Höhe, allerdings scheint die Aufwärtsbewegung vor dem Wochenende schon wieder ein bisschen einzuschlafen. Damit gelang es den Bullen letztlich nur, die Verluste im Chart zu begrenzen. Auf 5-Tages-Sicht muss Plug Power Abschläge von 1,6 Prozent hinnehmen.
Erfreulich ist jedoch, dass der Titel die Linie bei 8 Euro zu verteidigen weiß und damit ein kleines Signal der Stärke aussendet, wenn auch auf niedrigem Niveau. Sehr interessant wird nun zu sehen sein, was das US-Unternehmen bei den kommenden Zahlen vorweisen kann, welche für den 10. Mai erwartet werden. Da Plug Power in fundamentaler Hinsicht in den vergangenen Monaten des Öfteren enttäuschte, dürften die Anleger hier ganz genau hinsehen. Gibt es ähnlich positive Überraschungen wie bei Nel zu sehen, könnte damit die Trendwende im Sektor endlich besiegelt werden.
Nur nicht zu früh freuen
Lange genug warteten die Anlegerinnen und Anleger darauf, dass Wasserstoff-Aktien endlich wieder mit guten Neuigkeiten auftrumpfen können und aktuell sind Erholungen im Sektor nett anzusehen. Allerdings wäre es etwas verfrüht, jetzt schon von der endgültigen Trendwende zu sprechen. Nicht von der Hand weisen lässt sich, dass die meisten Titel aus der Branche noch immer im roten Bereich liegen, wenn wir die Kurse mit jenen vom Jahresbeginn vergleichen.
Bei Ballard Power zeigen sich da Verluste von 14,2 Prozent; ITM Power rasselte im gleichen Zeitraum um 15,8 Prozent in die Tiefe. Plug Power bleibt das traurige Schlusslicht mit Verlusten von 32,8 Prozent und selbst Nel ASA liegt trotz der jüngsten Erholung noch mit knapp zehn Prozent im roten Bereich. Parallel dazu liegen wichtige Chartmarken noch in einiger Entfernung. Da gibt es durchaus noch Gründe, um eine gewisse Skepsis an den Tag zu legen.
Ist das die Chance?
Auf der anderen Seite können Optimisten natürlich damit argumentieren, dass sich nach den teils drastischen Kursverlusten ein umso höheres Aufwärtspotenzial ergibt. Leider gibt es dafür aber keine Garantien und es wird wohl noch weitere erfreuliche Neuigkeiten brauchen, um dem angeschlagenen Wasserstoffsektor endlich wieder zu neuem Aufwind zu verhelfen. Von all dem unberührt bleiben freilich die langfristigen Aussichten, welche den großen Durchbruch der Branche erst noch in Aussicht stellen. Vielleicht wird der Blick darauf jetzt wieder freier. Zu wünschen wäre es, doch versprechen kann und will ich dies den Anlegern derzeit noch nicht.
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