Wasserstoff-Aktien: Nel ASA legt wieder zu, auch Plug Power mit dezenten Aufschlägen und die Stimmung scheint wieder besser zu werden

Über Wasserstoff als Energieträger wird noch immer viel gestritten, doch zumindest an der Börse scheint sich wieder etwas mehr Optimismus bemerkbar zu machen.

Auf einen Blick:
  • Nicht jeder ist von Wasserstoff überzeugt.
  • Besonders mit Blick auf Heizungen wird weiter gestritten.
  • Anderswo verfügt der Energieträger über enormes Potenzial.
  • Darauf scheinen sich die Anleger wieder mehr konzentrieren zu können.

Liebe Leserin, Lieber Leser,

es vergeht noch immer kaum ein Tag, an dem Wasserstoff nicht irgendwie die Schlagzeilen füllen würde. Am heutigen Dienstag sorgt ein offener Brief von Verbänden von Umweltschützern, Gewerkschaften und Fachverbänden für Aufsehen. Darin wird offen daran gezweifelt, ob die Umrüstung von Gasheizungen zur Nutzung von Wasserstoff besonders sinnvoll ist. Die Kritiker sehen in einer Ausnahme beim geplanten Gebäudeenergiegesetz kaum mehr als eine Ausrede dafür, auch in kommenden Jahren noch auf fossile Energieträger setzen zu dürfen. Entsprechend wird gefordert, das Ganze zu kippen und der Gasheizung rigoros Lebewohl zu sagen.

Eine Reaktion aus der Politik liegt noch nicht vor. Am Standpunkt der Parteien dürfte sich aber nicht viel ändern. Während bei manchen mit den Forderungen offene Türen eingerannt werden, dürfte gerade die FDP sich skeptisch zeigen. Jene beharrt weiterhin auf Technologieoffenheit und meint damit ganz explizit auch Wasserstoff-Heizungen. Den Anlegern wäre das sicherlich nur Recht, doch das letzte Wort in der Angelegenheit ist noch lange nicht gesprochen.

Wasserstoff, wohin das Auge reicht

Dass Wasserstoff über ein enormes Potenzial verfügt, das dürfte mittlerweile kaum noch jemand abstreiten. In Sachen Heizung lässt sich darüber wohl noch diskutieren. In anderen Bereichen, etwa beim Schiffsverkehr oder mit Blick auf Flugzeuge sieht das schon anders aus. Nichts umsonst nimmt die Bundesregierung immerhin 45 Millionen Euro in die Hand, um vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt ein Projekt zum Vorantreiben der Dekarbonisierung im Luftverkehr zu finanzieren.

Chancen sind da zweifellos vorhanden und um den Ärger rund um hiesige Heizungen müssen die Börsianer sich keine allzu großen Gedanken machen. Die Skepsis gegenüber Wasserstoff nahm zuletzt allerdings auch an den Börsen zu. Bisherige Versprechen konnten zu selten eingelöst werden und mit der Geduld scheint es sich dem Ende zuzuneigen.

Nel ASA kann punkten

Kaum dafür verantwortlich ist Nel ASA wo zuletzt sowohl die Zahlen und noch viel mehr der Auftragseingang überzeugen konnten. Das macht den Blick wieder frei in Richtung Zukunft, wo sich noch immer der große Durchbruch vermuten lässt. Nachdem die Aktie der Norweger zunächst steil in Richtung Norden zog, hing sie zunächst zwischen 1,20 Euro und 1,30 Euro. Jetzt endlich scheinen die Bullen sich wieder mehr in Richtung Norden zu trauen.

Nettogewinn pro Quartal für Nel ASA

Quartal
Mio. €
30.06.24
-43,3
31.03.24
-22,0
31.12.23
-94,4
30.09.23
-226
30.06.23
-342
31.03.23
-192
31.12.22
-721
Entwicklung des Nettogewinns bei Nel ASA

Am Dienstagmorgen ging es um 1,9 Prozent aufwärts, was ausreichte, um den Kurs bis auf 1,29 Euro zu hieven. Das ist nicht besonders weit entfernt von den nächsten Widerständen, die knapp oberhalb von 1,30 Euro anzutreffen sind. Vor allem aber erreicht die Nel ASA-Aktie den höchsten stand seit dem Kurssprung Ende April und hinterlässt allein damit ein deutliches Ausrufezeichen. Der Optimismus scheint endlich wieder zurückzukehren, auch wenn es noch etwas früh ist, um von der nächsten Rallye sprechen zu können.

1T
1W
3M
6M.
1J
5J
Max

Plug Power leckt sich die Wunden

Weitaus schlechter läuft es für die nordamerikanische Konkurrenz in Form von Plug Power. Hier sorgten die Quartalszahlen (mal wieder) für lange Gesichter und das ohnehin schon angeschlagene Vertrauen der Anteilseigner hat zuletzt noch weiter gelitten. Dennoch reicht es immerhin, um derzeit grüne Vorzeichen auf die Beine zu stellen. Heute Morgen ging es um gut ein Prozent auf 7,28 Euro aufwärts.

Von Widerständen oder Durchbrüchen können die Aktionäre hier allerdings weiterhin nur träumen. Der einzige kleine Erfolg besteht darin, dass die Kurse nicht wieder unter 7 Euro und damit auf frische Mehr-Jahres-Tiefs fallen. Das ist immerhin etwas, aber es braucht schon mehr, um ernsthaft von einer Wende sprechen zu können. Vor allem wäre es wünschenswert, wenn auf hübsche Worte des Managements endlich auch Taten bzw. Zahlen folgen würden.

Der ganz normale Wahnsinn

Grundsätzlich hat sich in Sachen Wasserstoff nicht viel getan. Der Energieträger könnte viele Probleme rund um die Energieversorgung lösen. Wenn denn nur genügend davon vorhanden wäre. Genau hier gibt es noch massive Probleme, damit einhergehend aber eben auch Chancen für Anleger. Vor allem grüner Wasserstoff wird in Zukunft immer mehr an Bedeutung gewinnen und wer hier eine Massenproduktion auf die Beine stellen kann, dem sind satte Umsätze sicher.

Der Blick auf solche Chancen, auch wenn sie noch weit in der Zukunft liegen mögen, scheint momentan wieder etwas freier zu werden und so geht es im gesamten Segment tendenziell aufwärts. Die PowerTap Hydrogen Capital-Aktie bleibt ihrem sprunghaften Naturell treu und legt am Montag um gleich 19,6 Prozent auf 0,048 US-Dollar zu. Neue Impulse ergeben sich daraus nicht; derartige Bewegungen gehören bei dem Pennystock schon fast zur Tagesordnung.

ITM Power freut sich derweil über Kursgewinne von 3,4 Prozent, was den Kurs bis auf 0,86 Euro und damit ein Stückchen weiter weg vom 52-Wochen-Tief bei 0,77 Euro bewegen kann. Das ist immerhin ein Schritt in die richtige Richtung nach heftigen Verlusten in den vergangenen Wochen.

Auf den Blickwinkel kommt es an

Für Anleger bleiben Wasserstoff-Aktien ein zweischneidiges Schwert. Wer die Chancen in dem Energieträger erkennt, kommt um ein Investment kaum herum. Zu groß ist die Aussicht darauf, dass sich hier ein Billionenmarkt in Entwicklung befinden könne. Weniger interessant ist das Thema für Spekulanten, die auf kurzfristige Gewinne hoffen. Solche sind zwar auch möglich, schon allein aufgrund der anhaltenden öffentlichen Diskussionen und der oftmals emotionalen Reaktion an den Börsen ist das Risiko von plötzlichen Tiefschlägen aber umso höher.

Der recht freundliche Handel der letzten Tage ist in jedem Fall eine angenehme Abwechslung und es darf gerne in diesem Stil weitergehen. Vielleicht lässt sich auch behaupten, dass die größten Sorgen mittlerweile eingepreist sind. Doch noch sind die Kursgewinne zu dünn, um schon von einer klaren Trendwende reden zu können. Umso mehr ist darauf zu hoffen, dass die nächsten Tage den Anlegerinnen und Anlegern weitere Kursgewinne bescheren mögen. Zumindest charttechnisch wäre es bei einigen Titeln dann nicht mehr weit bis zu aussagekräftigen Kaufsignalen.

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