Liebe Leserin, Lieber Leser,
seit einer kleinen Ewigkeit schon warten die Börsianer darauf, dass sich im Wasserstoffsegment endlich große Neuigkeiten ergeben. So ganz war dies zuletzt nicht der Fall, doch zumindest den einen oder anderen Hoffnungsschimmer hat es gegeben. Mut macht beispielsweise, dass die Politik gefühlt täglich ihr Engagement rund um grünen Wasserstoff bekräftigt. Darauf ließ das Bundesverkehrsministerium nun auch Tagen folgen.
In den Fokus rücken dieser Tage Bemühungen, Luftfahrzeuge fit für Brennstoffzellen zu machen. Genau darum dreht sich das Projekt „H2Fly“, an dem Diehl und DLR zusammen basteln. Wie „airliners.de“ berichtet, hat das Ganze nun auch einen Förderbescheid erhalten. Zu diesem Anlass kam Bundesverkehrsminister Volker Wissing höchstselbst nach Stuttgart. 9,3 Millionen Euro gibt es für das Vorhaben, schon im kommenden Jahr erste Tests am Boden durchzuführen.
Nel ASA versucht sich am Ausbruch
Es ist letztlich nur ein kleiner Schritt nach vorne und es bleibt offen, ob dem Vorhaben irgendwann große Erfolge beschert sein werden. Doch die Möglichkeiten sind gerade aus Anlegersicht verlockend. Sollte Wasserstoff sich als gangbare Alternative zu fossilen Brennstoffen im Flugbereich mausern, so würden hier potenzielle Umsätze im Milliardenbereich warten. Die steigende Nachfrage könnte auch dabei helfen, das noch immer sehr präsente Henne-Ei-Problem zu lösen.
Vielleicht sind es solche Aussichten, welche im Sektor derzeit für frische Zuversicht sorgen. Es wäre zumindest eine Erklärung dafür, dass die Nel ASA-Aktie sich eher unverhofft in Richtung Norden bewegt, und das in einem recht beeindruckenden Tempo. Bereits in der vergangenen Woche gönnten die Bullen dem Titel eine kleine Erholung, trotz enttäuschender Quartalszahlen. Für Aufmunterung sorgte kürzlich eine Reservierung im Gigawatt-Bereich, obschon ein tatsächlicher Auftrag noch nicht in Stein gemeißelt ist.
Das sieht gut aus
Heute Morgen machten die Käufer munter weiter und die Nel ASA-Aktie steigerte sich um weitere drei Prozent bis auf 0,48 Euro. Geht es in diesem Tempo weiter, könnte die psychologisch wichtige Linie bei 0,50 Euro noch vor dem Wochenende fallen. Jene ist der einzige Widerstand, welcher einem Angriff auf das Zwischenhoch aus dem April bei 0,54 Euro noch im Wege steht. Im besten Fall könnte Nel ASA also kurz vor einem Durchbruch stehen.
Nel ASA Aktie Chart
Ob ein solcher letztlich gelingen wird oder nicht, das hängt jetzt zu weiten Teilen von den Kollegen ab. Bereits heute werden Zahlen von Ballard Power erwartet. Sollten dabei Enttäuschungen ausnahmsweise mal ausbleiben und vielleicht sogar frische Chancen in Aussicht gestellt werden, dürfte dies dem Höhenflug von Nel weiteren Rückenwind verleihen. Dementsprechend werden die Märkte sehr genau hinsehen.
Plug Power ist in Stellung
Für den Donnerstag stehen dann auch beim vielbeachteten US-Konzern Plug Power Ergebnisse an und im Vorfeld scheinen die Aktionäre ihre Erwartungen bereits abgesteckt zu haben. Mit Wundern wird nicht gerechnet, doch der jüngste Schlusskurs in Höhe von 2,71 US-Dollar liegt ein gutes Stückchen von den letzten Tiefstständen entfernt. Mit etwas Wohlwollen lässt sich also auch hier Zuversicht erkennen.
Angetrieben wurde jene zuletzt durch die Meldung einer frischen Absichtserklärung mit einem Unternehmen aus Australien. Erst für Ende des Jahres wird eine endgültige Investitionsentscheidung erwartet. Sollte jene positiv ausfallen, wird Plug Power aber wohl bis 2027 Elektrolyseure mit einer Kapazität von rund drei Gigawatt ausliefern. Es sind eben solche Großaufträge, welche die Aktionäre in den letzten Monaten schmerzlich vermissten. Allein die Aussicht darauf ist daher ein klarer Kurstreiber.
ITM Power tut sich schwer
Weniger nennenswerte Neuigkeiten konnte ITM Power jüngst vermelden und so wird die Aktie der Briten eher stiefmütterlich behandelt. Auf 5-Tages-Sicht reicht es nur für ein Plus von 4,3 Prozent, was im vergleich zu Nel ASA und Plug Power dezent enttäuschend wirkt. Tröstend wirkt vielleicht, dass es überhaupt in die aus Anlegersicht richtige Richtung ging. Charttechnisch ist ein Durchbruch bei dem Papier aktuell aber nicht abzusehen. Das ist eine Erinnerung daran, dass eben noch nicht im kompletten Sektor eitel Sonnenschein herrscht.
Ohnehin ist gegenwärtig noch fraglich, wie nachhaltig die Kursgewinne der letzten Tage sein mögen. Sie basieren zu weiten Teilen, mal wieder, auf Hoffnungen, Absichtserklärungen und dergleichen mehr. Das ist noch lange nichts Handfestes und wie immer etwas, was auch das Potenzial neuer Rückschläge mit sich bringt. Auch wenn ich persönlich bei Wasserstoff-Aktien klar bullisch eingestellt bin, so muss in der aktuellen Lage dennoch zu einer gesunden Portion Skepsis gemahnt werden.
Wohin geht die Reise?
Wichtig wird in diesen Tagen, dass vor allem die großen Branchenvertreter in Form von Ballard Power und Plug Power abliefern können. Dafür braucht es nicht einmal gigantische Umsatzsprünge, die sich für das vergangene Quartal ohnehin nicht im Entferntesten abzeichnen. Wünschenswert wäre aber mindestens ein Indiz dafür, dass die Geschäfte sich in die richtige Richtung entwickeln.
Sinkende Kosten zusammen mit tendenziell steigenden Umsätzen sind also gefragt. Können uns die Unternehmen genau damit in den nächsten Tagen verwöhnen, steht einer (kleinen) Erholung im Sektor erst einmal wenig im Weg. Anleger sollten aber selbst in einem Best-Case-Szenario ihre Erwartungen im Zaum halten. Denn der ganz große und endgültige Durchbruch von Wasserstoff wird noch ein Weilchen auf sich warten lassen.
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