Wasserstoff-Aktien: Nel ASA geht volles Risiko

Liebe Leserin, lieber Leser, Nel ASA sammelt frisches Kapital und verspielt Vertrauen. Oder vielleicht doch nicht? Plug Power schwankt trotz fulminanter Prognose.

Liebe Leserin, lieber Leser,

Nel ASA sammelt frisches Kapital und verspielt Vertrauen. Oder vielleicht doch nicht? Plug Power schwankt trotz fulminanter Analysten-Prognose. Und ITM Power meldet sich mit „hochinteressanten“ Unternehmensnews zurück. Alles darüber lesen Sie im heutigen Newsletter Wasserstoff Briefing.

Eigentlich hat es in den vergangenen Tagen recht komfortabel für die Nel ASA-Aktie ausgesehen. Das Wertpapier des norwegischen Wasserstoff-Spezialisten profitierte von der guten Stimmung pro erneuerbaren Energien und dem Trend zur Nachhaltigkeit auch bei Aktien und Anlegern.

Nel ASA-Aktie fährt Achterbahn

Darüber hinaus schien auch auf der Seite der Unternehmensnews alles bestens für Nel ASA zu laufen: Auftragsmeldungen, die Erschließung neuer lukrativer Märkte, clevere Kooperationen – kurz: Kaum ein Unternehmen scheint so gut auf das beginnende „Wasserstoff-Zeitalter“ vorbereitet zu sein wie Nel ASA. Und nun? Folgt auf den Höhenflug der Nel ASA-Aktie der Absturz.

Diese Schlussfolgerung drängt sich zumindest auf, wenn man sich am Donnerstagvormittag den Kursverlauf der Nel ASA-Aktie ansieht. Daher stellen sich zwei Fragen: Erstens: Wie konnte das passieren? Zweitens: Was bedeutet das für die weitere Entwicklung der Nel ASA-Aktie? Um die erste Frage zu beantworten, bedarf es zunächst einer Chronologie der Ereignis.

Nel ASA holt sich frisches Kapital

Laut übereinstimmender Medienberichte hat Nel ASA neben der Veröffentlichung des Geschäftsberichts für 2021 und einem kommerziellen Update auch die Durchführung einer Privatplatzierung bekanntgegeben. Diese soll bereits erfolgreich über die Bühne gegangen sein. So hieß es jedenfalls am Donnerstagmorgen.

Konkret ging es dabei um Folgendes: Im Rahmen eines beschleunigten sogenannten Bookbuilding-Verfahrens habe Nel ASA frisches Kapital in Höhe von 1,5 Milliarden Norwegische Kronen eingesammelt. Das entsprecht demnach 157,3 Millionen Euro.

Nel ASA plant Ausbau der Produktionskapazitäten

Dafür habe Nel ASA weitere gut 98 Millionen neue Aktien zum Preis von 15,30 Kornen (1,60 Euro) ausgegeben. Der Platzierungspreis habe damit neun Prozent unter dem gestrigen Schlusskurs an der Osloer Börse gelegen, hieß es weiter. Laut Unternehmensmitteilung vom Mittwoch plant Nel ASA mit dem Erlös den Ausbau der Produktionskapazitäten.

Das Unternehmen wolle außerdem den Auftragseingang steigern und die Ausschreibungsaktivitäten verstärken. Darüber hinaus sollen die frischen liquiden Mittel in „allgemeine Unternehmenszwecke“ fließen. Das Unternehmen plant laut Meldung auf „MarketScreener“ außerdem eine „Folgeemission“ von bis zu 10 Millionen neuen Aktien zu einem ähnlichen Preis.

Analysten sind uneins

An dieser Kapitalmaßnahme seitens Nel ASA scheiden sich nun die Geister. Das zeigt sich exemplarisch an den Reaktionen der Analystenhäuser JP Morgan und Jeffries. Demnach hat die US-Bank JPMorgan die Einstufung für Nel ASA nach der Ankündigung einer möglichen Privatplatzierung von Unternehmensanteilen auf „Underweight“ belassen.

Das angegebene Kursziel habe 11,40 norwegische Kronen betragen. Analyst Patrick Jones soll in einer am Mittwoch vorliegenden Studie eine weitere Kapitalerhöhung als wesentliches Risiko für die Aktien des norwegischen Wasserstoffproduzenten bezeichnet haben. Jones’ Favorit ITM Power habe sich bereits rekapitalisiert, um sein Wachstum zu beschleunigen, hieß es abschließend.

Risikonachricht oder Erfolgsmeldung?

Am Donnerstagmorgen gab es eine Reaktion des Analysehauses Jefferies: Dieses habe Nel ASA demnach auf „Buy“ mit einem Kursziel von 23 norwegischen Kronen belassen. Die Einstufung begründete Analyst Will Kirkness mit der seiner Meinung nach erfolgreichen Kapitalerhöhung.

Auch die Ankündigung von Nel ASA, weitere 10 Millionen Papiere zu platzieren, fand demnach den Beifall des Analysten. Er geht davon aus, so habe Kirkness geschrieben,dass das Unternehmen nun noch 2,4 Milliarden Kronen braucht, um den geplanten Kapazitätsausbau zu finanzieren.

Nel ASA-Aktie unter Druck

Am Mittwoch ließ die Nel ASA-Aktie nach der Bekanntgabe der beabsichtigten Kapitalmaßnahme erstmal kräftig Federn. Auch im Verlauf des Donnerstagsvormittag stand die Nel ASA-Aktie erkennbar unter Druck. Doch ist das Ganze wirklich so dramatisch, wie jetzt einige Finanzexperten meinen? Oder entspricht es nicht viel mehr der üblichen Volatilität der Wasserstoff-Aktien?

Womit wir zu Beantwortung der zweiten Frage kommen: Was bedeutet das für die weitere Entwicklung der Nel ASA-Aktie? Kurzfristig bedeutet es sicherlich einen Rücksetzer für die Nel ASA-Aktie und eine Belastung. Das sieht man auch beim Börsenmagazin „Der Aktionär“ so. Langfristig bestehe aber durchaus Grund, optimistisch hinsichtlich der Nel ASA-Aktie zu bleiben.

Nel ASA: Zwei neue Aufträge?

Denn da hat es ja am gestrigen Mittwoch auch noch ein „kommerzielles Update“ seitens Nel ASA gegeben. Darin kündigt das Unternehmen an, dass man sich in fortgeschrittenen Geschäftsverhandlungen mit zwei unabhängigen Kunden befinde. Dabei handle es sich um Verträge im Wert von jeweils etwa 3 Millionen Euro.

Bei dem einen Vertrag verhandle man über ein alkalisches Elektrolyseursystem. Bei dem anderen Vertrag gehe es um Wasserstoffbetankungsmodule. Beide Verhandlungen seien allerdings noch nicht abgeschlossen, eine Einigung daher nicht garantiert. Sehr wichtig scheint es Nel ASA außerdemzu sein, daraufhin zu weisen, dass sich beide Verträge in Europa befänden.

Holt Plug Power auf?

Und ist es nicht genau das, was Finanzexperten stets von Nel ASA fordern? Mehr Aufträge an Land zu ziehen? Die Chance der REPowerEU-Strategie der EU jetzt beim Schopfe zu packen? Im Lichte dieser Überlegungen wirkt der Kursverlauf der Nel ASA-Aktie dann tatsächlich nicht mehr ganz so dramatisch.

Wer indes gedacht hat, dass Dauerkonkurrent Plug Power heute mit dem Kursverlauf seines Wertpapiers Nel ASA bei den Wasserstoff-Aktien den Rang ablaufen könnte, sieht sich getäuscht. Zumindest vorläufig. Denn laut Meldung auf den Finanzportalen tendierte die Plug Power-Aktie gegen Donnerstagmittag tiefer. Damit gehöre sie zu den Verlierern des Tages, hieß es.

Plug Power-Aktie: Spektakuläre Prognose

Sicherlich, auch das ist wahrscheinlich eine Momentaufnahme, die man nicht überbewerten sollte. Dennoch ist diese aktuelle Entwicklung mal wieder erstaunlich, denn erst jüngst hat Plug Power seitens der US-Bank Morgan Stanley eine geradezu spektakuläre Prognose erhalten, wie ein Kollege schreibt.

Die Plug Power-Aktie könnte nach Auffassung der Analysten noch deutlicher vom Wasserstoff-Markt profitieren als bisher angenommen. Wenn es nach deren Zahlen gehe, könnte die Aktie demzufolge sogar ein Potenzial von bis zu 120 Prozent haben. Es bleibt also auch bei der Plug Power-Aktie weiterhin spannend.

News von ITM Power

Für Bewegung im Wasserstoff-Sektor sorgt überdies ITM Power. Laut eines Berichts des Börsenmagazins hat der britische Wasserstoff-Spezialist am Mittwoch einen „hochinteressanten Deal“ verkündet: Demnach haben ITM Power bzw. deren Tochtergesellschaft ITM Motive ein Joint Venture mit Rohstoffhändler Vitol geschlossen.

In dessen Rahmen wolle Vitol bis zu 30 Millionen Britische Pfund (knapp 36 Millionen Euro) in ITM Motive investieren, hieß es. Die ITM-Power-Tochter ist Eigentümer aller öffentlichen Wasserstoff-Tankstellen, die von ITM Power in Großbritannien errichtet wurden, erklärt der Bericht.

Wovon Wasserstoff-Aktien profitieren

Motive wiederum habe einen Rahmenvertrag mit ITM Power geschlossen, der beinhaltet, dass Elektrolyseanlagen von bis zu 240 Megawatt von der Mutter bezogen würden. Vitol solle hingegen bis zu 240 Megawatt an Elektrizität liefern, um die zukünftigen neuen Tankstellen mit grünem Strom zu versorgen.

Wasserstoff – ob als Energiespeicher oder als Antriebsstoff – bleibt also weiterhin ein wichtiges Thema für Industrie und Wirtschaft. Davon profitieren auch weiterhin die Wasserstoff-Aktien. Sollte es die Nachrichtenlage zulassen, dann geht es im morgigen Newsletter Wasserstoff Briefing erneut um Wasserstoff als alternativen Kraftstoff.

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