Liebe Leserin, Lieber Leser,
an und für sich scheint es an Nachfrage für (grünen) Wasserstoff nicht zu mangeln. Das zeigt eine Wasserstoffbedarfsanalyse der IHK Mittlerer Niederrhein, über die am Dienstag die „Rheinische Post“ berichtete. Zu entnehmen ist dem Papier, dass die Hälfte der regionalen Unternehmen mit besonders hohem Energiebedarf für die Zukunft den Einsatz von Wasserstoff einplanen. Dass es dennoch nur eher scheibchenweise vorangeht, ist der noch immer um sich greifenden Unsicherheit zuzuschreiben.
Die Verfügbarkeit gerade von grünem Wasserstoff lässt weiterhin schwer zu wünschen übrig und die Preise bewegen sich in Regionen, die von der Wettbewerbsfähigkeit kaum weiter entfernt sein könnten. Zwar hat sich Deutschland auf die Fahne geschrieben, bis zum Jahr 2045 klimaneutral zu werden, wofür der Ausbau der Wasserstoffinfrastruktur unumgänglich ist. Doch zweifeln viele Unternehmen recht offen daran, dass diese Ziele auch erreicht werden können. Dementsprechend hält man sich mit allzu überbordenden Investitionen dezent zurück.
Nel ASA im Tal der Tränen
Diese Zurückhaltung beschränkt sich längst nicht nur auf die Region Niederrhein oder Deutschland. International ist eine Stimmung festzustellen, bei der vergeblich auf größere Durchbrüche gewartet wird. Die eher geringe Investitionsbereitschaft hat für Nel ASA schon jetzt heftige Folgen. Das Unternehmen stellte heute neue Quartalszahlen vor, welche enttäuschender kaum hätten ausfallen können.
Nach der Abspaltung der Betankungstochter Cavendish Hydrogen sind die Ergebnisse mit vorherigen Zahlen nur bedingt vergleichbar. Zudem hat Nel seine Berichtspraxis etwas angepasst und informiert nur noch über den sogenannten „echten Umsatz“ aus Kundenaufträgen. Gemessen daran berichtete das Unternehmen über einen Umsatz von umgerechnet 31 Millionen Euro im vergangenen Quartal, nach Rechnung des Konzerns selbst immerhin ein Plus von 21 Prozent.
Wird das Geld bei Nel ASA knapp?
Das kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass einmal mehr Verluste ausgewiesen werden mussten und diese sich sogar noch erheblich ausweiteten. Der Nettoverlust wurde auf umgerechnet 9,8 Millionen Euro beziffert; in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres betragen die Verluste bereits rund 49 Millionen Euro. Besserung scheint nicht in Sicht zu sein und nicht ohne Grund will Nel ASA die Investitionen im kommenden Jahr um die Hälfte reduzieren.
Noch schwerer wiegt aus Anlegersicht, dass der Auftragseingang sich im dritten Quartal im Jahresvergleich um 52 Prozent auf nur noch 161 Millionen NOK (ca. 13,6 Millionen Euro) reduziert hat. Abwärts ging es auch mit dem Cash-Bestand, der sich in den letzten zwölf Monaten von 3.799 Millionen NOK nahezu halbiert hat und nun noch mit 1.941 Millionen NOK angegeben wird. Letzteres entspricht ungefähr 164,5 Millionen Euro. Da muss die Frage erlaubt sein, wie lange Nel ASA diesen Kurs noch fahren kann.
Im freien Fall
Die Anleger zeigen sich freilich wenig erfreut über ausbleibende positive Neuigkeiten. Die Nel ASA-Aktie reagiert auf die enttäuschenden Ergebnisse mit dem nächsten Ausverkauf. In den vergangenen Tagen polterte der Titel bereits von einem Tief zum nächsten. Nun ging es heute Morgen um weitere 13,2 Prozent bis auf 0,34 Euro abwärts. Solche Kurse gab es seit über sechs Jahren nicht mehr zu sehen.
Nel ASA Aktie Chart
Den bestehenden Zweifeln hat Nel nichts entgegenzusetzen. Im Gegenteil: anhaltende Kritik über die mauen Auftragseingänge wurde mit den vorgelegten Zahlen sogar noch einmal bestätigt. Dass Investitionen nun zurückgefahren werden, ist wahrscheinlich die logische Konsequenz. Doch zerstört es wahrscheinlich auch bei den letzten Optimisten die Hoffnung darauf, dass der Wasserstoff-Sektor doch noch einmal in einen rasanten Wachstumskurs wechseln könnte. Zumindest für das kommende Jahr wird einmal mehr ein eher trauriges und von zahllosen Unsicherheiten geprägtes Bild gezeichnet.
Ein böses Omen für PowerCell Sweden?
Besser lief es zuletzt für PowerCell Sweden, wo es manche Nachricht über frische Aufträge und Partnerschaften zu vernehmen gab. Im heutigen Handel konnte die Aktie davon allerdings nicht zehren. Jene gab bis zum Vormittag um 1,4 Prozent nach und landete dadurch bei 3,29 Euro. Das sind noch immer 40 Prozent mehr als vor sechs Monaten, aber noch nicht genug, um im langfristigen Abwärtstrend echte Ausbruchsambitionen erkennen zu lassen.
Gut möglich ist, dass die Börsianer die schwachen Zahlen von Nel ASA als ein schlechtes Omen einstufen könnten. Bereits Morgen stehen auch bei PowerCell Sweden Quartalsergebnisse an. Sollten jene ebenfalls nicht überzeugen können, würde Wasserstoff-Aktien potenziell der nächste Tritt unter die Gürtellinie bevorstehen. Zwar sind die Vorzeichen bei PowerCell Sweden etwas freundlicher, aber noch weit von euphorischen Sphären entfernt.
Im Stimmungstief
So zieht die schlechte Stimmung weiter ihre Kreise und kaum eine Wasserstoff-Aktie scheint sich dem entziehen zu können. Auch die Plug Power-Aktie gab im hiesigen Handel heute Morgen recht deutlich um 1,8 Prozent bis auf 1,90 Euro nach. Das sind noch einmal deutlich höhere Verluste als im gestrigen US-Handel. Wasserstoff bietet nach wie vor viele hübsche Theorien, doch aus Sicht der Anleger wird daraus noch viel zu selten auch Praxis.
Nun ist Nel ASA nicht das einzige Wasserstoffunternehmen auf der Welt, aber eines der meistbeachteten. Dementsprechend haben die Zahlen eine enorme Strahlwirkung und mit einer Stimmungswende ist nun wohl erst einmal nicht zu rechnen. Unverändert geht das Warten auf größere Auftragseingänge weiter und die Geduld der Anleger scheint schon längst ausgereizt worden zu sein.
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