Liebe Leserin, Lieber Leser,
ich würde Ihnen gerne zur Abwechslung etwas anderes erzählen, doch die Stimmung im Wasserstoff-Segment hängt noch immer bestenfalls auf Halbmast. Zwar zeichnet das Bundeswirtschaftsministerium weiterhin eine rosarote, oder besser gesagt grüne Zukunft, in der Wasserstoff sämtliche Energieprobleme löst und nebenbei noch das Klima rettet. Anderswo wächst aber die Skepsis und in manchen Fällen scheint Wasserstoff als Energieträger schon wieder aufgegeben zu werden.
Keine Zukunft dafür sieht beispielsweise der Energieanbieter Enercity aus Hannover, wenn es um die Versorgung von Privathaushalten geht. Wie die Nachrichtenagentur „dpa“ berichtet, will der Anbieter in der Stadt Hannover in erster Linie auf Fernwärme und Wärmepumpen setzen. Für Unternehmenschef Marc Hansmann stehen Versorgungssicherheit und Bezahlbarkeit im Vordergrund. Beides scheint Wasserstoff derzeit nicht in ausreichendem Maße bieten zu können.
Wasserstoff in der Kostenfalle
Die Themen Versorgungssicherheit und Kosten hängen zuweilen zusammen. Denn solange grüner Wasserstoff nur in verschwindend geringen Mengen verfügbar ist, werden auch die Preise sich kaum verringern. Was selten ist, ist nun mal teuer. Diese einfache Erkenntnis gehört zu den Grundlagen so ziemlich jeder Wirtschaftslehre. Durch die hohen Preise wird jedoch die Nachfrage schwer unter Druck gesetzt, sodass sich Investitionen in den Ausbau kaum noch rechtfertigen lassen. Aus diesem Teufelskreis ausbrechen lässt sich im Prinzip nur mit staatlichen Subventionen, und das in größerem Ausmaß.
Vollkommen untätig sind die Staatenlenker tatsächlich nicht. Vor wenigen Tagen erst überreichte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck Förderbescheide mit einem wert von mehr als 280 Millionen Euro. Angesichts der Tatsache, dass allein Plug Power im letzten Quartal umgerechnet 236 Millionen Euro an Verlusten einfuhr, wirkt das Ganze dann aber doch überschaubar. Denn hierbei handelt es sich nur um einen von vielen Playern aus dem Segment. Der Bedarf der Branche geht klar in die Milliarden.
Welche Zukunft blüht dem Wasserstoff?
Zukunftsszenarien, in denen Wasserstoff in so ziemlich allen Lebenslagen zum Einsatz kommt, scheinen zu den Akten gelegt zu werden. Enercity jedenfalls plädiert dafür, das knappe Gut nur dort einzusetzen, wo es auch kosteneffizient sei. Als Beispiel dafür wird die industrielle Produktion genannt. Das deckt sich mit der Einschätzung vieler Experten, die Potenzial in erster Linie bei Dingen wie der Stahlproduktion und vielleicht noch in der Logistik entdecken.
Abseits von einigen ewiggestrigen Naturen, die am liebsten bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag fossile Brennstoffe verfeuern würden, hat also niemand Wasserstoff wirklich aufgegeben. Doch die Prioritäten verschieben sich immer sichtbarer, und das hemmt an der Börse die einst so schillernden Aussichten auf die ganz große Wasserstoff-Revolution. Einfach ausgedrückt setzt sich immer mehr die Befürchtung durch, dass dem alternativen Kraftstoff mittelfristig ein Nischendasein beschert sein könnte.
Nel ASA rutscht ab
Ob dem tatsächlich so kommen mag oder nicht, ist freilich noch längst nicht entschieden. Doch die immer größeren Sorgen führen zusammen mit zumeist enttäuschenden Quartalszahlen aus dem Segment zu einem schwer negativen Bild an der Börse. Mit dazu bei trägt die Aktie von Nel ASA, die heute Morgen weiter abrutschte und erstmals seit dem Frühjahr wieder Kurse unterhalb von 0,46 Euro markierte.
Nel ASA Aktie Chart
Am Mittwoch bissen die Bullen sich am Widerstand bei 0,50 Euro die Zähne aus und nun scheint der Blick im hohen Tempo gen Süden zu wandern. Dort erkennen Frohnaturen vielleicht noch bei 0,40 Euro so etwas ähnliches wie eine Unterstützung. Doch realistisch betrachtet hindert die Aktie nur wenig daran, das 52-Wochen-Tief bei 0,37 Euro ins Visier zu nehmen. Die Kursbewegungen der letzten Tage und Wochen haben den generellen Abwärtstrend einmal mehr bestätigt.
Plug Power kriegt die Kurve nicht
Bei Plug Power sieht es nicht viel besser, vielleicht sogar noch etwas weniger erfreulich aus. Hier etablierte sich die Marke bei 2,21 US-Dollar als Widerstand, wo sich vor dem Kurssturz nach Zahlen noch das bisherige 52-Wochen-Tief fand. Überschreiten konnten die Käufer diese Linie in der laufenden Woche nicht dauerhaft. Am Donnerstag standen per Handelsschluss 2,12 Dollar auf dem Ticker; der Tagesverlust belief sich auf 3,6 Prozent.
Mehr noch als die europäischen Kollegen steht Plug Power unter dem Einfluss des US-Wahlkampfs, der sich dieser Tage immer mehr in die Höhe schaukelt. Zuletzt konnte Kamala Harris für eine Welle der Euphorie sorgen und die Umfragewerte der Demokraten in die Höhe befördern. Doch aktuell wird über einen möglichen Rückzug von Robert F. Kennedy Jr. spekuliert, was Experten zufolge wohl mehr Trump als Harris in die Karten spielen würde. Die Buchmacher jedenfalls räumen einem Wahlsieg von Trump mittlerweile wieder leicht höhere Chancen ein. Ein solches Szenario wäre für Plug Power verheerend, da der Republikaner und verurteilte Straftäter von der Förderung erneuerbarer Energien wenig bis gar nichts hält.
Ballard Power lässt wieder nach
Ballard Power dürfte da froh sein, in Kanada beheimatet zu sein. Für Erleichterung unter den Anlegern sorgt dies aber nicht. Die Aktie gab heute Morgen um 1,4 Prozent bis auf 1,65 Euro nach. Auch hier befinden sich die Tiefststände in unmittelbarer Nähe. Schon bei 1,62 Euro ist das aktuelle 5-Jahres-Tief anzutreffen. Wie auch Nel und Plug Power enttäuschte Ballard Power die Anteilseigner mit niederschmetternden Quartalszahlen und einem mauen Ausblick.
Die lange herbeigesehnte Erlösung im Segment lässt wohl noch etwas länger auf sich warten. Die größten Optimisten erkennen mit einer gesunden Portion Wohlwollen vielleicht noch Anzeichen für eine Stabilisierung und angesichts der enormen Zukunftschancen könnte genau jetzt eine historisch gute Einstiegsgelegenheit gekommen sein. Dummerweise lässt sich dies aber immer erst im Nachhinein mit Sicherheit feststellen. Angesichts der noch immer katastrophalen Stimmung könnte ich persönlich keine Kaufempfehlungen aussprechen, auch wenn ich den Durchbruch von Wasserstoff gleichermaßen als wahrscheinlich und auch notwendig erachte.
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