Wasserstoff-Aktien: Der nächste Tiefschlag für Nel ASA, auch Plug Power fällt ungebremst in die Tiefe und der Absturz setzt sich fort

Liebe Leserin, Lieber Leser,

zumindest bisher macht es nicht ansatzweise den Eindruck, als würden wir an den Märkten einen goldenen Oktober zu Gesicht bekommen. Stattdessen scheint der Abwärtstrend aus dem September nur noch an Tempo aufzunehmen. Wasserstoff-Aktien können sich diesem Trend nicht entziehen. Im Gegenteil, die Verluste fallen hier sogar noch deutlicher aus als im Durchschnitt und selbst positive Nachrichten scheinen die Börsianer gekonnt zu ignorieren.

Hexagon Purus ohne neue Impulse

Immerhin konnte Hexagon Purus über einen neuen Auftrag berichten, der dieses Mal aus Dänemark stammt. Das Unternehmen zeigt sich sichtlich erfreut und optimistisch gegenüber der Order für ein System zur Lagerung von Wasserstoff zur See. An der Börse führt das aber nicht zu Aufmerksamkeit. Das liegt auch daran, dass es keinerlei Angaben über finanzielle Details gibt. Die Umsätze dürften sich aber in Grenzen halten, da der Pressemitteilung zufolge lediglich ein Schiff mit dem System ausgestattet werden soll.

Das ist weit entfernt vom großen Durchbruch, den man sich im Wasserstoff-Segment eigentlich erhofft. Entsprechend gibt es für die Anleger keine neuen Signale und die Hexagon Purus-Aktie rasselte heute Morgen ungebremst in die Tiefe. Am frühen Nachmittag standen nach Abschlägen von knapp sechs Prozent nur noch 1,10 Euro auf der Anzeigetafel. Das ist nicht weniger als ein neues Allzeit-Tief und es droht der Sturz in Pennystock-Regionen.

Nel ASA stürzt in die Tiefe

Immerhin tut sich aber überhaupt etwas bei Hexagon Purus, ganz im Gegensatz zu Nel ASA. Dort warten die Anteilseigner schon seit einer gefühlten Ewigkeit darauf, dass endlich frische Großaufträge eintrudeln, und das bevorzugt in einer sehr viel höheren Frequenz als in den vergangenen Jahren. Getan hat sich allerdings wenig bis gar nichts und so fehlt es auch an Argumenten für eine spontane Erholung.

Angesichts fehlender Anreize gibt die Nel ASA-Aktie sich da dem allgemeinen Trend hin, und der ist alles andere als schön. Um 6,05 Prozent ging es hier heute im frühen Handel in die Tiefe, womit das Papier bei gerade einmal noch 0,69 Euro aufschlug. Zeitweise wurde mit 0,67 Euro auch (mal wieder) ein neues 52-Wochen-Tief etabliert. Der Abwärtstrend ist in vollem Gange und weitere Tiefstände in den nächsten Tagen wären wohl nicht die größte Überraschung. Zur Erinnerung: noch im Juli galt die Linie bei 1,20 Euro als wichtige Unterstützung, welche mittlerweile in schier unerreichbare Ferne gerückt ist.

Plug Power hält nicht stand

Plug Power zeigte sich eine ganze Weile noch vergleichsweise stabil. Trotz anhaltendem Druck von oben gelang es den Bullen hier, die 7-Euro-Marke überraschend lange zu verteidigen. Nun scheint aber auch hier das Kartenhaus in sich zusammenzufallen. Nachdem der Titel am Montag unterhalb von 7 Euro aus dem Handel ging, setzte sich die Abwärtsfahrt tags darauf im hohen Tempo fort. Bis zum Nachmittag waren Verluste von 4,15 Prozent zu verzeichnen und auch hier gab es mit 6,48 Euro ein neues Jahrestief zu bewundern.

Plug Power hielt sich in der Vergangenheit mit großen Worten selten zurück. Leider konnten aber längst nicht alle Versprechen eingehalten werden. Dass dies in Zukunft gelingen wird, daran mag ob steigender Zinsen und dem teilweisen Zurückrudern in der Politik beim Klimaschutz derzeit kaum noch jemand glauben. Es wäre dringend an der Zeit, für den einen oder anderen positiven Impuls.

Überall das gleiche Bild

Das gilt freilich nicht exklusiv für Plug Power, sondern für den gesamten Wasserstoffsektor, bei dem sich kaum noch eine Ausnahme vom negativen Trend finden lässt. Die ITM Power-Aktie hinterließ am Dienstagmorgen mit Verlusten von „nur“ zwei Prozent schon fast ein freundliches Bild, zumindest im Vergleich zu vielen anderen Wasserstoff-Aktien. Auch hier droht aber schon der Sturz in neue Untiefen.

Den Unternehmen selbst ist wahrscheinlich nicht einmal allzu viel vorzuwerfen. Denn im Hintergrund wird fleißig daran gearbeitet, die Kapazitäten für Wasserstoff zu erhöhen, die Preise zu senken und damit die Nachfrage zu steigern. Es fehlt einzig an Ergebnissen und das politische Klima scheint sich immer mehr als nachteilig zu erweisen. Da ist die Sorge groß, dass der eine oder andere unter die Räder kommen könnte.

Die Krise als Chance

An der Börse lässt sich bei Wasserstoff-Aktien wohl bereits ohne schlechtes Gewissen von einer Krise sprechen. Doch bekanntlich bietet eine solche stets auch Chancen. In Sachen Wasserstoff ist Wachstum auf lange Sicht schon fast so sicher wie das Amen in der Kirche. Denn auch wenn aktuell noch manches Unternehmen Investitionen scheuen mag, so wird es früher oder später keine Alternative mehr geben. Da liegt die Vermutung nahe, dass der Durchbruch des Sektors allenfalls vertagt, nicht aber abgesagt wurde.

Die große Preisfrage bleibt freilich weiterhin, wer letzten Endes als Sieger hervorgehen. Mit Sicherheit vorhersagen lässt sich das nicht und Investments bleiben stets spekulativer Natur. Doch gerade mit dem Erreichen neuer historischer Tiefs sind Einstiege oder Aufstockungen so günstig wie selten zuvor möglich. Für den Moment ist klar zur Vorsicht zu raten, doch gleichwohl gibt es keinen Grund, schon das Handtuch zu werfen. Wer genau jetzt Wasserstoff-Aktien genau im Auge behält, der blickt auf manche Gelegenheit, der andere in einigen Jahren vielleicht noch nachtrauern werden.