Liebe Leserin, Lieber Leser,
wenn es etwas gibt, woran es im Wasserstoff-Bereich nicht mangelt, dann sind das große Projekte und noch größere Ambitionen. Unverändert erhoffen sich viele Akteure aus Politik und Wirtschaft, dass sich mit dem alternativen Kraftstoff Wachstum und Klimaschutz unter einen Hut bringen lassen. Die Bundesregierung hat es sich zum Ziel gemacht, in den kommenden Jahren wasserstofffähige Gaskraftwerke im großen Stil aus dem Boden zu stampfen, sodass auf lange Sicht fossile Brennstoffe bei der Stromerzeugen keine Rolle mehr spielen sollen.
Ob das allerdings überhaupt funktionieren kann, darüber steht noch ein großes Fragezeichen. Ein im vergangenen Jahr eröffnetes Kraftwerk in Leipzig soll sich aber eben damit beschäftigen, wie eine Reportage des „MDR“ zeigt. Die Leipziger Stadtwerke betreiben einen Standort, der in der Theorie schon heute vollständig mit Wasserstoff betrieben werden könnte. Es fehlt aber noch an Erfahrungen und dem notwendigen Treibstoff.
Bei Wasserstoff-Aktien ist viel Geduld gefragt
Schnelle Durchbrüche sind eher nicht zu erwarten. Aktuell wird mit ersten Tests geplant, die aber frühestens im Sommer 2026 tatsächlich stattfinden sollen. Dann will die Betreiberin für drei aufeinanderfolgende Sommer untersuchten, ob der Betrieb mit Wasserstoff wie angedacht über die Bühne gehen kann. Der Wasserstoff dazu wird wohl per Lkw angeliefert werden, denn aktuell läuft durch die Pipelines zum Standort noch Erdgas. Fast entsteh der Eindruck, als würden Wasserstoff-Experimente etwas stiefmütterlich behandelt werden.
Allerdings bleibt auch kaum eine andere Wahl, da es schlicht an der notwendigen Infrastruktur für schnellere Schritte nach vorn fehlt. Dennoch ist es erfreulich, dass sich überhaupt etwas tut. Im Erfolgsfall könnte das Kraftwerk in Leipzig das erste in Europa sein, welches ausschließlich per Wasserstoff betrieben wird. Das würde dann auch glatt als Proff-of-Concept durchgehen, wenn das Ganze am Ende auch noch wirtschaftlich sein sollte.
Die ersten Leuchttürme fallen
Für den Moment hat das Vorhaben Leuchtturm-Charakter, und das solche im Zweifel schon mal zusammenbrechen können, zeigt sich an einem Beispiel in Koblenz. Dort eröffnete im Jahr 2017 die erste und bisher einzige Wasserstoff-Tankstelle in Rheinland-Pfalz, wie das Portal „EFahrer.com“ berichtet. Der Betreiber H2 Mobility will den Standort nun aber offenbar schon wieder einstampfen. Machbar war das Ganze, es scheint sich aber nicht gelohnt zu haben. Es werden zwar weiterhin neue Standorte geplant, doch von einer flächendeckenden Verfügbarkeit scheint man sich momentan eher wegzubewegen.
Das führt zu einiger Kritik. Besonders der Umstand, dass ausgezahlte Fördergelder nicht zurückgezahlt werden müssen, stößt vielen Beobachtern sauer auf. Für die Anleger bedeuten solche Meldungen derweil vor allem noch mehr Unsicherheit. Denn viele Unternehmen warten eigentlich darauf, dass Wasserstoff-Tankstellen an immer mehr Orten verfügbar sind. Fallen nun Standorte weg, wird das nicht eben zu einem gesteigerten Interesse der Privatwirtschaft führen.
Nel ASA: Das gewohnte Bild
Vielleicht sollte in dieses Einzelbeispiel nicht zu viel hineininterpretiert werden. Es steht aber sinnbildlich für das, was an der Börse schon seit Längerem für Unmut sorgt. Der Wasserstoff-Sektor ist geprägt von vielen großen Worten, auf die bisher viel zu selten auch Taten folgen. Unternehmen wie Nel ASA sind bemüht darum, den Ausbau nach vorne zu bringen. Ohne tatkräftige Unterstützung aus der Politik stehen sie dabei aber viel zu oft auf verlorenem Posten.
Wie gehabt haben neue Aufträge Seltenheitscharakter und Nel musste vor einigen Wochen sogar die Stornierung einer Order verkünden. Es mag nur ein ausgedehnter Durchhänger sein, der an den langfristigen Perspektiven in Sachen Wasserstoff erstmal nichts ändern. Doch den Anlegern bietet sich aktuell keine Aussicht darauf, wie Unternehmen aus der Branche irgendwann einmal aus den roten Zahlen entkommen sollen. Da ist es keine Überraschung, dass die Nel ASA-Aktie dieser Tage um Unterstützungen kämpft und von charttechnischen Widerständen weit entfernt bleibt.
Nel ASA Aktie Chart
Es tut sich nicht mehr viel
In den USA zeigt sich bei Plug Power das gleiche Bild. Die Aktie hielt sich zuletzt einigermaßen stabil über der 3-Dollar-Marke, lässt aber nicht einmal Anzeichen einer ernsthaften Erholung erkennen. Die Produktion konnte im laufenden Jahr zwar ausgeweitet werden und es gab auch den einen oder anderen neuen Auftrag. Von Meilensteinen kann bisher aber keine Rede sein und die latenten Liquiditätsprobleme sind noch längst nicht als endgültig gelöst anzusehen.
Bei Ballard Power scheint die Freude über einen Rekordauftrag aus Polen derweil schon wieder verflogen zu sein. Die Aktie trat gestern bei 2,95 Euro auf der Stelle, immerhin gut 17 Prozent mehr als noch vor einer Woche. Doch angesichts von Abschlägen von knapp 40 Prozent auf Jahressicht lässt sich auch hier selbst mit viel Wohlwollen keine nachhaltige Tendenz in Richtung Norden erkennen.
Noch keine Erlösung
Es bleibt das grundsätzliche Problem, dass Wasserstoff-Unternehmen enorm viel Geld investieren müssen und dabei von der Politik oftmals alleingelassen werden. Wenn sich nun auch noch eigentlich interessante Projekte schon nach wenigen Jahren auf den Exitus zubewegen, nagt das nur noch weiter am ohnehin angeknacksten Vertrauen. Gefragt ist endlich eine Aussicht darauf, wie die kräftigen Investitionen sich eines Tages in schwarze Zahlen ummünzen lassen. Vielleicht wird Nel diesbezüglich bei seinen Zahlen gegen Ende des Monats neue Impulse liefern können. Verlassen sollten Anleger sich aber nicht darauf.
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