Liebe Leserin, Lieber Leser,
wenn es schon keine Meldungen über neue Großaufträge oder beherzte Subventionen im Wasserstoffsegment gibt, dann müssen wohl Übernahmen dafür sorgen, dass die Kurse hier und dort wieder ansteigen können. In den Mittelpunkt rückte am Mittwoch Everfuel, nachdem Faro BidCo ApS ein entsprechendes Angebot ankündigte. Bei dem Kaufinteressenten handelt es sich laut Medienberichten um eine indirekte Tochtergesellschaft eines von Swiss Life AM verwalteten Infrastruktur-Investmentfonds.
Viel interessanter als die Herkunft des Käufer ist für die Anleger aber, wie viel für die Übernahme auf den Tisch gelegt werden soll. In dieser Hinsicht gibt es, je nach Ansichtsweise, durchaus erfreuliche Nachrichten. 13 NOK je Anteilsschein sollen gezahlt werden, was umgerechnet 1,11 Euro entspricht. Die Everfuel-Aktie bewegte sich prompt in Richtung eben solcher Notierungen, was dem Titel am Mittwoch einen Aufschlag von rund 50 Prozent bescherte. Zum ersten Mal seit April steigt der Titel damit aus Pennystock-Regionen heraus und schaffte es bis auf 1,06 Euro in den frühen Handelsstunden am Donnerstag.
Licht und Schatten bei Everfuel
Erfreulich ist das Übernahmeangebot, welches sehr wahrscheinlich erfolgreich über die Bühne gehen dürfte, in erster Linie für all jene, die erst vor Kurzem einen Einstieg bei Everfuel wagten. Ernüchterung macht sich hingegen bei Aktionären breit, die dem Konzern seit langen Jahren die Treue hielten. Denn auch wenn die Everfuel-Aktie sich nun mit auf den höchsten Stand der vergangenen zwölf Monate katapultierte, so ist der längerfristige Chart doch noch immer ein trauriger Anblick.
Everfuel Aktie Chart
Vor zwei Jahren wurden noch über sechs Euro für eine Everfuel-Aktie gezahlt; seither hat der Kurs sich um über 80 Prozent in die Tiefe bewegt, wobei der gestrige Kurssprung bereits berücksichtigt ist. Frühe Investoren werden also letztlich abgestraft und Hoffnungen auf höhere Angebote oder eine Erholung aus eigener Kraft könnten momentan kaum geringer ausfallen. Trotz des im Vergleich zu den letzten Schlusskursen ansehnlichen Aufschlags wird die Übernahme an den Märkten daher wohl mit einem lachenden und einem weinenden Auge verfolgt.
Müde Tage bei Nel ASA
Beim einstigen Mutterkonzern Nel ASA tut sich derweil momentan nicht viel. Die Aktie tritt auch am Donnerstagmorgen auf der Stelle und der Kurs lautet weiterhin auf müden 0,46 Euro. Dass es hier eine (vorübergehende?) Stabilisierung zu sehen geben würde, ist zwar keine Selbstverständlichkeit. Gleichwohl fehlen nach wie vor sämtliche Anzeichen einer Erholung und eines Angriffs auf den Widerstand bei 0,50 Euro. Allzu viel Aufwärtspotenzial erkennen die Analysten von Bernstein Research momentan auch nicht.
Immerhin wird dort in einer neuerlichen Studie aber der Ausstieg aus dem Betankungsgeschäft anerkannt, was das Kursziel von ehemals 6,75 NOK auf nun 7,25 NOK anzuheben vermag. Letzteres entspricht umgerechnet 0,62 Euro. Die Empfehlung lautet nach wie vor auf Halten und Euphorie macht sich bei der Einschätzung der Börsenprofis beileibe nicht bemerkbar. Dafür fehlt es auch schlicht bei den wichtigsten Baustellen wie etwa dem weiterhin enttäuschenden Auftragseingang.
Plug Power im Rausch der Tiefe
Dass es aber noch sehr viel unschöner aussehen kann, beweist die Aktie von Plug Power, mit der es am Mittwoch um satte 6,3 Prozent abwärts ging. Spekulationen um etwaiges Interesse von KI-Playern an Lösungen des US-Konzerns konnten nicht verfangen und so stürzte die Aktie wieder unter die Linie bei 2 US-Dollar. Per Handelsschluss standen gestern nur noch 1,94 Dollar auf der Anzeigetafel. Von hier aus fehlt nicht mehr viel, um neue Tiefstände zu markieren.
Das Mehr-Jahres-Tief bei 1,91 Dollar könnte möglicherweise schon heute auf die Probe gestellt werden. Vorzeichen aus dem hiesigen Markt deuten auf weiteren Abgabedruck hin. Im frühen Handel fiel die Plug Power-Aktie hierzulande um etwa 0,4 Prozent auf 1,78 Euro herab. Von Unternehmensnachrichten, die spontane Kauflaune auslösen könnten, fehlt jede Spur. Die letzten Quartalszahlen stecken vielen Anlegern wohl immer noch in den Knochen und über der mittelfristigen Liquidität des US-Konzerns hängt nach wie vor ein großes Fragezeichen.
Die Hoffnung stirbt zuletzt
Der August neigt sich langsam dem Ende entgegen und am Sonntag beginnt zumindest meteorologisch der Herbst. Damit geht in der Politik auch die Sommerpause langsam zu Ende. Während die Blätter von den Bäumen fallen und die Temperaturen langsam etwas nachlassen, hoffen die Börsianer darauf, dass in Sachen Wasserstoff nun endlich etwas mehr Tempo gemacht wird. Verlass ist darauf bei einer noch immer tief zerstrittenen Ampel-Koalition und dem in den USA tobenden Wahlkampf aber wohl eher nicht.
Dennoch bleibt die Hoffnung, dass Wasserstoff-Aktien in den kommenden Monaten vielleicht etwas aus ihrer Lethargie erwachen und neuer Schwung in den Sektor kommt. Angesichts immer neuer Bekundungen aus Politik und Industrie über die große Bedeutung von Wasserstoff für die Zukunft scheinen neue Großaufträge längst überfällig zu sein. Es würde sogar als Anlagestrategie durchgehen, sich in Erwartung eben solcher Entwicklung bei derzeit rekordverdächtig niedrigen Kursen zu positionieren. Ob eine solche Strategie sonderlich erfolgversprechend ist, ist aber nochmal ein Thema für sich. Ab und an gibt es überraschende Wendungen wie die Übernahme von Everfuel schon zu sehen. Bei Wetten auf solche Entwicklungen überwiegen die Risiken die Chancen aber wohl bei Weitem.
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