Liebe Leserin, lieber Leser,
Wasserstoff-Aktien wirbeln mächtig Staub auf. Doch nach den Zahlen ist vor den Zahlen. Denn im Wasserstoff-Sektor geht es gerade Schlag auf Schlag: Nachdem Plug Power, Nikola und Bloom Energy am gestrigen Dienstag Zahlen vorgelegt haben, ist am am heutigen Mittwoch zum Beispiel Ballard Power an der Reihe. Daher sortieren wir das im heutigen Newsletter Wasserstoff Briefing.
„Schlimmer geht immer.“ Das ist bedauerlicherweise das Erste, was einem zu den aktuellen Zahlen von Plug Power einfällt. Trotz des ein oder anderen Lichtblicks – so ist etwa der Umsatz mit 210,3 Millionen Dollar höher als es die Analysten erwartet haben – haben die Zahlen insgesamt massiv enttäuscht. Das betrifft vor allem die Ergebnisentwicklung und den Ausblick des Unternehmens.
Plug Power muss Federn lassen
An den Finanzmärkten hat es dafür am gestrigen Dienstag prompt die Quittung gegeben: Die Plug Power-Aktie fiel demnach auf ein neues Mehrjahrestief. Auch die Resonanz in den Finanzmedien lässt sich als verheerend bezeichnen. Von einem „Tiefenrausch“ der Plug Power-Aktie ist da etwa die Rede. Der Quartalsbericht sei „schockierend“ zu lesen gewesen, heißt es an anderer Stelle.
Auch bei den Finanzexperten musste „Analysten-Liebling“ Plug Power Federn lassen. Wie etwa das Börsenmagazin „Der Aktionär“ berichtete, hätten die Analysten ihre Kursziele für den Wasserstoff-Titel deutlich zusammengestrichen: JPMorgan habe demnach das Kursziel um sechs auf 14 Dollar reduziert. Analyst William Peterson halte allerdings dennoch an seinem „Overweight“-Rating fest.
Die Kursperformance der Plug Power-Aktie
Verhaltener sei die Reaktion bei Ameet Thakker von BMO Capital Markets ausgefallen: Dieser habe die Plug-Power-Aktie „nur“ mit „Market Perform“ eingestuft. Demzufolge sehe er gar ausgehend vom gestrigen Schlusskurs von 8,01 Dollar sogar noch Downside-Potenzial bis 7,50 Dollar, wie es heißt.
Nel ASA-Aktie in Mitleidenschaft
Massiv in die Kritik steht bei einigen Kommentatoren auch das Management von Plug Power. Auch wenn man da nicht jeder Formulierung folgen mag: Das Vertrauen der Anleger in die Ankündigungen der Führungsspitze dürfte nach diesen Zahlen nicht gestiegen sein. Daher verwundert es nicht, dass nun allenthalben Experten Investoren hier zur Vorsicht mahnen.
Hinzu kommt, dass der Einbruch der Plug Power-Aktie augenscheinlich auch die Nel ASA-Aktie in Mitleidenschaft gezogen hat: So hat es in den ersten Stunden nach der Bekanntgabe der Bilanz von Plug Power zumindest ausgesehen. Dennoch stellen sich Ausgangsposition und weitere Entwicklung für Nel ASA weitaus aus besser dar als für Plug Power.
Wasserstoff-Aktien: Wo ist ein Lichtblick?
Darauf weist ein Kollege hin und macht die Unterschiede zwischen den beiden Wasserstoff-Schwergewichten deutlich. Kurz gesagt: Nel ASA hat die besseren Zahlen vorgelegt, hat konkrete Ankündigungen gemacht und dürfte daher aktuell eher dazu beitragen, das Vertrauen in die gesamte Wasserstoff-Branche zu stärken als es Plug Power derzeit tut.
Apropos Wasserstoff-Branche: Wenn am gestrigen Dienstag jemand nach einem Lichtblick bei den Wasserstoff-Aktien gesucht hat, dann dürfte die Wahl eher nicht auf Nikola gefallen sein. Denn so richtig begeistern konnte wohl auch dieser Player die Kapitalmärkte mit seinen aktuellen Zahlen nicht. Das geht aus verschiedenen Berichten hervor:
Nikola zieht Konsequenzen
Die Nikola Corporation meldete laut „MarketScreener“ am gestrigen Dienstag einen größeren Quartalsverlust. Außerdem erklärte das Unternehmen demnach, dass es bei der Produktion in seinem Werk in Coolidge, Arizona, angesichts der schleppenden Nachfrage nach seinen batteriebetriebenen Lastwagen eine Pause einlegen wolle.
Für weitere Kostensenkungen beabsichtigt man, batteriebetriebene Lastwagen nur noch auf Bestellung zu bauen. Die Aktie des Unternehmens ist laut Bericht daraufhin um rund 13 Prozent gefallen. Eine weitere Ankündigung ließ aufhorchen: So teilte Nikola mit, seinen 50-prozentigen Anteil am Joint Venture mit dem italienischen Lkw-Hersteller Iveco Group in Europa zu verkaufen.
Optimismus bei Bloom Energy
Man wolle sich auf den nordamerikanischen Markt zu konzentrieren, hieß es dazu. Eine Entscheidung, die man durchaus als naheliegend und vernünftig beurteilen kann, wie etwa das „Nebenwerte-Magazin“ darlegt. Nur nach Aufbruch und Optimismus klingt das für Anleger halt nicht.
Optimismus findet sich dagegen bei Bloom Energy. Der Wasserstoff-Player hat seine Zahlen am gestrigen Dienstag nach Handelsschluss in den USA vorgelegt. Dabei konnten die Kalifornier demnach ihre Verluste im ersten Quartal verringern und den Umsatz in diesem Zeitraum so deutlich steigern, das von einem Rekordquartal die Rede ist. Und das zudem die Erwartungen übertrifft.
Selbstbewusste Ankündigungen
Verantwortlich für diesen Rekordwert sei vor allem das anhaltende Wachstum im Produkt- und Servicegeschäft gewesen. Die Bruttomarge verbesserte sich demnach um 5,8 Prozent auf 19,7 Prozent. Selbstbewusst zeigte sich das Unternehmen im Hinblick auf die Prognose für 2024:
Laut „MaketScreener“ bekräftigte Bloom die Umsatzprognose für das laufende Jahr in einer Spanne von 1,4 bis 1,5 Milliarden Dollar gegenüber Schätzungen von 1,47 Milliarden Dollar. Bereits Mitte Februar 2024 hatte sich der Gründer, Vorsitzende und CEO von Bloom Energy, KR Sridhar, in einem Kommentar zu den Ergebnissen des 4. Quartals und des Gesamtjahres wie folgt geäußert:
Ballard Power vor den Zahlen
„Bloom ist jetzt ein Unternehmen mit planbarem Wachstum. Wir bieten der Welt eine einzigartige, ausgereifte und bewährte Plattformlösung in großem Maßstab – eine Lösung, die heute eingesetzt werden kann und einen klaren Weg in eine Netto-Null-Zukunft weist.“ In Sachen Elektrolyseure gilt Bloom Energy übrigens schon seit längerem als ernstzunehmender Konkurrent von Nel und Plug.
Gegen 17 Uhr deutscher Zeit gewährt Ballard Power am heutigen Mittwoch Einblick in seine Bücher. Die Erwartungen der Analysten an diesen Player sind demnach gemischt. Besonderes Augenmerk dürfte dem Auftragsbestand gelten. Und den anschließenden Reaktionen der Analysten. Auswirkungen auf die gesamte Wasserstoff-Branche sind hingegen eher nicht zu erwarten.
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