Liebe Leserin, Lieber Leser,
endlich scheint es beim Thema Wasserstoff etwas voranzugehen und es kommen derzeit des Öfteren Meldungen über echte Fortschritte hereingetrudelt. Vor allem Deutschland bemüht sich nach Kräften, als Vorreiter aufzutreten und visiert dafür ein gigantisches Wasserstoff-Kernnetz an. Jenes soll bei der Fertigstellung im Jahr 2045 ein Ausmaß von 9,666 Kilometern erreichen. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck setzt auf eine Anbindung an sämtliche Bundesländer und Grenzübergangspunkte, um Wasserstoff künftig auch importieren zu können.
Ganz neu sind diese Pläne freilich nicht. Doch nun haben die Gasnetzbetreiber bei der Bundesnetzagentur auch offiziell den Aufbau des Kernnetztes beantragt. Der Betreiberverbrand FNB Gas stellte gestern in Berlin die Pläne im Detail vor. Nun läuft eine zweiwöchige Konsultationsphase, in der die Netzagentur das Projekt zur Diskussion stellt. Spätestens bis September soll dann schon die Genehmigung folgen, so denn nichts dagegenspricht. Die Netzbetreiber wollen bereits im Herbst mit der Umsetzung beginnen und schon 2025 erstmals Wasserstoff durch die Pipelines fließen lassen.
Ein teurer Spaß
Es ist kein günstiges Unterfangen. Die Kosten werden von den Betreibern auf 19,7 Milliarden Euro geschätzt und wie wir alle wissen, können solche Schätzungen auch schon mal leicht übertroffen werden. Die Bundesregierung will dies vollständig privatwirtschaftlich aus Netzentgelten der Nutzer finanzieren. Zur „Zwischenfinanzierung“ gibt es allerdings ein sogenanntes Amortisationskonto, das voraussichtlich mit Milliardenbeträgen bestückt wird. Der Plan ist, in Zukunft bei steigenden Nutzerzahlen diese Beträge wieder einzusammeln. Zeit dafür bleibt bis 2055. Sollten dann noch Minusbeträge vorhanden sein, würde es zu Lasten der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler gehen.
An der Börse sind derartige Überlegungen allerdings nur beiläufig von Interesse. Wer auch immer Fortschritte bei Wasserstoff finanzieren mag: dass es endlich einen oder zwei Schritte nach vorne geht, darf wohl schon als eine positive Nachricht verstanden werden. Allerdings wurden die Börsianer schon recht oft enttäuscht und die durchaus ambitionierten Pläne in Deutschland treffen derzeit nur auf wenig Begeisterung.
Nel ASA driftet ab
Es fehlt wahrscheinlich auch schlicht an Aussichten darauf, wie die großen Player der Branche abseits der Netzbetreiber direkt profitieren könnten. Bei der Aktie von Nel ASA hängt die Stimmung weiterhin tief. Erst gestern verpasste der Titel knapp die Unterstützung bei 0,50 Euro. Die Gelegenheit auf eine schnelle Erholung ließen die Bullen ungenutzt. Heute Morgen ging es um weitere drei Prozent bis auf nur noch 0,48 Euro abwärts.
Nel ASA Aktie Chart
Vielleicht war es zu erwarten, doch Nel ASA hat nun auch die letzte größere Unterstützung nach unten durchkreuzt. Auf dem Weg in Richtung 52-Wochen-Tief bei 0,37 Euro finden sich nun lediglich noch einige psychologische Linien, auf die aber nicht allzu viel Verlass ist. Offensichtlich wirken enttäuschende Zahlen von Nel ASA noch immer nach. Vor wenigen Tagen legten die Norweger Ergebnisse vor, welche die Erwartungen bei den wichtigsten Punkten nicht erfüllen konnten.
Plug Power unter Druck
Bei Plug Power wehren sich die Käufer noch etwas gegen einen neuerlichen Einbruch, mussten aber zuletzt ebenfalls rote Vorzeichen begutachten. Jenseits des Atlantiks hat auch die kurze Phase der Euphorie nachgelassen, nachdem US-Präsident Joe Biden ankündigte, nicht länger für eine zweite Amtszeit antreten zu wollen. Daraus entstand die Hoffnung, dass die Demokraten Donald Trump im November vielleicht doch noch schlagen könnten. Allerdings ist die Wahl noch längst nicht entscheiden und offiziell gibt es nicht einmal einen neuen Gegenkandidaten, auch wenn Vizepräsidentin Kamala Harris als sehr wahrscheinlich dafür gilt.
Doch unter dem Strich hat sich an der Ausgangslage wenig verändert. Gerade Plug Power steht vor massiven Problemen, welche nun einmal mehr mit einer Kapitalerhöhung etwas weiter in die Zukunft verschoben werden sollen. Die Aktionäre reagierten mit heftigen Abverkäufen und der Kurs stürzte bis auf 2,49 Dollar per Handelsschluss am Dienstag zurück. Der Abstand zum 52-Wochen-Tief bei 2,21 Dollar fällt auch hier mehr als überschaubar aus.
ITM Power im Abwärtssog
Es scheint derzeit Mode zu sein bei Wasserstoff-Aktien zu sein, charttechnische Unterstützungen auf die Probe zu stellen. Dies lässt sich auch bei ITM Power beobachten, wo es nach Kursverlusten von 5,1 Prozent am Mittwochmorgen auf nur noch 0,61 Euro zurückging. Das ist durchaus ein herber Rückschlag, nachdem vor knapp zwei Wochen noch die Linie bei 0,80 Euro ins Visier genommen wurde. Doch positive Neuigkeiten scheinen an den Märkten schnell zu verhallen.
Im Gegensatz zu Nel ASA lieferte ITM Power vor einer Weile recht ansehnliche Quartalsergebnisse, welche zumindest eine Tendenz in die richtige Richtung erkennen ließen. Es war allerdings zu erwarten, dass ohne weitere Neuigkeiten die Stimmung recht schnell wieder nachlassen würde und ITM Power sich letztlich dem allgemeinen Sentiment im Sektor anpassen würde.
Der Blick in den Abgrund?
Einmal mehr scheinen sich Hoffnungen auf ein großes Comeback bei Wasserstoff-Aktien als Trugschluss zu erweisen. Die Kurse der üblichen Verdächtigen bewegen sich wieder in Richtung Süden und charttechnisch wird es hier und dort richtig brenzlig. Das ist natürlich als Warnsignal zu verstehen. Andererseits sind auch gute Neuigkeiten und frische Hoffnungen nicht vollständig zu ignorieren. Es mag noch etwas vage zu sein, doch die langfristigen Aussichten für das Segment haben sich zuletzt eher verbessert denn verschlechtert. Ich kann nicht behaupten, dass deshalb niedrige Kurse schon zwingend als Einstiegschance zu verstehen wären. Doch wäre es auch falsch, zu behaupten, dass Wasserstoff-Aktien überhaupt keine Chancen mehr bieten würden.
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