Wasserstoff-Aktien: Kann Nel ASA von Tesla lernen?

Liebe Leserin, lieber Leser, wenn Sie die aktuellen Börsen-News aufmerksam verfolgt haben, dann ahnen Sie vielleicht, was Tesla mit Wasserstoff-Aktien gemein haben könnte

Liebe Leserin, lieber Leser,

wenn Sie die aktuellen Börsen-News aufmerksam verfolgt haben, dann ahnen Sie vielleicht, was Tesla mit Wasserstoff-Aktien gemein haben könnte. Allerdings können wir eine Sache vorab schon mal ausschließen: Nein, wir wollen im heutigen Newsletter Wasserstoff Briefing nicht über die Konkurrenz zwischen Elektromobilität und Wasserstoffantrieb schreiben.

Es geht eher um eine Art „äußerlicher“ Gemeinsamkeit, die – wenn man so will – struktureller Natur ist. Denn Wasserstoff-Aktien geraten laut übereinstimmender Medienberichte zunehmend ins Visier von Shortsellern. Darüber hat zuerst die „Financial Times“ geschrieben. Demnach sind sogenannte ESG-Aktien insgesamt unter den Beschuss durch Hedgefonds geraten.

Nachhaltiges Investment ist „in“

Bei der Abkürzung ESG handelt es sich um die Begriffe Environmental, Social und Governance. Diese bezeichnen Faktoren, auf die es bei einem nachhaltigen Investment ankommt. Daher schreibt man etwa auch beim Finanzportal „Finanzen.net“ vom ESG-Trend, der inzwischen die Börsen erreicht habe.

Anders ausgedrückt: Nachhaltiges Investieren erfreut sich immer größerer Beliebtheit bei den Anlegern. Umweltschutz, Klimaschutz, Einhaltung sozialer Standards, aber auch das Profitieren von staatlichen Subventionen und Regulierungen, die die genannten Themen fördern wollen, dienen zunehmend als Argumente für den Kauf bestimmter Aktien.

Wo bleiben die Gewinne?

Davon profitieren natürlich auch die Wasserstoff-Aktien. Darauf haben wir im Wasserstoff Briefing schon des Öfteren hingewiesen. Die politische Großwetterlage mit ihrer insgesamt derzeit eher innovationsfreudigen Haltung bietet sowohl den Pure Playern wie Nel ASA, Plug Power, Ballard Power oder auch ITM Power als auch den Blended Playern eigentlich gute Ausgangsbedingungen.

Doch nun kommt der Haken, der eben auch den Shortsellern nicht entgangen ist: Selbst das umweltfreundlichste Kerngeschäft nützt einem Unternehmen demnach nichts, wenn die Gewinne ausblieben. Die Attraktivität für Anleger mag noch so hoch sein: Wenn die betreffenden Firmen keine starken Bilanzen lieferten, könnte langfristig auch die Unterstützung wegbrechen.

Shortseller attackieren Nel ASA

Unter den Wasserstoff-Aktien ist vor allem Nel ASA ins Fadenkreuz der Shortseller geraten. Die Nel ASA-Aktie wird laut Zeitungsbericht von den Investmentfirmen Helikon Investments, Odey Asset Management und WorldQuant geshortet. Auch die Begründung dafür liegt der Financial Times demnach vor. So seien es in erster Linie die Geschäftszahlen, die gegen Nel ASA sprächen.

Fondsmanager und Odey-Partner James Hanbury habe dazu eine entsprechende Anlegernotiz verfasst, aus der die Zeitung zitiert. Demzufolge fällt Hanburys Urteil über Nel ASA vernichtend aus: Nel ASA sei defizitär, verbrauche Barmittel. Es gelinge dem Konzern weiterhin nicht, wichtige Verträge oder Partnerschaften zu gewinnen, heißt es. Und weiter:

Viele Unternehmen, wenig Erfolg

Der mittelfristige Investitionsbedarf sei nicht vollständig finanziert und außerdem betrachte das Odey-Team das Geschäft als „ein standardisiertes Technologieangebot“. Sicherlich, Wasserstoff dürfte beim Übergang zu sauberen Energien eine große Rolle spielen. Das gibt demnach sogar Hanbury zu.

Aber das führe zwangsläufig nur dazu, dass sich viele Unternehmen in diesem Bereich tummeln, die wirtschaftlich keine Erfolge vorweisen könnten. Zitat Ende. „Rums!“ möchte man da fast sagen, „das hat gesessen!“ – Odey habe dazu übrigens keine Stellungnahme abgeben wollen, heißt es weiter. Dafür lässt die Financial Times dann einen Sprecher von Nel ASA zu Wort kommen.

Die Schwächen der Wasserstoff-Unternehmen

Dieser äußert Erwartbares: Nel ASA sei „Technologie- und Marktanteilsführer in einer Branche, die am Anfang eines bedeutenden Wachstums und einer Industrialisierung steht“. Die Investition sei zudem durch eine solide Finanzlage gestützt, so das abschließende Statement. Wäre das also auch geklärt.

Allerdings müssen wir dazu Folgendes festhalten: Man muss Shortseller und insbesondere ihre Strategien nicht mögen. Aber zwei Punkte hat Hanbury: Das ist einmal der Verweis auf fehlende wichtige Verträge und Partnerschaften. Und da ist zum anderen der Hinweis auf die zunehmende Konkurrenz auf dem umkämpften Wasserstoff-Markt.

Die Macht der News

Auch im Wasserstoff Briefing haben wir wiederholt betont, wie wichtig Unternehmens-News für die Wasserstoff-Unternehmen sind. Wie oft es gelingt, dass Meldungen zu ambitionierten Projekten und strategischen Partnerschaften die Stimmung an der Börse aufhellen konnten – zumindest kurzfristig und wenigstens manchmal. Stichwort: „Big Orders“.

Doch zugleich konnte man auch wiederholt beobachten, dass so manche Unternehmensneuigkeit schlicht verpuffte und die Anleger kalt ließ. Warum ist das so? Hier nun kommt Tesla ins Spiel. Auch der US-amerikanische Autobauer sah und sieht sich immer wieder Shortseller-Attacken ausgesetzt. Auch im „Financial Times“-Artikel ist explizit die Rede davon.

Tesla: Wie man Erwartungen anheizt

Verbindendes Element zwischen Wasserstoff-Aktien und Tesla-Aktie ist dabei wohl nicht nur ein, wie auch immer gearteter, Umwelt-Gedanke des Geschäftsmodells. Es ist auch eine oftmals hohe Bewertung an den Kapitalmärkten, die hinsichtlich der tatsächlichen und gegenwärtigen Profitabilität gelegentlich etwas übertrieben erscheint.

Auch Tesla musste sich in seiner noch jungen Börsenvergangenheit zu Beginn lange Zeit vorwerfen lassen, keine schwarzen Zahlen zu schreiben. Doch das hat Tesla-Chef Elon Musk nie davon abgehalten, für sein Unternehmen das größtmögliche Stück vom Börsen-Kuchen zu sichern und die Erwartungen von Analysten und Aktionären anzuheizen.

Am besten jeden Tag eine neue Story

Sicherlich, weder Musks Zockermentalität noch sein von Eskapaden und gelegentlichen Rundum-Schmähungen geprägter PR-Stil sind empfehlens- oder gar nachahmenswert. Zumal ihn das wiederholt in Konflikte mit der US-Börsenaufsichtsbehörde gebracht hat. Aber wenn Musk etwas kann, dann ist es, eine Story zu liefern. Und am besten jeden Tag eine neue.

Denn möglicherweise reichen einfache Meldungen zu Großaufträgen gerade angesichts der großen Konkurrenz auf dem Wasserstoff-Markt heutzutage nicht mehr aus, um Anleger bei Laune zu halten. Material für gute Geschichten bietet der Hoffnungsträger Wasserstoff eigentlich genug.

Am kommenden Mittwoch, 16. Februar, gibt Nel ASA seine Geschäftszahlen für das vierte Quartal 2021 bekannt. Man darf gespannt sein, was möglicherweise sowohl danach als auch bereits im Vorfeld Stoff für Diskussionen bietet.

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