Liebe Leserin, lieber Leser,
„Eines ist klar: In 2024 werden Wasserstoff-Aktien explodieren.“ Diese Behauptung stammt nicht von uns, sondern von einem anderen Branchen-Beobachter. Wenn Sie unseren Newsletter Wasserstoff Briefing schon einmal gelesen haben, dann wissen Sie, dass wir mit solchen Prognosen vorsichtiger sind. Das Zitat zeigt jedoch, dass Wasserstoff-Aktien die Börse geradezu elektrisieren.
Das war am gestrigen Donnerstag nicht anders. Auch wenn man im Fall der ITM Power-Aktie vielleicht zwischenzeitlich eher von einer Implosion als einer Explosion des Aktien-Kurses sprechen sollte. Aus gegebenem Anlass sehen wir uns daher zunächst ITM Power und sein Wertpapier noch einmal genauer an und fragen nach: Was ist da eigentlich passiert?
ITM Power: Umsatzzahlen und Prognosen
Am Donnerstag hat das britische Wasserstoff-Unternehmen ITM Power seine Zahlen für das erste Halbjahr des Geschäftsjahres 2021/22 (bis Ende Oktober) veröffentlicht. Dabei ging es neben Umsatzzahlen und Prognosen auch um den Auftragsbestand und die Ausschreibungspipeline des Unternehmens. Letztgenannte auf der Vergleichsbasis Januar betrachtet.
Speziell hinsichtlich der beiden letztgenannte Punkte konnte der Elektrolyse-Spezialist glänzen. Demnach ist es gelungen, den Auftragsbestand massiv auszuweiten. In Zahlen liest sich das so: ITM Power hatte im Januar einen Auftragsbestand von 473 Millionen Pfund. Im Vergleich dazu lag die entsprechenden Marke im Vorjahreszeitrum bei 408 Millionen Pfund.
Das läuft in die richtige Richtung
Man kann das Ganze natürlich auch in Megawatt, also in der Maßeinheit der Energieleistung, die das Unternehmen zu bieten hat, beschreiben. Dann ergeben sich folgende Zahlen: Der Auftragsbestand belief sich demzufolge auf 1.379 Megawatt, verglichen mit 494 Megawatt im Januar 2021.
Und noch eine Zahl, die im Hinblick auf ein Wasserstoff-Unternehmen nicht völlig unwichtig sein dürfte: ITM Power hatte laut Geschäftsbericht 86 Megawatt an laufenden Projekten zu verzeichnen, verglichen mit 21 Megawatt im Vorjahreszeitraum. Allein im Hinblick auf diese Kennzahlen könnte man also durchaus sagen: Es läuft bei ITM Power in die richtige Richtung.
Wann erreichen sie die Gewinnschwelle?
Auch der Umsatz im Berichtszeitrum lag demnach ebenfalls deutlich über dem Vorjahreswert: Dabei stehen Umsatzerlöse von 4,2 Millionen Pfund 0,2 Millionen Pfund gegenüber. Das Vorjahr spiegelt demnach allerdings die Auswirkungen der Corona-Pandemie wider, Stichwort: Basiseffekt.
Der bereinigte EBITDA-Verlust belief sich mit 12,9 Millionen Pfund etwa auf das Dreifache des Umsatzes. Für das Börsenmagazin „Der Aktionär“ ist das denn auch ein klares Signal: Denn es unterstreiche, wie weit ITM Power derzeit von der Gewinnschwelle entfernt sei. Außerdem könnte es jederzeit Projektverzögerungen geben. Und diese hätten ggf. Umsatzverschiebungen zur Folge.
ITM Power-Aktie im Minus
Daher verwundert es dann auch nicht, dass der Handel die ITM Power-Aktie am Donnerstag erstmal deutlich ins Minus schickte. Zwischenzeitlich ist von mehr als 10 Prozent Minus die Rede, dann wieder Verringerung auf minus 6 Prozent. Und am Tag danach? Was macht man, wenn das aktuelle Zahlenwerk solch eine negative Wirkung auf den aktuellen Kurs hat?
Richtig: Man legt das Augenmerk auf eine aktuelle geschäftliche Erfolgsmeldung, die am Vortag untergegangen ist: Am heutigen Freitag teilte ITM Power den Verkauf eines 24- Megawatt Elektrolyseurs an Linde Engineering mit.
Deal für grünen Wasserstoff
Geplant ist demnach, den Elektrolyseur an einem von Yara Norge AS (kurz „Yara“) betriebenen Standort in Herøya außerhalb der norwegischen Stadt Porsgrunn, etwa 140 km südwestlich von Oslo, zu installieren.
Der Standort erstreckt sich über eine Fläche von etwa 1,5 Quadratkilometern und ist der größte Industriestandort in Norwegen. Dort werden laut Pressemitteilung jährlich 3 Millionen Tonnen Düngemittel hergestellt. Der für die Ammoniakproduktion benötigte bisher graue Wasserstoff soll dank der Zusammenarbeit mit ITM Power durch grünen Wasserstoff ersetzt werden.
Trend kommt auf den Aktienmärkten an
Die Elektrolyseureinrichtung soll im vierten Quartal 2024 von ITM Power ausgeliefert werden. Wobei mit den daraus resultierenden Einnahmen im Geschäftsjahr 2024/2024 zu rechnen sei, hieß es weiter. Die Aussicht auf eine baldige umweltfreundliche Lösung hinsichtlich der Ammoniakproduktion beschere Yara übrigens gute Chancen auf staatliche Fördermittel.
Dass man die Wirkung solcher Mitteilungen sowie überhaupt die Strahlkraft der Themen Umweltschutz, Klimaneutralität und Nachhaltigkeit auf die Aktienmärkte nicht unterschätzen sollte, belegt ein aktueller Bericht des Finanzportals „Finanzen.net“. Dort geht es um den Wasserstoff-Konzern Plug Power und dessen Bewertung durch den Wirtschaftsjournalisten Larry Ramer.
Plug Power: Bald ein Börsen-Gewinner?
Dieser habe sich in einem Beitrag auf „InvestorPlace“ positiv über Plug Power geäußert. Denn auch wenn die Plug Power-Aktie seit Jahresbeginn bis zu 35,32 Prozent verloren habe, sehe Ramer in Plug Power letztendlich einen Börsen-Gewinner.
Der positive Ausblick auf die Geschäftsbereiche Elektrolyseure und grüner Wasserstoff trüge dazu ebenso seinen Teil bei wie „die verstärkte Unterstützung der Regierungen für Wasserstoff“. Beides wird nach Meinung Ramers dafür sogen, dass sich „die Finanzergebnisse des Unternehmens langfristig erheblich verbessern“. Stichwort: Infrastrukturpakete.
Wasserstoff-Markt zieht immer mehr Player an
Ramer, so hieß es weiter, empfehle Anlegern, die es auf langfristige Investitionen abgesehen hätten, damit den Kauf des Anteilsscheins. Dem mochte sich das Finanzportal nicht uneingeschränkt anschließen, sondern wies abschließend zurecht daraufhin, dass Plug Power sich zunehmend Mitbewerbern gegenüber sehe, die ebenfalls den Wasserstoff-Markt erobern wollten.
Das hingegen können wir bestätigen. Der Wasserstoff-Markt mag sich gelegentlich etwas unübersichtlich präsentieren. Aber er ist und bleibt spannend und wird außerdem von echten Zukunftsthemen dominiert.
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