Liebe Leserin, Lieber Leser,
an der Wallstreet wurde gestern sichtlich aufgeatmet, nachdem Erzeugerpreise etwas unter den Erwartungen lagen. Dies setzte eine kleine Kettenreaktion in Gang. Erwartet wird an den Märkten, dass der Druck auf die US-Notenbank Fed nun eher nachlässt und diese sich umso wahrscheinlicher zu einer Zinssenkung im September hinreißen lassen wird. Im besten Fall käme dies noch genau zum richtigen Zeitpunkt, um ein Abdriften in eine Rezession der größten Volkswirtschaft auf dem Planeten zu verhindern.
Die Folge solcher Erwartungen waren Kursgewinne auf breiter Flur, was sich auch über die USA hinaus bemerkbar machte. Die jüngsten Zweifel scheinen wieder ein Stück weit der Zuversicht Platz zu machen und auch bei Wasserstoff-Aktien gab es als Reaktion darauf grüne Vorzeichen zu bewundern.
Plug Power versucht es noch einmal
Auf der Seite der Gewinner stand etwa die Aktie von Plug Power, die um fast zehn Prozent bis auf 2,14 US-Dollar zulegen konnte. Damit konnte auch die psychologisch wichtige Marke bei 2 Dollar zurückerobert werden. Wie nachhaltig dies sein mag, steht aber noch in den Sternen. Nüchtern festhalten lässt sich, dass es abseits der besseren Marktstimmung keinen zwingenden Grund für solche Aufschläge zu vernehmen gab.
Plug Power hat noch immer enttäuschende Quartalszahlen im Nacken, und dies in einer finanziell mehr als angespannten Ausgangslage. Über Wasser halten konnte das Unternehmen sich in diesem Jahr einzig und allein durch frische Kredite und Kapitalerhöhungen. Zu leiden hatten und haben darunter in erster Linie die Investoren, denen schon das eine oder andere Mal der Geduldsfaden gerissen ist. Kapazitäten werden zwar fleißig erweitert, doch größere Auftragseingänge bleiben leider noch ein Wunschtraum.
ITM Power punkte mit Shell
ITM Power hat zwar mit ähnlichen Problemen zu kämpfen, konnte aber jüngst für ein kleines Ausrufezeichen sorgen. Das Wasserstoffunternehmen teilte zu Wochenbeginn mit, einen neuen Vertrag mit Shell abgeschlossen zu haben. Jener sieht die Lieferung von Elektrolyseuren mit einer Leistung von insgesamt 100 Megawatt bis zum Jahr 2027 vor. Dann will Shell den Energie- und Chemiepark Rheinland in Betrieb nehmen.
Finanzielle Eckdaten zu dem Deal wurden nicht mitgeteilt. Davon ließen die Börsianer sich aber nicht weiter stören. Die ITM Power-Aktie, welche kürzlich noch mit der Linie bei 0,60 Euro zu kämpfen hatte, legte gestern um etwas mehr als zehn Prozent zu. Trotz kleinerer Verluste am Mittwochmorgen standen zum Zeitpunkt des Entstehens dieses Artikels noch relativ ansehnliche 0,70 Euro auf dem Ticker. Von einer zwingenden Trendwende lässt sich noch nicht sprechen, da ähnliche Bewegungen im laufenden Jahr schon des Öfteren zu sehen waren und ITM Power zuverlässig spätestens bei 0,80 Euro wieder nach unten abprallte. Dennoch könnte es ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung gewesen sein und mindestens ein weiterer Kursrutsch konnte erst einmal verhindert werden.
ITM Power Aktie Chart
Nel ASA bleibt außen vor
Die bessere Laune zog sich leider nicht durch das komplette Segment. Bei Nel ASA dürften die Minen der Anleger sich derzeit kaum aufhellen. Denn trotz eines Aufschlags von 2,4 Prozent heute Morgen gibt es Anzeichen für einen Durchbruch nach Norden hier nicht zu sehen. Der Kurs steigerte sich mit etwas Wohlwollen und großzügigem Runden auf 0,48 Euro. Angriffe auf den Widerstand bei 0,50 Euro scheinen die Bullen aber nach wie vor nicht wagen zu wollen.
Ändern ließe sich das vielleicht mit frischen (Groß-)Aufträgen, von denen aber weit und breit nichts zu sehen ist. Genau das ist weiterhin mit eines der grundsätzlichen Probleme im Segment. Kaum jemand zweifelt ernsthaft die Chancen von Wasserstoff an. Doch Geld verdienen die Unternehmen damit in den seltensten Fällen. Auch das einst mit viel Rückenwind an die Börse gestartete ThyssenKrupp Nucera bekommt die Auftragsflaute deutlich zu spüren.
Außer Spesen nichts gewesen?
Bis sich nun Politik und Wirtschaft bequemen, Wasserstoff mehr Aufmerksamkeit und vor allem Investitionen zu widmen, sitzen die Unternehmen aus dem Segment auf teils hohen Schulden und der Notwendigkeit weiterer Investitionen. Die Hoffnung auf sinkende Zinsen bringt zwar die Aussicht auf potenziell nachlassende Kapitalkosten mit sich. Das allein reicht aber als Argument für spontane Investments freilich nicht aus. Es braucht mehr Nachrichten wie bei ITM Power, und das bevorzugt in einer deutlich höheren Frequenz als bisher.
So bleibt es aber bei einem eher dunklen Ausblick, der lediglich hier und dort von manchem Lichtblitz erhellt wird. Umgekehrt wäre es den meisten Marktakteuren weitaus lieber. Doch auch der zuversichtlichste Wirtschaftsminister kann nicht darüber hinwegtrösten, dass es auf der Nachfrageseite weiterhin viel Nachholbedarf gibt.
Der Schein könnte trügen
Auf den ersten Blick scheinen Wasserstoff-Aktien wieder etwas in die Spur gefunden zu haben und aus charttechnischer Sicht gab es zuletzt manchen kleinen Erfolg zu feiern. Doch ist noch kein Verlass darauf, dass darauf die lang ersehnte Erholungsrallye folgen wird. Dafür ist die Stimmung an den Märkten noch immer zu nervös und auch auf die Gefahr hin, als Spaßbremse zu gelten: fundamentale Entwicklungen geben größere Sprünge in Richtung Norden bislang noch nicht her. Es bleibt also in erster Linie die Hoffnung, dass Tiefpunkte überwunden werden konnten. Das wäre aber ja schon mal ein Anfang.
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