Wasserstoff-Aktien: Ist der Wendepunkt erreicht?

Liebe Leserin, lieber Leser,

heute beschäftigen wir uns im Wasserstoff Briefing damit, warum die Technologie in Sachen Mobilität noch lange nicht auf dem Abstellgleis angekommen ist und welche Rolle die Bemühungen von Südkorea dabei spielen. Außerdem sehen wir uns an, wie die Börse die Zahlen von Nel ASA verkraftet hat und wie die Abfallwirtschaft für neuen Schwung sorgen könnte.

Rund zweieinhalb Wochen ist es nun her, dass Nel die Zahlen für das zweite Quartal präsentierte und wieder einmal deutliche Verluste ausweisen musste. Nachdem die Anleger darauf zunächst mit Kursverlusten reagierten, scheint die Nel ASA-Aktie sich nun wieder gefangen und stabilisiert zu haben.

Am Boden angekommen?

Von 1,29 Euro ging es bis heute wieder auf 1,47 Euro aufwärts, und hier scheint der Titel sich regelrecht festgebissen zu haben. Angesichts der Tatsache, dass die letzten Meldungen nicht unbedingt eine positive Überraschung mit sich brachten, ist das wohl nicht die schlechteste Entwicklung.

Es ist weiterhin klar zu spüren, dass die Stimmung an den Märkten in Sachen Wasserstoff nachgelassen hat. Der ganz große Hype darf erst einmal für beendet erklärt werden.

Wer Ausschau hält nach hohen Kursgewinnen in möglichst kurzer Zeit, ist längst weitergezogen. Die Lage scheint sich aber wieder zu beruhigen und die laufenden Korrekturen konnten bei vielen Aktien in eine Bodenbildung übergehen.

Es tut sich was

Es gibt auch Aussichten darauf, dass Wasserstoff noch einmal richtig durchstarten könnte. Die koreanische Hyundai-Gruppe stellte kürzlich Pläne für die Verwendung der Technik auf breiter Front vor. Sie soll dabei helfen, das Unternehmen bis spätestens 2045 vollständig klimaneutral werden zu lassen.

Dazu ist unter anderem geplant, bis 2040 sämtliche kommerziellen Fahrzeuge, als Nutzfahrzeuge, Busse und dergleichen mehr, mit Batterien oder Brennstoffzellen auszustatten. Bisher gab es einen solch klaren Vorstoß noch von keinem anderen Autobauer, womit sich durchaus eine nicht zu unterschätzende Signalwirkung ergibt.

Südkorea liebt Wasserstoff

Überhaupt bewegt sich in Südkorea derzeit einiges, wenn es um das Thema Wasserstoff geht. Der von lokalen Großkonzernen ins Leben gerufene Wasserstoff-Rat soll demnach morgen offiziell ins Leben gerufen werden.

Im Rahmen der H2 Mobility & Energy Show in Goyang soll dann auch gleich der erste Gipfel der beteiligten Unternehmen stattfinden. Ob und wer außer Hyundai, SK Group und Co. daran noch beteiligt sein könnte, wurde allerdings nicht kommuniziert.

In jedem Fall geht es in Südkorea schwer vorwärts in Sachen Wasserstoff, was den Anlegern durchaus Mut machen darf. Die Zeit der grenzenlosen Euphorie mag vorbei sein, dennoch wird weiterhin viel in dem Bereich investiert und das könnte eines Tages auch in einen neuen Hype münden.

Aus Alt mach Neu

Ein wichtiges Thema ist Wasserstoff auch bei neuerlichen Plänen des Industriekonzerns Linde. Der spielt gerade mit dem Gedanken, in Polen eine Anlage aus dem Boden zu stampfen.

Jene soll nicht nur Plastik so gut wie möglich recyclen. Bei dem Prozess soll gleichzeitig auch noch grüner Wasserstoff entstehen, der als Energieträger für so ziemlich jeden beliebigen Zweck verwendet werden könnte.

Eine Machbarkeitsstudie dazu läuft in diesen Momenten bereits. Zum Einsatz kommen soll die von Powerhouse Energy entwickelte DMG-Technologie und wenig überraschend reagierte die Powerhouse-Aktie auf diese Aussichten am Montag mit einem satten Kurssprung.

Es bleibt spannend

Anscheinend finden bereits Gespräche mit Hydrogen Utopia International, dem exklusiven Lizenznehmer von Powerhouse in Polen, statt. Die sollen sich sogar schon im Endstadium befinden.

Eine Garantie für einen Abschluss ist das natürlich nicht, aber immerhin eine nette Aussicht und solche können wir beim Thema Wasserstoff nach dem eher traurigen ersten Halbjahr gut vertragen.

Insgesamt gab es im Sektor in der letzten Woche nicht die große Sensation zu sehen. Es mehren sich aber kleinere positive Meldungen und das lässt die Laune bei den Käufern wieder spürbar anheben. Das macht sich dann auch in steigenden Aktienkursen bemerkbar.

Das Ende der Korrekturen?

Ob Nel ASA, Plug Power oder eben Powerhouse Energy: die vergangene Woche brachte nahezu ausnahmslos grüne Vorzeichen mit sich, wenn auch in einem eher bescheidenen Ausmaß. Zu den größeren Gewinnern zählte derweil die Powertap Hydrogen Capital-Aktie.

Die konnte vom bisher noch zarten Stimmungswechsel besonders profitieren und quasi in letzter Minute einen Sturz in Richtung Kurskeller noch verhindern. Bei 0,50 Euro prallte der Titel nach oben ab und durchbrach nach Zugewinnen von gut 20 Prozent eindrucksvoll die Marke bei 0,60 Euro.

War das überfällig?

Das alles sind Anzeichen dafür, dass die Märkte sich wieder beruhigen. Jeder Hype findet irgendwann ein Ende, und das ist vor allem an der Börse in den seltensten Fällen schön. Die Korrekturen bei Wasserstoff-Titeln waren letztlich nur eine Frage der Zeit und gehen auch in der Höhe in Ordnung.

Solange uns nicht die nächste Hiobsbotschaft erwartet, ist jetzt die Zeit gekommen, den Blick wieder nach oben zu richten. Langfristig bietet der Sektor ein enormes Potenzial. Es ist viel Geduld gefragt, aber bis zur Mitte des laufenden Jahrhunderts könnte hier ohne Weiteres einer der wichtigsten und größten Märkte auf dem Erdball entstehen.

Für die Mutigen ergibt sich mit den derzeit niedrigen Kursen eine interessante Einstiegschance in den Sektor, sei es in Form einzelner Titel oder eines ETF.

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