Liebe Leserin, lieber Leser,
gefühlt ist das neue Jahr gar nicht mehr so neu, dafür aber schon mit einigen – nennen wir es „Herausforderungen“ – belastet. Dennoch möchte ich Ihnen an dieser Stelle zunächst ein glückliches, gesundes und erfolgreiches neues Jahr wünschen, – bevor wir uns im heutigen Newsletter Wasserstoff Briefing mit den Aussichten für Wasserstoff-Aktien in 2024 befassen.
Doch beginnen wir den Ausblick mit einem Rückblick: Das Jahr 2021 war vor allem in den letzen Monaten bei den Wasserstoff-Aktien geprägt von dem Gegensatzpaar Pure Player und Blended Player. D. h. „reine“ Wasserstoff-Unternehmen lieferten sich einen interessanten Wettbewerb mit Mischkonzernen um die Gunst der Anleger für Wasserstoff-Aktien.
Blended Player trumpften groß auf
Und während also Wasserstoff-Pioniere und Brennstoffzellen-Spezialisten wie Nel ASA, Plug Power, Ballard Power oder auch ITM Power im vergangenen Jahr zu kämpfen hatten, trumpfte der ein oder andere Blended Player in den zurückliegenden Wochen groß auf. Um ein paar Beispiele zu nennen, die vielleicht auch Ihnen noch in Erinnerung sind:
Thyssenkrupp etwa brachte sich mit seiner Wasserstoff-Tochter Thyssenkrupp Uhde Chlorine Engineers erfolgreich und positiv in die Börsen-Schlagzeilen. Der Einstieg ins Wasserstoffgeschäft und die Meldungen über Großaufträge und Projekte wirkten sich positiv auf die Aktie aus. Und es hat aktuell ganz den Anschein, als wolle das Unternehmen dies in 2024 fortsetzen.
Linde: Engagement in Wachstumsmärkte
Der Gaskonzern Linde war Ende November 2021 der wertvollste Dax-Konzern. Insbesondere Lindes Engagement in Wachstumsmärkten wie Elektronik und saubere Energie in Verbindung mit einem robusten Geschäftsmodell machten die Aktie für Investoren attraktiv. Darüber berichtete seinerzeit ausführlich das „Handelsblatt“.
Für die Wasserstoff-Aktien gegenüber eher skeptischen Experten beim Finanzportal „Onvista“ kommen denn Ende 2021 auch „nur“ bzw. vor allem zwei Blended Player infrage, wenn es um das Investment Wasserstoff-Aktien geht: Das sind demnach Linde und Air Liquide. Die Begründung dafür liegt demzufolge auf der Hand:
Wasserstoff gewinnt an Bedeutung
Trotz einem für viele Wasserstoff-Aktien enttäuschenden Jahr dürfte Wasserstoff zukünftig für Wirtschaft und Industrie an Bedeutung gewinnen. Zugleich seien jedoch beide Unternehmen dank ihrer breiteren Aufstellung und Größe nicht auf den schnellen finanziellen Erfolg ihrer Wasserstoff-Geschäfte angewiesen. Damit hätten sie eine günstigere Ausgangsposition als mancher Pure Player.
Denn wir erinnern uns: Profitabilität könnte man als die Achillesferse der Pure Player bezeichnen. Aktien aus der Wasserstoff-Branche bezeichnen Börsenexperten denn auch als kapitalintensive Wertpapiere. Diese haben, ebenso wie Technologiewerte, gleich mal zu Beginn des Jahres eine Belastungsprobe absolvieren müssen.
Welche Rolle spielt die Zinspolitik der Fed?
Damit kommen wir zu der einen Hypothek, die die Wasserstoff-Aktien nun mit ins neue Jahr schleppen: Es geht um die Neuausrichtung der Zinspolitik der US-Notenbank Fed. Als deren Protokoll ihrer jüngsten Zinssitzung in der ersten Kalenderwoche des Jahres 2024 publik wurde, kam es zu einem „Schreckmoment“ an der Börse.
Die im Protokoll geäußerten Ansichten einiger Notenbankmitglieder, dass es eventuell gerechtfertigt sei, die Zinsen früher oder in einem schnelleren Tempo als bislang erwartet anzuheben, verunsicherten die Anleger. Und das wirkte sich dann beispielsweise auch auf die Nel ASA-Aktie und ihre Kursentwicklung aus.
Stabilisierung der Aktienmärkte
Man kann das jedoch auch als eine Momentaufnahme Anfang Januar sehen. Der Vollständigkeit halber muss man ohnehin hinzufügen, dass es durchaus Ökonomen gibt, die die neue Zinspolitik der Fed positiv bewerten. Das geht aus Interviews hervor, die das „Handelsblatt“ zum Thema führte. Dabei war auch von einer dadurch möglichen Stabilisierung der Aktienmärkte die Rede.
Eine Stabilisierung des Kurses, das dürften sich Anleger im Hinblick auf Nel ASA aktuell wünschen. Ähnliches gilt für die Plug Power-Aktie. Auch deren Start ins neue Jahr lief – vor allem unter charttechnischen Gesichtspunkten – bisher nicht so gut. Oder wie es das Portal „börsenNews“ am Montag beschrieb: „Es muss zunächst mal um Schadensbegrenzung gehen.“
Nel ASA: Markt mit horrendem Wachstum
Dabei ist ja nicht so, als ob die Pure Player operativ nichts zu bieten hätten, im Gegenteil: Nel ASA hat beste Karten an der Elektrolyseur-Auftragsfront. Ein Markt, der horrendes Wachstum verspricht, wenn auch noch nicht morgen oder übermorgen, sondern erst in zwei, drei Jahren.
Plug Power denkt noch mal in ganz anderen Dimensionen und ist am Aufbau und dem Betrieb von ganzen Wasserstoff-Infrastrukturen beteiligt. Auch bei Ballard Power, dessen Aktie gleichfalls holprig gestartet ist, lassen sich positive Schlagzeilen finden. So spricht das Magazin für Wasserstoff und Brennstoffzellen „Hzwei“ von Erwartungen an hohen Umsatz und Gewinn.
Nachhaltigkeitskriterien für Investoren
Doch nun kommt die zweite Hypothek ins Spiel, mit der meiner Meinung nach die Wasserstoff-Aktien belastet werden könnten. Sie bezieht sich nicht auf Kursverläufe oder charttechnische Gegebenheiten, sondern auf die notwendigen Investitionen in den Wasserstoff-Sektor: Es geht um den Entwurf der EU-Kommission zu Nachhaltigkeitskriterien für Investoren.
Wie inzwischen allgemein bekannt sein dürfte, sieht der Entwurf des Taxonomie genannten EU-Klassifizierungssystems vom 31. Dezember 2021 vor, dass Investitionen in Atomkraft und Erdgas – zumindest befristet – als nachhaltig eingestuft werden sollen. Das Klassifizierungssystem soll den Finanzmärkten bei der Entscheidung helfen, welche Investitionen „grün“ sind.
Wer bekommt das Geld?
Das hat für erhebliche Unruhe bei einigen EU-Mitgliedstaaten gesorgt. Insbesondere Österreich und Deutschland waren „not amused“, auch wenn es sich bisher nur um einen Entwurf handelt. Ein Kommentar beim „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ spricht dabei den für uns wichtigen Punkt an:
Denn „unterm Strich könnte nun Geld dorthin fließen, wo es – wie im Fall der Atomkraft – Probleme vermehrt oder dort fehlen, wo zukunftsfähige und wirklich nachhaltige Technologien entstehen“, heißt es da. In diesem Zusammenhang tröstet es immerhin ein wenig, dass der deutsche Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) grünen Wasserstoff weiterhin explizit fördern will.
Wichtige Weichen für Wasserstoff-Aktien
Beobachter fürchten allerdings, dass die Mehrheit der EU-Mitgliedstaaten in der Nutzung „nahezu emissionsfreier Kernkraft einen erheblichen Faktor beim Erreichen ihrer Klimaziele“ sieht. Das Atommüllproblem hingegen werde komplett ausgeklammert. Es bleibt daher spannend, ob Wasserstoff-Projekte und -Strategien weiterhin in und für Europa eine Rolle spielen.
In 2024 werden also wichtige Weichen für die Wasserstoff-Aktien gestellt. Das geschieht bei jedem einzelnen Unternehmen hinsichtlich des betriebswirtschaftlichen Agierens. Das geschieht aber auch auf der globalen Ebene. Ob die Stunde der Wahrheit für die Wasserstoff-Aktien zur Stunde der Sieger wird, ist derzeit völlig offen. Da hilft nur aufmerksames Beobachten.
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