Liebe Leserinnen und Leser,
Wasserstoff-Aktien zum Schnäppchen-Preis? In der laufenden „Black Friday Week“ könnte das passieren, wenn die Turbulenzen bei Nel ASA, Plug Power und Co anhalten. Zur Erinnerung: Nicht nur Nel ASA ist derzeit ein PennyStock. Auch ITM Power ist auf diesem Niveau angekommen. Doch die Gefahr lauert woanders. Mehr dazu im heutigen Newsletter Wasserstoff Briefing.
Eigentlich sind die Rahmenbedingungen für Wasserstoff-Aktien wie beispielsweise Nel ASA doch gar nicht so schlecht. Denn allenthalben bekunden Politiker in Wort und Tat ihr Festhalten an Wasserstoff als einem Hauptakteur in der angestrebten Energiewende. Jüngstes Beispiel dafür: Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat am heutigen Montag eine H2-Partnerschaft angekündigt.
Bundeskanzler Scholz: Wasserstoff aus Afrika
Adressat dafür sind demnach afrikanische Staaten. Diese nehmen derzeit an der sogenannten „Compact with Africa“ in Berlin teil. Bei diesem Gipfeltreffen mit afrikanischen Staats- und Regierungschefs hat Scholz laut Medienberichten dafür geworben, in Afrika klimafreundlichen Wasserstoff zu produzieren. Deutschland würde diesen dann in großen Mengen importieren.
Auch die konkreten Ankündigung von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck in der vergangenen Woche sollten die Stimmung im Wasserstoff-Sektor eigentlich aufhellen. Dabei ging es um den Ausbau eines sogenannten Wasserstoffkernnetzes mit rund 9700 Kilometern an Leitungen. Doch das Kernproblem speziell bei Nel ASA dürfte derzeit ein anderes sein:
Die Kursperformance der Nel ASA-Aktie
Es fehlt weiterhin an „Big Orders“, Meldungen zu Großaufträgen oder zumindest Meldungen, die hohe Fördersummen in Aussicht stellen. Denn darauf ist der norwegische Pure Player angewiesen. Ohne neue unternehmensrelevante News jedoch dürfte es Nel ASA weiterhin schwerfallen, sich aus der prekären Situation zu befreien. Denn charttechnisch betrachtet gilt der Abwärtstrend als massiv.
Plug Power: Zu abhängig von Förderung
Wie fragil eine Kursentwicklung ist, die sich aus Hoffnung auf zukünftige staatliche Unterstützung und Förderung speist, muss derzeit Plug Power erfahren. Zwar halten einige Analysten auch dieser Aktie weiterhin mit hochgesteckten Kurszielen die Treue. Doch an der Börse hat Plug Power jüngst relativ viel Vertrauen verspielt.
Daran hatten die schlechten Quartalszahlen des jüngst vorgelegten Berichts zum 3. Quartal 2024 ebenso ihren Anteil wie die düsteren Prognosen und Andeutungen zur Geschäftsentwicklung. Dabei hat das vor gut einem Jahr noch ganz anders für Plug Power ausgesehen. Denn die US-Regierung unter Joe Biden hatte im Herbst 2022 den Inflation Reduction Act (IRA) aus der Taufe gehoben.
Größter Coup der Wasserstoff-Player
Und der größte Coup aus Sicht der Wasserstoff-Player weltweit sind dabei die Steuergutschriften für die Produktion von sauberem Wasserstoff gewesen. Daraufhin überschlugen sich die Analysten. Denn zuerst errechnete man, dass dadurch die Kosten für grünen Wasserstoff schneller fallen sollten als bis dato genommen.
Günstiger grüner Wasserstoff dürfte seinerseits die Investitionen beflügeln, den Ausbau vorantreiben und letztlich Pure Player wie Plug Power schneller in die Gewinnzone bringen als gedacht. Doch erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Denn die Steuergutschriften für sauberen Wasserstoff sind in den USA immer noch Zankapfel Nummer eins, wenn es um Wasserstoff geht.
Umstrittene Steuergutschriften für Wasserstoff
Dabei geht es bekanntlich um die Regeln und Bedingungen, die die Hersteller von grünem Wasserstoff einhalten sollen, um die Einspeisung zusätzlicher fossiler Energie in das Netz zu vermeiden. Das zuständige US-Finanzministerium erwägt demnach, zusätzlichen Regeln aufzustellen, wie sie auch in den delegierten Rechtsakten der EU festgelegt sind.
Diese Leitlinien wollte man bereits im August 2024 veröffentlichen. Dann ist vom Ende des Jahres die Rede gewesen. Doch das Thema ist in den USA mittlerweile dermaßen umstritten, dass Insider nicht mehr mit einer Veröffentlichung des Leitfadens noch in 2024 rechnen. Das geht aus einem aktuellen Bericht auf dem Portal „HydrogenInsigth“.
Hemmnis für Investitionen – und Wachstum
Dieses beruft sich auf eine Nachrichtenagentur und auf eine nicht mit Namen genannte Quelle. Sollte sich dies bewahrheiten, dann wäre das eine denkbar schlechte Nachricht für Plug Power, Nel ASA und Co. Denn das Fehlen eines Leitfadens hat es den Projektentwicklern bisher extrem schwer gemacht, eine endgültige Investitionsentscheidung zu treffen, wie der Bericht erläutert.
Das habe dazu geführt, dass der Markt, von dem viele Analysten als dem führenden Markt für die Produktion von sauberem H2 ausgingen, nun auf Eis liege. Diese Hängepartie dürfte auch ITM Power nicht gefallen. Als PennyStock hat die Aktie des britischen Wasserstoff-Spezialisten derzeit sichtlich Mühe. Jüngst hat der Player verkündet, sich auf dem US-Markt positionieren zu wollen.
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