Liebe Leserin, Lieber Leser,
Wasserstoff-Aktien haben keinen allzu guten Start in die neue Woche erwischt. Zu spüren bekommt der Sektor einen allgemeinen Trend zu Gewinnmitnahmen nach einer mehr als erfolgreichen Vorwoche. Der sorgt nicht nur beim DAX für rote Vorzeichen, sondern eben auch bei den üblichen Verdächtigen aus dem Wasserstoffbereich. Zu den größten Verlierern zählte am Montagmorgen etwa die Aktie von Hexagon Purus.
Nachdem jene sich kürzlich noch an einem Ausbruch aus Pennystock-Regionen versuchte, ging es nun recht deutlich um 7,4 Prozent bis zum Vormittag abwärts. Der Kurs wurde dadurch auf nur noch 0,94 Euro zurückbefördert und die Schlacht um die 1-Euro-Marke scheint zunächst verloren zu sein. Das ist durchaus als ein Rückschlag zu werten, auch wenn die Bullen noch einen komfortablen Abstand zum Rekordtief bei 0,73 Euro halten können.
Hexagon Purus weiter im Abwärtstrend?
Aus charttechnischer Sicht muss die Hexagon Purus klar Schlappe hinnehmen, wenngleich Optimisten darin noch manche Chance sehen mögen. Denn fundamental sieht es nicht vollkommen katastrophal aus und immerhin konnte das Unternehmen in diesem Jahr einige Auftragseingänge vorweisen. Doch die große Wende will sich noch immer nicht einstellen. Sollten die Käufer nicht noch eine oder zwei Schippen drauflegen, sieht es weiterhin nach einem aktiven Abwärtstrend aus.
Leider sind Gewinnmitnahmen heute aber nicht die einzigen ernüchternden Neuigkeiten für Wasserstoff-Aktien. Weitere schlechte Neuigkeiten gibt es aus Großbritannien. Der Inselstaat setzt eigentlich viel auf Wasserstoff und will diesen in Zukunft in immer mehr Bereichen zum Einsatz bringen. Ein Projekt für die Erprobung in privaten Haushalten wurde nun aber zunächst abgebrochen, wie die „FAZ“ berichtet.
ITM Power gerät unter Druck
Konkret geht es um das Vorhaben, in einem Pilotprojekt in der Kleinstadt Redcar bis zu 20 Prozent Wasserstoff zur dortigen Gasversorgung beizumengen. Die Hoffnung war dabei, die CO2-Emissionen deutlich reduzieren zu können, ohne dass die Bewohner ihre Heizungen hätten aufwendig umrüsten müssen. Das Ganze scheiterte letztlich jedoch am Widerstand in der Bevölkerung. Zu hohe Kosten und Sicherheitsbedenken haben dem Vernehmen nach zu großer Ablehnung geführt.
Die britische Regierung will zwar weiterhin erproben, ob Wasserstoff perspektivisch eine Alternative zu fossilen Brennstoffen in Privathaushalten darstellen kann. Doch Experten rechnen damit das das Ganze auf absehbare Zeit nur eine geringe Bedeutung haben wird. Schwer enttäuscht reagieren darauf vor allem die Anteilseigner britischer Wasserstoff-Unternehmen. ITM Power gab heute Morgen um sechs Prozent nach und fiel auf nur noch 0,66 Euro zurück. Auch hier entweicht viel Luft aus einer vorherigen Aufwärtsbewegung.
Ist die Rallye bei Ballard Power abgesagt?
Jenseits des Atlantiks ist das Bild nur geringfügig besser. Die große Freude über potenziell nachlassende Zinsen scheint schon wieder abzuklingen und es lassen sich bei Plug Power dezente Verluste verzeichnen. Ballard Power verlor am Montagmorgen sogar um gleich 3,9 Prozent an Wert und wertete bis auf 3,38 Euro ab. Das ist noch lange kein Weltuntergang, aber eben auch kein Anzeichen für eine Fortsetzung der Erholungsrallye.
Im Gegenteil, mit den Abschlägen von heute Morgen schicken die Bären Ballard Power wieder unter die wichtige 100-Tage-Linie, welche bei 3,40 Euro zu verorten ist. Aus rein charttechnischer Sicht spricht das gegen eine anhaltende Erholung und damit letztlich für einen noch immer aktiven Abwärtstrend. Vielleicht war damit aber auch ein wenig zu rechnen, da sich trotz Spekulationen um sinkende Zinsen keine fundamentalen Veränderungen ergeben haben.
Nel ASA: Die große Ausnahme?
Konträr zu diesen Enttäuschungen schaffte Nel ASA es am Montagmorgen, die Kurse weiter in Richtung Norden zu bewegen. Sehr erfolgreich scheinen die Käufer sich hier gegen die allgemeine Katerstimmung stellen zu können und es ging zunächst um 4,7 Prozent bis auf 0,68 Euro aufwärts. Seit dem vor wenigen Tagen erreichten 52-Wochen-Tief bei 0,53 Euro ging es damit schon um rund 25 Prozent aufwärts.
Allerdings lässt sich argumentieren, dass derartige prozentuale Aufschläge letztlich nur durch den vorherigen Kursverfall ermöglicht wurden. Es ist in die dezente Erholung noch nicht allzu viel hineinzuinterpretieren. Manch einer erinnert sich vielleicht noch daran, dass Nel im Sommer noch um die Marke bei 1,20 Euro kämpfte. Davon können derzeit selbst die größten Optimisten bestenfalls träumen. Um die Aufwärtsbewegung etwas zu zementieren, müsste mindestens das Novemberhoch bei 0,74 Euro anvisiert werden. Ob dies ohne frische Auftragseingänge oder ähnliche erfreuliche Neuigkeiten gelingt, daran zweifeln viele Beobachter recht offen.
Das reicht noch nicht für das Comeback der Wasserstoff-Aktien
Was also ist aus den vergangenen Tagen letztlich mitzunehmen? Es gibt durchaus etwas neue Hoffnung, speziell wenn es um das Thema Zinsen geht. Lassen jene nach, würden sich die Kapitalkosten der allermeisten Wasserstoffkonzerne deutlich reduzieren, was die Aktien für Anleger wieder attraktiver macht. In einigen Fällen würden auch neuerliche Kapitalerhöhungen unwahrscheinlicher werden. Doch es handelt sich bisher eben noch um ein rein theoretisches Szenario.
Ob dieses eintreffen wird oder nicht, da wollen sich die Notenbanken bisher noch nicht festlegen. Das ist eine eher dünne Basis, um darauf schon eine große Rallye begründen zu wollen. Es fehlt nach wie vor an den Aussichten auf eine fundamentale Besserung der Lage und diesbezüglich ganz speziell an frischen Auftragseingängen. Solange sich daran nichts ändert, sind Investments weiterhin als spekulativ anzusehen. Die langfristig sehr freundlichen Aussichten können darüber nur zum Teil und ganz offensichtlich nicht jeden hinwegtrösten.
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