Liebe Leser,
der Wind hat sich gedreht: Erfolgsmeldungen zu Wasserstoff-Aktien haben wieder Konjunktur. Dementsprechend klettern die Wertpapiere der üblichen Verdächtigen wie Ballard Power, Nel ASA oder Plug Power wieder nach oben. Was steckt dahinter? Vor allem aber: Welche Gründe sprechen über den Tag hinaus für Wasserstoff-Aktien?
„Die Zukunft gehört dem Wasserstoff-Antrieb“, sagt Peter Schuler, Hauptgeschäftsführer der Kraftfahrzeug-Überwachungsorganisation freiberuflicher Kfz-Sachverständiger e. V., kurz KÜS genannt. Gemeinsam mit der Fachzeitschrift kfz-Betrieb führt KÜS regelmäßig Umfragen durch.
Autofahrer: Warten auf die Brennstoffzelle
Der sogenannte Trend-Tacho fragt nach, wo bei Autofahrern und anderen Fahrzeughaltern der Schuh drückt. Noch wichtiger: Aus dem Trend-Tacho lässt sich herauslesen, welche Angebote und Produkte der Kfz-Branche bei den Kunden hoch im Kurs stehen. Mit anderen Worten: wofür sie bereit sind, Geld auszugeben.
Schulers Aussage zum Wasserstoff-Antrieb bezieht sich auf die aktuelle Trend-Tacho-Umfrage der KÜS im Frühjahr 2021. Man hat die Autofahrer nach ihren Favoriten bei den alternativen Antrieben gefragt. Dabei gewinnt zwar der Hybridmotor, gefolgt von Wasserstoff- und Elektrofahrzeugen, aber die ökologisch sinnvollste Antriebsart sehen 73 Prozent der Befragten in der Brennstoffzelle.
Eine klassische Win-Win-Beziehung
Warum ist diese Information im Hinblick auf Wasserstoff-Aktien wichtig? Ganz einfach: Die Mobilitätsbranche braucht die Wasserstoff-Technologie, um den politisch und gesellschaftlich gewünschten ökologischen Wandel durchzuführen. Kooperationen zwischen Wasserstoff-Pionieren und Unternehmen etwa der Automobilindustrie sind daher eine klassische Win-Win-Beziehung.
Denn es ist ja nun kein Zufall, dass sich beispielsweise Ballard Power Systems jüngst mit dem Automobilzulieferer Linamar Corporation zusammengetan hat. Die Hintergründe dieses Deals hat Finanzportal „finanzen.net“ beleuchtet: Langfristiges Ziel der kanadisch-kanadischen Zusammenarbeit ist demnach die Produktion wasserstoffbetriebener Nutzfahrzeuge.
Ballard Power-Aktie mit Rückenwind
Der erste Schritt ist die gemeinsame Entwicklung einer Brennstoffzellen-Antriebslösung. Dabei gibt es eine klare Arbeitsteilung: Ballard Power stellt das Brennstoffzellensystem zur Verfügung. Von Linamar kommen das Fahrgestell, die Gehäuse für den Antrieb und die Tanks. Bei erfolgreicher Testphase will man ein Joint Venture zum Vertrieb der neuen Antriebskomponente gründen.
Die Ballard Power-Aktie startete übrigens am heutigen Dienstag sehr gut in den Handel. Am Vormittag meldeten die Finanzmedien, dass das Wertpapier von Ballard Power zu den Bestperformern des Tages zähle und sich ein deutlicher Trend Richtung Norden abzeichne.
Auch für die Nel ASA-Aktie mehrten sich zumindest in den letzten Tagen die Anzeichen für einen erneuten Aufschwung. Nach einem freundlichen Start der Nel ASA-Aktie in die Handelswoche muss man nun abwarten, ob sich die positive Tendenz festigt.
Plug Power-Aktie meldet sich zurück
Ursache und Wirkung lassen sich da bei der Plug Power-Aktie schon deutlicher festmachen: Die nun korrigierten Jahresabschlüsse von Plug Power sorgten laut Beobachter für Erleichterung bei den Anlegern. Denn nach Vorlage der korrigierten Bilanz sei die Plug Power-Aktie in die Höhe geschossen.
Zur Erinnerung: Wirtschaftsprüfer der KPMG waren im März bei der Bilanz 2020 von Plug Power auf Unregelmäßigkeiten gestoßen. Daraufhin musste Plug Power die Jahresabschlüsse der letzen drei Jahre korrigieren bzw. entsprechend anpassen. Das war für die Anleger natürlich ein Schock.
Optimistische Prognosen
Allerdings hatte Plug Power bereits im März betont, dass die notwendigen Korrekturen die Liquiditätslage, den Geschäftsbetrieb oder die Wirtschaftlichkeit von Geschäftsvereinbarungen des Unternehmens nicht beeinträchtigen würden. Das gelte auch für den Bruttoumsatz sowie den Ausblick des Wasserstoff-Unternehmens, hieß es weiter. Einzig das EPS musste man anpassen.
Aufgrund der Korrekturen verschiebt sich nun auch die Bilanzvorlage für das erste Quartal 2021. Beobachter gehen davon aus, dass in den nächsten Wochen damit zu rechnen ist. Dann wird sich erstens zeigen, ob die optimistischen Prognose von Plug Power zutreffen. Und zweitens, wie lang die von Plug Power-CEO Andy Marsh angesprochene Geduld der Aktionäre noch anhält.
Milliardenmarkt im Blick
Apropos Geduld: Neben einer gewissen Anlaufzeit brauchen die Projekte der Wasserstoff-Unternehmen auch das nötige Kleingeld, um Forschung und Entwicklung von Innovationen möglich zu machen. Es geht um Fragen der Erzeugung, des Transports, der Nutzung und der Weiterverwendung von Wasserstoff. Ein wichtiger Geldgeber ist dabei die Öffentliche Hand.
Stichwort: Energiewende. Deutschland verfolgt eine Nationale Wasserstoffstrategie und hat dabei sowohl Ökologie als auch Ökonomie im Blick. Wie das Handelsblatt Anfang des Jahres mitteilte, investiert der Bund 700 Millionen Euro in Wasserstoff-Projekte. Denn schließlich geht es um einen Milliardenmarkt und um die Technologieführerschaft bei einem Zukunftsthema.
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