Liebe Leserin, lieber Leser,
im heutigen Newsletter Wasserstoff Briefing erfahren Sie, wie Analysten den Wachstumsmarkt für grünen Wasserstoff einschätzen. Und welche Chancen sich daraus für Anleger ergeben. Und was das für Nel ASA und Co bedeutet.
Beginnen wir mal wieder mit einem kleinen Quiz und der beliebten Frage ‚Wer hat’s gesagt?‘: „Wir brauchen etwas, das die heutige Rolle des Erdgases übernimmt, insbesondere um saisonale Schwankungen und Unterbrechungen auszugleichen. Und dieses Etwas ist Wasserstoff. Es ist ein sehr leistungsfähiges Molekül, das wir ohne Kohlendioxidemissionen herstellen müssen.“
„200-faches Wachstum des Wasserstoffmarktes“
Von wem stammt dieses aktuelle Zitat? Stammt es a) vom deutschen Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne)? Stammt es b) von der Website einer Forschungseinrichtung zum Thema Wasserstoff? Oder stammt es c) vom Manager eines Energiekonzerns? Aufmerksame Leserinnen und Leser dürften es ahnen: Das Zitat stammt von keinem der Dreien.
Tatsächlich ist es der Finanzanalyst Michele DellaVigna von Goldman Sachs gewesen, der sich am gestrigen Montag in der CNBC-Sendung „Squawk Box Europe“ zum globalen Markt für grünen Wasserstoff geäußert hat. Darüber berichtete das Portal „Invezz“. DellaVigna erwartet demnach ein 200-faches Wachstum des Wasserstoffmarktes im nächsten Jahrzehnt.
„Wasserstoff ist unverzichtbar“
Im Gespräch mit den CNBC-Moderatoren legte DellaVigna, Commodity, Equity Business Unit Leader in EMEA bei Goldman Sachs, dar, welches Wachstumspotenzial er im Wasserstoffmarkt sieht. Der Experte erörterte dieses Potenzial vor dem Hintergrund der aktuellen geopolitischen Spannungen, Stichwort: Ukraine-Konflikt, und der allgemeinen grünen Transformation.
Denn Wasserstoff ist für den Finanzanalysten für den grünen Übergang der Wirtschaft, Stichwort: Dekarbonisierung, unverzichtbar. Dann folgte das zitierte Statement. DellaVigna geht laut Bericht davon aus, dass Wasserstoff in nicht allzu ferner Zukunft ein Markt mit einem Volumen von 15 Bio. $ sein wird und mindestens 15 Prozent der weltweiten Energiemärkte ausmachen wird.
Experten: Optimistische Sicht auf grünen Wasserstoff
Mit dieser optimistischen Sicht auf grünen Wasserstoff steht DellaVigna übrigens nicht allein. Das Marktforschungs- und Beratungsunternehmen Precedence Research hat Anfang des Jahres einen Report über den Markt für grünen Wasserstoff vorgelegt. Dabei hat man sich u. a. mit dem Unternehmen Nel ASA, ITM Power und Plug Power, aber auch Siemens und Linde beschäftigt.
Besondere Beachtung finden in dem Bericht außerdem die Regionen Europa und der asiatisch-pazifische Raum. Denn Europa gilt demnach als „das größte Segment des Marktes für grünen Wasserstoff in Bezug auf die (Kategorie) Region“.
Enormes Wachstum in Europa
Die Verfasser des Reports erwarten demzufolge, dass die Region Europa während des Projektionszeitraums – gemeint ist der Zeitraum von 2021 bis 2030 – ein enormes Wachstum aufweisen werde.
Dies sei auf die starke, langfristige Infrastruktur und eine Vielzahl von Optionen in dieser Branche zurückzuführen. Außerdem sänken die Kosten für die Erzeugung erneuerbarer Energien, hieß es. Und genau das könne daher ein weiterer Faktor für die Expansion sein.
Dynamisches Wachstum im asiatisch-pazifischen Raum
Der asiatisch-pazifische Raum dürfte aufgrund seiner Dynamik in das Blickfeld des Berichts gerückt sein. Er gilt demzufolge als die am schnellsten wachsende Region auf dem Markt für grünen Wasserstoff. Man begründet das mit „seiner Fähigkeit, große Infrastrukturen für die Speicherung von grünem Wasserstoff aufzubauen“. China werde dabei eine wichtige Rolle spielen.
Zusammenfassend erwartet Precedence Research, dass der globale Markt für grünen Wasserstoff bis 2030 rund 89,18 Milliarden US-Dollar übersteigen werde. Außerdem rechnet man damit, dass von 2021 bis 2030 für diesen Markt mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 54 Prozent auszugehen ist.
Wie können Investoren vom Milliardenmarkt profitieren?
Zurück zu Finanzanalyst Michele DellaVigna. Denn natürlich wollte man bei CNBC von ihm wissen, wie man denn nun vom bevorstehenden Wachstum des Wasserstoffmarktes profitieren könne? Laut DellaVigna hätten langfristige Investoren Glück, da sie mehr als eine Möglichkeit hätten, vom prognostizierten exponentiellen Wachstum des Wasserstoffmarktes zu profitieren.
Dazu lautet sein entsprechendes Zitat: „Es gibt zwei Möglichkeiten, in Wasserstoff zu investieren. Die eine ist die Investition in ein reines Elektrolyseur-Unternehmen, das im Bereich Wasserstoff tätig ist.“ Damit dürften die Pure Player gemeint sein. Wobei es sich natürlich auch um Brennstoffzellen-Hersteller handeln kann.
Viele Player – viele Möglichkeiten
Die andere Möglichkeit besteht laut DellaVigna darin, über Konglomerate zu investieren, die Wasserstoff bereits als Teil ihrer laufenden Geschäfte haben. Dazu gehören Energiedienstleister, Industriegas-, Öl- und Gasunternehmen. Also die Blended Player, die wir natürlich beim Thema Wasserstoff-Aktien auch immer auf der Rechnung haben.
Dabei ist – aus unserer Sicht – erfreulich, dass der Goldman Sachs-Experte die häufig zitierte Unübersichtlichkeit des Wasserstoff-Sektor ausdrücklich als Chance bzw. Glück bewertet. Denn das heißt doch nicht anderes, als dass dieser große Markt möglicherweise für jeden Anleger-Typ das passende Investment hat. Und es heißt vor allem, dass der große Kuchen noch nicht verteilt ist.
Ein langfristiges Investment
Wenn Sie sich gerade fragen, warum sich die Euphorie hinsichtlich des Wachstumsmarktes Wasserstoff derzeit nicht in den aktuellen Kursentwicklungen von Nel ASA und Plug Power, Ballard Power und ITM Power widerspiegelt, dann müssen wir auf das Schlüsselwort „langfristig“ verweisen. Dass Anleger von Wasserstoff-Aktien zudem eiserne Nerven brauchen, ist ohnehin bekannt.
Denn es stimmt ja: Soweit wir die aktuellen Entwicklungen gegen Dienstagmittag überblicken, geben Nel ASA und Co zumindest momentan eher ein trauriges Bild ab. Allenfalls die Plug Power-Aktie hat am Vormittag laut Börsenmagazin „Der Aktionär“ Anlass zur Hoffnung gegeben. Doch auch da sind die Meinungen in den Finanzmedien geteilt.
Das wasserstoffgetriebene Flugzeug
Flaute herrscht derzeit auch hinsichtlich der Unternehmensnews, zumindest was „unsere“ Pure Player angeht. Zum Glück gibt es die Luftfahrt: Laut „Börse-Online“ will der weltgrößte Flugzeugbauer Airbus am heutigen Dienstagnachmittag Insidern zufolge über die jüngsten Fortschritte bei der Entwicklung eines wasserstoffgetriebenen Flugzeugs informieren.
Bei der für den Nachmittag anberaumten Pressekonferenz soll es demnach um „einen Meilenstein bei der Entwicklung zum emissionsfreien Fliegen“ gehen. Was dahinter steckt und ob es das Thema Wasserstoff-Aktien tangiert, erfahren Sie dann voraussichtlich im morgigen Newsletter Wasserstoff Briefing.
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