Liebe Leserinnen und Leser,
Wasserstoff-Aktien bewegen sich in einem schwierigen Umfeld. So gehen zwar einige Beobachter davon aus, dass ein baldiges Ende der Zinserhöhungen, den Tech-Werten nützt. Und damit auch Nel ASA, Plug Power und Co. Doch die Meinungen dazu sind unterschiedlich. Außerdem gibt es noch weitere wichtige Faktoren. Mehr darüber lesen Sie im heutigen Newsletter Wasserstoff Briefing.
Doch bevor wir uns mit der grundsätzlichen Problematik des „unreifen Marktes“ (Everfuel) für Wasserstoff beschäftigen, gibt es zunächst den obligatorischen Blick auf Nel ASA und Plug Power. Von Nel ASA sind derzeit allerdings weder Worte noch Taten zu vermelden. Wenn man mal vom Hinweis auf den RenewableH2EU-Gipfel im Oktober in Brüssel absieht.
Nel ASA-Aktie: Erneute Verluste
Hinsichtlich der Nel ASA-Aktie bleiben die Einschätzungen tendenziell negativ. Daran hat die Kursentwicklung der letzten Stunden definitiv ihren Anteil. Denn am gestrigen Montag hat die Nel ASA-Aktie erneut einen Verlust hinnehmen müssen. Die Talfahrt der Aktie hat sich auch bereits am heutigen Dienstagvormittag fortgesetzt. Das bereitet Beobachtern zunehmend Sorge.
Ein wenig Hoffnung könnte ggf. die technische Analyse bieten. Darauf hat ein Kollege hingewiesen. Demnach habe die Nel ASA-Aktie in den letzten Tagen Anzeichen einer Stabilisierung gezeigt. Denn immerhin habe der Titel das Jahrestief von 10,14 Norwegischen Kronen erfolgreich verteidigen können. Das könnte man demzufolge als „bullisches Signal“ deuten.
Die Kursperformance der Nel ASA-Aktie
Dennoch bleibe die Situation unklar. Denn es sei derzeit kaum zu entscheiden, ob die diese Entwicklung für eine nachhaltige Trendwende spreche oder doch eher um eine kurzfristige Erholung. Längerfristige Erholung oder erneute Baisse – beide Szenarien seien möglich. Und nach wie vor fehlen belebende Impulse, auch wenn Analysten der Aktie wiederholt Potenzial attestieren.
Plug Power-Aktie: In unruhigem Fahrwasser
Mangelnde Klarheit und relative Unruhe bestimmen derzeit auch die Kommentare hinsichtlich der Entwicklung der Plug Power-Aktie. Denn auch diese hat zum Wochenauftakt verloren. Zwar bewegt sich die Aktie in ganz anderen Spähren als die Nel ASA-Aktie – der Bereich liegt hier immerhin zwischen 7,75 bis rund 9 USD. Doch auch hier sind unterschiedliche Szenarien denkbar.
Es kommt halt darauf an, welche Art der Analyse man zu Rate zieht. Einfach wäre es auch hier für alle Beteiligten, wenn Plug Power endlich wieder mit einem Auftrag aufwarten könnte. Oder mit einer Kooperation. Vielleicht auch mit einer Förderung oder Unterstützung für ein Projekt. Doch in dieser Hinsicht bleibt es – bisher – weiterhin ruhig.
Enapter: Neuer AEM-Elektrolyseur
Eine wichtige Neuigkeit hat indes Enapter zu vermelden. Der Entwickler und Produzent von AEM Elektrolyseuren hat am heutigen Dienstagmorgen mitgeteilt, dass er sein Produktportfolio erweitere. Mit dem „AEM Flex 120“ bringe man einen neuen AEM-Elektrolyseur auf den Markt. Denn dieses Modell eigne sich vor allem zur Dekarbornisierung von Prozesswärmeanwendungen, wie es heißt.
Damit dürften energieintensive Betriebe gemeint sein, die über Brennvorrichtungen und Öfen verfügen, mit denen sie Ziegeln, Keramik oder Glas herstellen. Denn diese seien heutzutage quasi immer auf der Suche nach emissionsfreien und skalierbaren Alternativen zu fossilen Brennstoffen, wie es in der Mitteilung heißt.
Welche Technologie macht das Rennen?
Erste Bestellungen für das Produkt seien bereits eingegangen. Auslieferungen sind demnach bereits für diesen Herbst geplant. Das könnte der Beginn eines erfolgreichen Geschäfts sein. Denn Elektrolyseure sind für die hochlaufende Wasserstoffwirtschaft und den damit verbundenen Bedarf an Wasserstoff unabdingbar.
Und noch dürfte diese neue junge Industrie auch noch reichlich Bedarf an den unterschiedlichen Technologien der Elektrolyseure haben. Damit wären dann noch alle Elektrolyseur-Hersteller von Nel ASA über Plug Power bis hin zu Bloom Energy oder – in diesem Fall – Enapter im Rennen. Wobei jede Technologie Vorteile und Nachteile mit sich bringt.
Das Ende der dänischen Wasserstofftankstelle
Das Rennen beendet ist jedoch für die Wasserstoffautos bzw. für die dänischen Wasserstoffautos. Oder noch genauer für die Wasserstoffautos in Dänemark. Denn wie am vergangenen Wochenende publik wurde, bleiben die Wasserstofftankstellen in Dänemark auf Dauer geschlossen. Konsequenz: Wer in Dänemark ein Wasserstoffauto fahre, müsse nun im Ausland tanken, erklärt der „Spiegel“.
Auf Anfrage habe der Betreiber der Wasserstofftankstellen, das Unternehmen Everfuel, dem deutschen Nachrichtenmagazin gesagt, dass es nicht genügend Nachfrage gegeben habe: Die Zahl der Wasserstoffautos habe die Erwartungen nicht erfüllt. Und nur für gerade einmal 167 Pkw mit Wasserstoff-Brennstoffzellen im Land habe sich der Betrieb der Tankstellen einfach nicht gelohnt.
Deutschland: Stagnierende Wasserstoffwirtschaft
Der Bericht wertet dies als „Fiasko für die Brennstoffzellentechnik in Dänemark“. Und auch wenn Dänemark „nur“ ein vergleichsweises kleines Land in Europa ist und Brennstoffzellentechnik für Autos wohl nicht die cleverste Anwendung von Wasserstoff darstellt, ist die Nachricht fatal. Denn natürlich bedeutet das psychologisch einen Rückschlag.
Wobei man ohnehin eine gewisse Stagnation der Wasserstoffwirtschaft feststellen kann. Zumindest was Deutschland angeht. Dazu hat sich nun im „Focus“ der Wasserstoff-Experte Sven Geitmann geäußert. Dabei beklagt er jedoch nicht nur das „Schneckentempo“ auf Seiten der Politiker, sondern liest auch der Branche selbst die Leviten. Man könne nicht alle Risiken auf den Staat abwälzen.
Globaler Wasserstoff-Hype
Denn auch die Unternehmen seien gefordert, in Vorleistung zu gehen und die Energiewende in ihrem Bereich in Angriff zu nehmen. Anders ausgedrückt: Der Rest der Welt dürfte wohl nicht darauf warten, ob und wie Deutschland sich entscheidet, am Wasserstoffboom teilzuhaben. Machen halt andere das Geschäft. Der Hype um Wasserstoff ist schließlich ein globales Phänomen.
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