Liebe Leserin, lieber Leser,
Wasserstoff-Aktien könnten im laufenden Jahr erneut zu Shootings-Stars avancieren. Das mag erklären, warum viele Analysten ihnen auch nach den Zahlen von Nel ASA und Plug Power weiterhin gewogen sind. Dafür muss die Politik jedoch für Klarheit sorgen. Denn die Debatte um Wasserstoff geht weiter. Mehr darüber erfahren Sie im heutigen Newsletter Wasserstoff Briefing.
Im Hinblick auf Nel ASA ist es nachrichtentechnisch gerade ein bisschen ruhiger. Einzig die Durchführung einer Kapitalerhöhung am gestrigen Montagabend beschäftigt die Finanzmedien. Diese konnten die Norweger laut Börsenmagazin „Der Aktionär“ erfolgreich bei Investoren demnach über ein beschleunigtes Bookbuilding-Verfahren platzieren.
Frisches Kapital für Nel ASA
Knapp 1,61 Milliarden NOK (umgerechnet etwa 144,7 Millionen Euro) flößen Nel ASA damit zu, heißt es weiter. Insgesamt habe das Unternehmen demnach 108 Millionen neue Aktien zum Kurs von 14,90 Kronen ausgegeben. Das frische Geld will der norwegische Wasserstoff-Spezialist investieren. Denn schließlich hat man große Expansionspläne, etwa in den USA.
Experten gehen davon aus, dass die durchgeführte Privatplatzierung die Performance der Nel ASA-Aktie kurzfristig negativ beeinflusst. Mittel- und langfristig attestiert man ihr hingegen Aufwärtspotenzial. Der letzte Satz könnte durchaus genauso für die Plug Power-Aktie gelten. Denn auch diesem Wertpapier bleiben die Analysten in ihren Einschätzungen weitgehend treu.
Citigroup: Daumen hoch für Plug Power
Dabei betont man stets die Langfristigkeit der Aussichten. Oder wie man bei der Finanzzeitung „Barron’s“ kürzlich getitelt hat: „Plug Powers Wasserstoff-Wachstum braucht Zeit“. Wir haben in der vergangenen Woche im Newsletter Wasserstoff Briefing bereits darauf hingewiesen, dass mehrere Analysehäuser ihre Kauf-Empfehlung für die Plug Power-Aktie beibehalten haben.
Die Kursperformance der Plug Power-Aktie
Wenngleich das mit einer Absenkung des jeweiligen Kurszieles einherging. Da reiht sich nun auch die Citigroup ein. Am gestrigen Montagabend bekräftigte das Analysehaus die Kauf-Empfehlung – und senkte den Zielpreis von 21 US-Dollar auf 20 US-Dollar. Tatsächlich ist wohl insgesamt ein Rückgang des Kurspotenzials zu beobachten, das man der Plug Power-Aktie zuspricht.
Steuergutschriften auf grünen Wasserstoff: Wer profitiert?
Wie so häufig wenn es um Plug Power und seine Geschäftszahlen geht, kommt irgendwann die Rede auf den Inflation Reduction Act (IRA) und seine Auswirkungen auf den Wasserstoff-Player. Das ist auch in der vergangenen Woche nicht anders gewesen, als sich Plugs CEO Andy Marsh nach der Präsentation der Zahlen in einer Telefonkonferenz den Fragen der Analysten stellte.
Darüber berichtete das auf Wasserstoff-Themen spezialisierte Portal „HydrogenInsight“. Dabei ging es beispielsweise im Detail darum, wer eigentlich und zu welchem Prozentsatz von den Steuergutschriften für grünen Wasserstoff profitiert. Sind das vor allem die Käufer? Oder sind es doch eher die Hersteller, die den Löwenanteil einbehalten?
US-Subventionspaket: Arbeit an den Richtlinien
Zur Erinnerung: Der Inflation Reduction Act (IRA) der USA enthält die Wasserstoff-Steuergutschriften. Damit will man die Kosten für sauberen Wasserstoff senken. Und ihn dadurch für die Nutzer finanziell attraktiver machen. Mit einer Subvention von bis zu 3 Dollar pro Kilogramm Wasserstoff dürfte das grüne H2 aus amerikanischer Produktion zu den billigsten der Welt gehören.
Wobei das laut Bericht abhängig von den Treibhausgasemissionen während des gesamten Lebenszyklus ist. Diese Regelung bedeute jedoch nicht zwangsläufig, dass alle Kosteneinsparungen an die Käufer gehen, wenn es zur Auszahlung der Steuergutschriften kommt. Ein Zeitpunkt, der noch unklar sei, da das US-Finanzministerium noch an seinen IRA-Richtlinien arbeite, heißt es.
Fragen an Plug Power
Ein bisschen beruhigend aus europäische Sicht ist es allerdings schon, dass auch die schneidigen US-Amerikaner offensichtlich mit den Details ihres Subventionspaket zu kämpfen haben und nicht nur die EU. Die Frage der Aufteilung der Steuergutschriften zwischen Herstellern und Käufern beschäftigt die Akteure der Branche mittlerweile sehr, berichtet „HydrogenInsight“.
Auf der Telefonkonferenz zu Plug Powers Finanzergebnissen musste sich Plug Powers CEO Andy Marsh der entsprechenden Frage stellen. Der Analyst PJ Juvekar, Managing Director of Equity Research bei der Investmentbank Citi, wollte demnach wissen, wie viel „IRA-Vorteil“ bei den Herstellern bleibt. Und wie viel die Hersteller an die Kunden weitergeben könnten?
Vorteil Plug Power
Darauf habe Marsh demnach folgende Antwort gegeben: „Ich denke, was 2025 der Fall ist, wird 2030-32 anders sein, d.h. zunächst wird der Produzent in der Lage sein, einen höheren Prozentsatz der Produktionssteuergutschrift zu erhalten.“ Er schätzte dann, dass es sich dabei um etwa 70 Prozent handeln könne.
Er gehe jedoch davon aus, dass mit der Zeit und dem zunehmenden Wettbewerb die Fähigkeit der Hersteller, diesen Anteil zu erhalten, abnehme. In 2028 bis 2029 spreche man wahrscheinlich eher über 30 Prozent. Die Frage, ob Plug Power einen „First-Mover-Vorteil“ habe, bejahte Marsh demnach. Davon sei er aufgrund der bisher unterzeichneten Verträge überzeugt.
CERAWeek: Die größte Konferenz der Energiebranche
In den USA findet in dieser Woche die CERAWeek von S&P Global in Houston (Texas) statt. Dabei handelt es sich laut Bloomberg um „eine der größten Veranstaltungen im Kalender der Energiebranche“. Mehr als 1.000 CEOs politische Entscheidungsträger und Finanziers seien vertreten. Die Veranstalter zitieren stolz die Bezeichnungen der Financial Times und von Politico:
Demnach habe man die Veranstaltung als „das Davos der Energie“ (Financial Times) und als „Super Bowl der Branche“ (Politico) beschrieben. CNBC habe es „die weltweit herausragende Energiekonferenz“ genannt. Plug Power ist natürlich zu Gast und wirbt demnach für den IRA. Nel ASA ist ebenfalls zu Gast und spricht am Mittwoch über die Zukunft der Elektrolyseurtechnologie.
Wasserstoff-Aktien: Im Zentrum der energiepolitischen Zeitenwende
Wir bleiben natürlich ebenfalls dran, denn zu besprechen gibt es in der Tat viel. Denn siehe da: Auch die USA streiten über die Anrechnung von Zertifikaten für grünen Wasserstoff und ringen um eine Reglung, wann die Steuergutschriften greifen sollen. Bei zu strengen Reglungen besteht die Gefahr, die aufstrebende Wasserstoff-Industrie abzuwürgen.
Bei zu laschen Regelungen besteht die Gefahr, die Klimaschutzziele nicht zu erreichen. Abwarten, ob die CERAWeek neue Erkenntnisse bringt und wie sich einzelne Unternehmen positionieren. Spannende Zeiten sind es für Wasserstoff-Player und Anleger von Wasserstoff-Aktien allemal. Denn das Investment steht im Zentrum einer energiepolitischen Zeitenwende globalen Ausmaßes.
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